Hüsten. Lisa Korte (27) aus Neheim liebt ihre verantwortungsvolle Aufgabe am Klinikum Hochsauerland

Sie ist jung und mag die Herausforderungen. „Ich will mich kontinuierlich weiterentwickeln“, sagt Lisa Korte. Die 27-Jährige ist Fachgesundheits- und Krankenpflegerin für Intensivpflege und Anästhesie am Klinikum Hochsauerland. In jungem Alter trägt sie damit ein Höchstmaß an Verantwortung für Patienten in kritischer Lage. Diese Aufgabe hat sie nie gescheut: „Ich wollte direkt auf die Intensivstation, weil diese Arbeit komplex und anspruchsvoll ist“.

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Ihr Weg in den Beruf war zielstrebig. Die ursprünglich aus Freienohl stammende und heute in Neheim lebende junge Frau besuchte das Gymnasium. Nach dem Abitur am Mariengymnasium in Arnsberg im Jahr 2014 ging sie direkt in die Ausbildung. „Ich wollte schon immer einen Beruf lernen, der sinnvoll und sozial geprägt ist“, erzählt sie. Sie wollte eine bestmögliche medizinische Ausbildung, schlug aber nicht den Weg zum Medizinstudium ein, sondern begann die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin an der Pflegeschule des Klinikums, die damals noch im Kaiserhaus in Neheim untergebracht war. Von 2014 bis 2017 lernte sie Theorie und Praxis der Pflege - mal im Unterrichtsraum und viel auf den Stationen des Klinikums.

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Die Intensivstation am Neheimer St. Johannes-Hospital ist seitdem ihr Arbeitsplatz. Pflege ist hier besonders herausfordernd. „Intensivstation ist intensiv“, sagt Lisa Korte, „wir sind die ersten, die sehen wie die Lage beim Patienten ist“. Und diese Patienten kämpfen nicht selten um ihr Leben. Der Erfolg dieses Kampfes hängt auch von der Qualität der Pflegekräfte ab.

Nicht alles von Anfang an leicht

Und so war auch für Lisa Korte am Anfang nicht alles leicht auf der Intensivstation mit dem hohen Anteil an Geräte-Pflege, der so in der Tiefe in der Grundausbildung gar nicht vermittelt werden kann. „Da stehst du wie Ochs’ vorm Berg“, erinnert sie sich, „aber man wächst dann von Woche zu Woche und Monat zu Monat an seinen Aufgaben“. Das alleine aber reichte der ambitionierten Pflegekraft nicht. Es bedürfe für die Arbeit auf der Intensivstation spezifiziertes Grundwissen über die Gerätemedizin und die dazugehörige Pflege. „Ich wollte das verstehen anstatt nur zu tun“, erklärt sie ihre Motivation für die Zusatzausbildung.

Alles auf einen Blick
Alles auf einen Blick © Eric Claßen

Die begann sie im Jahr 2020. In mehreren Modulen absolvierte sie die Qualifikation begleitend zur normalen Arbeit zwei Jahre lang. So wurde sie zur Fachkraft. Das aber zahlt sich nicht nur finanziell aus, sondern macht etwas mit dem Selbstverständnis im Job. „Man ist deutlich sicherer in dem, was man tut“, erzählt Lisa Korte, „vor allem aber gewinnt man Fachkompetenz, arbeitet viel eigenständiger im Team und auch im Austausch mit den Ärzten“.

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Die 27-Jährige ist damit der Prototyp eines Mitarbeitenden wie ihn das Klinikum Hochsauerland mit Blick auf die Eröffnung des Notfall- und Intensivmedizinzentrums in Hüsten benötigt. Ohne die entsprechenden Fachkräfte werden die in der Spitze rund 50 Intensivbetten nicht betrieben werden können. Allein für die maximal 51 geplanten Intensivbetten in Hüsten brauche es 180 Pflegekräfte im Drei-Schicht-Betrieb. „Höchstwahrscheinlich werde ich auch nach Hüsten wechseln“, sagt die Krankenpflegerin. Hierhin konzentrieren sich die intensivmedizinischen Abteilungen des Klinikums. „Die Teams werden wir da aber als Fachexpertenteams zusammenhalten“, erläutert die Klinikum-Pflegedirektorin Ina Wegener.

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Ein Arbeitsumfeld, das auch Lisa Korte entgegenkommen dürfte. „Ich mag das Aufregende und das Neue“, sagt sie, „ich bin jung und das reizt mich schon“. Ohnehin könne man dort nur viele Erfahrungen sammeln für den weiteren Berufsweg. Auf der Intensivstation kommen Grundpflege, Organisation, Medikamentenverabreichung, Gerätepflege, die Zusammenarbeit mit Ärzten und Therapeuten und die anspruchsvolle Kommunikation mit Patienten und Angehörigen in einem starken Maße zusammen. Ohne Erfahrung gehe das nicht.

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Wie alle Pflegekräfte ist die junge Frau mit Situationen und Notfällen konfrontiert, die vielen ihrer gleichaltrigen Freunden und Bekannten eher fremd sein dürften. „Schlimme Schicksale sind schwierig, aber man will in der Pflege dann trotzdem auch ein würdevolles Sterben ermöglichen“, sagt sie, „aber auch das gehört zum Leben doch dazu“.

Auf der Intensivstation ist der Tod Teil des Alltags. „Es hilft dann, viel mit den Kollegen darüber zu sprechen“, sagt sie. Auf keinen Fall dürfe man die Gedanken und Belastungen mit nach Hause nehmen. „Wir haben aber auch Supervisionsangebote für die Mitarbeitenden“, erläutert die Pflegedirektorin Ina Wegener. Lisa Korte hat diese noch nicht benötigt. Sie schaltet beim Sport im Fitnessstudium ab, unternimmt viel mit Freunden und geht gerne auf Reisen.

Hat man dazu die Zeit als Pflegekraft in Zeiten des überall proklamierten Pflegenotstandes? „Das passt schon“, sagt die junge Frau, „Schichtdienst ist ja auch nicht nur negativ. Man muss sich Ausgleiche schaffen“.

Die Schichten auf der Intensivstation sind angeglichen an die der anderen Stationen: Von 6 bis 13.30 Uhr, von 13 bis 20.30 Uhr und von 20 bis 6.30 Uhr. „Über die längeren Nachtdienste gewinnt man auch freie Tage“, so Lisa Korte. Ohnehin aber ist das Klinikum längst darum bemüht, die verschiedensten Arbeitszeitmodelle anzubieten, um so viele Pflegekräfte wie möglich an das Haus binden zu können. „Arbeit in der Pflege soll so auch mit der Familie in Einklang gebracht werden“, erklärt Ina Wegener. Flexible Lösungen seien ein wichtiges Instrument der Mitarbeiter-Bindung und -gewinnung.

Besondere Schicksale belasten

Am Ende aber muss die Arbeit von Menschen gemacht werden, die geeignet sind. Die Kernkompetenzen in der Pflege (insbesondere „auf Intensiv“) umreißt Lisa Korte mit wenigen Schlagworten: Teamfähigkeit, Selbstständigkeit, Empathie, ständiges Interesse zu lernen und Aufgeschlossenheit sowie Mut und Selbstbewusstsein. Und doch bleiben Herausforderungen, die von jedem Mitarbeiter durchaus anders gewichtet werden können. Besondere Schicksale belasten – zweifellos. Die Arbeit mit oft entmutigten Angehörigen ist ambitioniert. „Und ich habe es auch nicht so mit Gerüchen“, sagt Lisa Korte. Aber auch da muss und geht sie durch.

Das Ende der Karriereleiter muss für die Neheimerin noch nicht erreicht sein. Auf dem Campus der Pflegeakademie in Hüsten wird derzeit ein Intensiv-Pflegestudium als Angebot aufgebaut. Hier wird die Pflegekraft noch spezialisierter auf besondere Bereich der Intensivmedizin vorbereitet. Pflegedirektorin Ina Wegener hat keine Angst, dass sich dabei Pflegekräfte durch eine Akademisierung vom Pflegebett wegqualifizieren. „Im Gegenteil: Unser Ziel ist es diese Fachkompetenz dann auf der Station zu binden“, sagt Ina Wegener.

Fast neun Jahre nach dem Beginn ihrer Ausbildung ist sich Lisa Korte jedenfalls sicher, eine richtige Entscheidung für sich gefällt zu haben. Der Beruf habe sie auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung enorm weitergebracht. „Es ist manchmal zum Weinen, manchmal zum Lachen und manchmal zum Nachdenken“, sagt Lisa Korte.

Sie ist jung – und hat schon viel vom Leben gesehen.

Lisa Korte im Klinikum in Hüsten.
Lisa Korte im Klinikum in Hüsten. © Martin Haselhorst