Arnsberg/Freienohl. Klinikum Hochsauerland hat Optionsrecht zum Kauf der fünf geplanten Windkraftanlagen in Freienohl jetzt ausgeübt. Weitere Investoren an Bord.

Das Klinikum Hochsauerland stellt seine Energiesicherheit auf zukunftsfähige Fundamente und zog am Mittwoch seine Option zum Erwerb des bereits genehmigten Windparks in Freienohl. Nach Fertigstellung des Parks wird das Klinikum künftig 25 Prozent der im besten Fall jährlich produzierten 45 Millionen Kilowattstunden Strom zu einem fest vereinbarten Preis abnehmen.

Markus Bieker, Geschäftsführer der Infrastruktur GmbH des Klinikum Hochsauerland, sprach am Mittwoch von einer „Punktlandung“, da just am Ende diesen Tages das Optionsrecht ausgelaufen wäre. Erst am Dienstag hatte sich das Klinikum das grüne Licht von den übergeordneten Gremien im Alexianer-Konzern geben lassen. Ebenfalls erst zu Beginn des Monats hatte der Aufsichtsrat des Klinikums dem millionenschweren Vorhaben zugestimmt. Seit August vergangenen Jahres hatte die Klinikum-Führung um Geschäftsführer Werner Kemper und Markus Bieker an der Idee gearbeitet. Nach und nach wurden viele Hürden aus dem Weg geräumt und vor allem nötige Partner gewonnen.

Konkrete Planung kann beginnen

Zusammen mit dem Projektentwickler in Freienohl, der Wiesbadener ABO Wind AG, würden nun zusammen die notwendigen Gespräche zur detaillierten Erwerbsstruktur, dem Bau der Windräder und der damit verbundenen Zuwegungen sowie über den zukünftigen Betrieb des Windparks geführt. „Die Gespräche mit ABO Wind waren vom ersten Moment an sehr konstruktiv und zielführend“, so Kemper. Das Konzept des Klinikums zur Schaffung einer regionalen Erzeuger- und Abnahmestruktur werde von ABO Wind „nachhaltig unterstützt“. Die Ausübung des Optionsrechtes sei die notwendige Voraussetzung zum Erwerb des Windparks.

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Wenn nun alles nach Plan läuft, sollen in dem Windpark möglichst ab Ende dritten Quartals 2024 fünf Windräder jährlich bis zu 45 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren. Das Klinikum selber benötigt nach Inbetriebnahme des neuen Notfall- und Intensivmedizinzentrums in Hüsten standortübergreifend nach Angaben von Markus Bieker rund 10 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Das Klinikum wird 25 Prozent der produzierten Menge abnehmen (die tatsächliche Menge ist somit wind- und witterungsabhängig) und zahlt dafür einen fixierten Preis. „Auf 20 Jahre sind für uns Menge und Preis fixiert. So etwas ist in der heutigen Zeit wichtig“, so Markus Bieker, „wir gehen nicht davon aus, dass Energie perspektivisch wieder preiswerter wird“. Darüber hinaus geht das Klinikum Hochsauerland von einer zunehmenden Menge an benötigten Strom aus, weil auch die denkbare Umrüstung zum Heizen zur Wärmepumpentechnik den Strombedarf erhöhen wird.

Die kompletten Energieerträge der Windräder wird das Klinikum Hochsauerland aber nicht für den Eigenbedarf an seinen vier Standorten in Neheim, Hüsten, Arnsberg und Meschede brauchen. Daher haben in den letzten Wochen und Monaten viele Gespräche auf der potenziellen Abnehmerseite mit der heimischen Industrie, regionalen und kommunalen Versorgern sowie auch Unternehmen des Alexianer-Konzerns stattgefunden. „So ist jetzt schon absehbar, dass die Gesamtmenge an grünem Strom auch in der Region verbraucht wird“, teilt das Klinikum mit.

Eigene Windparkgesellschaft

Das Klinikum trat in dem Projekt als treibende Kraft auf, die um sich herum ein Netz von Abnehmern und auch Investoren knüpfte. Den Erwerb des Windparks sowie den Vertrieb des regionalen Stroms will das Klinikum zusammen mit weiteren Investoren umsetzen, die bereits über Erfahrungen in ähnlichen Projekten verfügen. Dazu soll eine Windparkgesellschaft gegründet werden, deren Sitz in Meschede sein soll. Das Klinikum wird in diesem Konstrukt einer von mehreren Gesellschaftern sein, wenn auch aufgrund der bisherigen Rolle vermutlich kein wenig einflussreicher. Die Gesellschaft soll selbstständig mit eigener Geschäftsführung arbeiten. Über die genauen Gesellschafter-Anteile und auch über die Kaufsumme hüllen sich die Beteiligten in Schweigen. Hier hätten alle Vertragspartner Verschwiegenheit vereinbart.

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Für Markus Bieker ist mit dem Schritt zum Windpark ein Meilenstein gesetzt. „Mit dem Bezug von Strom aus einer regionalen Energieerzeugung sichert sich das Klinikum langfristig wichtige Mengen seines jährlichen Strombedarfs und trägt zudem wesentlich dazu bei, die dringend notwendigen Schritte zur Schaffung klimaneutraler Energieerzeugung zu unterstützen“, sagt er. Als Infrastruktur-Geschäftsführer des Klinikums kann er sich da dann wieder um viele andere anstehende Aufgaben kümmern.

Die nächste große Etappe wird am 30. Juni dieses Jahres genommen. „Dann werden wir die Einweihung des neuen Notfall- und Intensivmedizinzentrums feiern“, kündigt Markus Bieker an. An einem „Tag der offenen Tür“ soll das neue Herzstück des Klinikums vorgestellt werden. „Ab dann werden wir dort auch den Krankenhausbetrieb hochfahren“, so Markus Bieker. Nach und nach würden dann auch die Umzüge der Abteilungen nach Hüsten vorgenommen.