Arnsberg. Vor Inbetriebnahme des Notfall- und Intensivmedizinischen Zentrums in Hüsten werden Pflegekräfte und auch noch Chefärzte gesucht.
Das Klinikum Hochsauerland steht vor einer großen Herausforderung. Mit der absehbaren Fertigstellung des neuen Notfall- und Intensivmedizinischen Zentrums am Karolinenhospital in Hüsten erhöht sich der Druck der Personalgewinnung im ärztlichen und pflegerischen Bereich. Im Juni sollen die Umzüge der Abteilungen beginnen und bis September abgeschlossen sein. Bis dahin sind noch einige Hausaufgaben zu erledigen.
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Eine wichtige Personalie wurde gerade „eingetütet“. Dr. med. Kevin Pilarczyk hat Anfang Januar 2023 die Funktion des leitenden Chefarztes der Intensivmedizin an den Arnsberger Standorten übernommen. Unterstützt wird er dabei von Dr. med. Martin Bredendiek. Der erfahrene Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin an den Arnsberg Standorten wird seine Arbeit im Klinikum Hochsauerland über die Regelaltersgrenze hinaus fortsetzen und die Klinik im Kollegialsystem gemeinsam mit Dr. Pilarczyk weiterführen.
Aktuelle Chefärzte
St. Johannes Hospital
Alterserkrankungen: Dr. Meinolf Hanxleden.
Innere Medizin, Gastroenterologie: Dr. Hartwig Schnell
Neurologie: Dr. Armin Buss
Psychiatrie: Dr. Rüdiger Holzbach
Interventionelle Radiologie/Neuroradiologie: Dr. Ranft
Karolinenhospital
Allgemein-/Viszeral- und minimalinvasive Chirurgie: Prof. Dr. Ralf Czymek
Darmzentrum: Prof. Dr. Ralf Czymek
Intensivmedizin: Dr. Pilarczyk
Anästhesie: Dr. Martin Bredendiek
Radiologie: Hubert Schulte
Frauenheilkunde/Brustzentrum/Geburtshilfe: jeweils Dr. Norbert Peters
Angiologie: Dr. Michael Lichtenberg
Gefäßchirurgie: Dr. Stefan Kleinschmidt, Dr. Bernd Gehringhoff
Kardiologie: Dr. Dirk Böse
Kinder- und Jugendmedizin: derzeit unbesetzt
Urologie: Dr. Theocharis Yiakoumos
Marienhospital Arnsberg
Innere Medizin: Dr. Ralf Felgendreher (kommissarisch)
Neurochirurgie: Dr. Ludwig Benes
Orthopädie: Dr. Sebastian Seitz
Intensivmedizin: Dr. Pilarczyk
Anästhesie: Dr. Martin Bredendiek
Unfallchirurgie: Dr. med. Sebastian Seitz, kommissarisch
Walburga Meschede
Innere Medizin/Gastroenterologie: Dr. Georg Köhne
Allgemein-, Viszeralchirurgie und Koloproktologie: Uwe Zorn
Anästhesie und operative Intensivmedizin: Dr. Göddecke
Darmzentrum Hochsauerland: Dr. Georg Köhne
Hämatologie, Onkologie, Palliativmedizin/Stammzellentransplantation: Dr. Mohammad-Amen Wattad
Unfallchirurgie und Orthopädie: Dr. Detlef Drüppel
Kardiologie: Dr. Daniel Gießmann
Innere Medizin/Nephrologie: Dr. Jürgen Herting, Dr. med. Meinolf Nölle.
Chefärzte/-innen gesucht
Es gibt aber auch Vakanzen. Besonders sensibel ist hier gerade aufgrund der aktuellen Diskussion um den Druck auf die Kinderkliniken durch jüngste Infektionswellen die bei der Besetzung der Chefarztstelle für Kinder- und Jugendmedizin. Seit dem Weggang von Dr. Bartholomäus Urgatz Ende September war diese Stelle unbesetzt. „Hier sind wir aber in guten Verhandlungen“, verrät Klinikum-Geschäftsführer Werner Kemper. Er ist optimistisch, dass bald eine Nachbesetzung erfolgen könne. Seit dem 31. Dezember ist ebenso die leitende Chefarztstelle der Unfallchirurgie unbesetzt - ebenfalls eine wichtige Position gerade im Rahmen des neuen Notfall- und Intensivmedizinischen Zentrums. Ausgeschrieben ist zudem die künftige Stelle eines leitenden Chefarztes für die künftige große Zentrale Notaufnahme am Notfallzentrum Hüsten. Auch für die künftig zusammengelegten Bereiche der Inneren Medizin und Geriatrie wird eine leitende Chefarztstelle zu besetzen sein. Das soll zum 1. April passieren. Über seine Regelaltersgrenze hinaus wird hier Dr. Meinolf Hanxleden als Chefarzt maßgeblich unterstützend bei der Einarbeitung tätig sein.
Personalaufwand und Entwicklungsfelder
Der hohe Personalaufwand des wachsenden Klinikums Hochsauerland spiegelt sich auch in den Personalkosten wider.
Gut 60 Millionen Euro müssen bereits für den Personalaufwand allein in der Pflege aufgebracht werden.
Das Klinikum hat strategisch für seine Standorte auch die Zeit nach der Inbetriebnahme des Notfall- und Intensivmedizinzentrum Entwicklungsfelder definiert: In Hüsten ist das die stationäre Akutmedizin und auch ambulante Versorgung, in Neheim die Altersmedizin und Seniorenpflege/-wohnen und in Arnsberg die Personalentwicklung
Die Verfahren, um leitende Ärztinnen und Ärzte zu gewinnen, so Kemper, seien allerdings langwierig. „Da sind viele Gespräche zu führen“, sagt er. Zudem gebe es oft auch längere Kündigungsfristen.
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Ein Klinikum kann nur so gut sein wie sein Pflegepersonal - und das gilt in puncto Qualität ebenso wie Quantität. Auch hier gibt es dringenden Bedarf, um bei Inbetriebnahme des Notfall- und Intensivmedizinzentrums auch wirklich vollumfänglich startklar zu sein. „Ich sehe keine Engpässe, außer im Intensivbereich“, so Werner Kemper, „da müssen wir auf jeden Fall nachlegen“. Der Betrieb von maximal geplanten 51 Intensivbetten wäre mit der jetzigen Personalausstattung zu Beginn höchstwahrscheinlich nicht möglich. Hier seien nun die Konsequenzen aus der Coronazeit zu spüren: „Da hat die Intensivpflege gelitten“, weiß Kemper. Er berichtet von psychischen Belastungen und vielfach geäußerten Wünschen von Fachpersonal die Abteilung zu wechseln.
Fakt ist: Das Klinikum Hochsauerland wird nicht nachlassen dürfen in dem Bemühen, weitere Pflegekräfte zu gewinnen. Es wird davon ausgegangen, dass nun jährlich 40 bis 60 rechnerische Vollzeitkräfte wegen Fluktuation zu ersetzen sind. „Ein großes Fragezeichen steht aber auch noch dahinter wie künftige Personal-Bemessungsmaßstäbe aussehen werden“, verweist Kemper auf anvisierte neue Krankenhausgesetzgebungen.
Aktuell wurden neue Recruitingkampagnen für den Pflegebereich gestartet. Dazu wurden Filme vorbereitet, die auf sozialen Medien gestreut werden sollen. Diverse Aktionen auf verschiedensten Kanälen seien geplant, um Pflegekräfte zu gewinnen. Unerlässlich sind da auch die Bemühungen um die Ausbildung. Auf der Pflegeakademie in der ehemaligen Hüstener Petrischule seien in drei Jahrgängen aktuell 344 Klinikum-Mitarbeitende in der Ausbildung (neben denen von Partnern der Akademie).
Ausbildungskrankenhaus
Darüber hinaus laufen Bemühungen, das Marienhospital in Arnsberg nach dem Umzug der Abteilungen nach Hüsten in ein Ausbildungskrankenhaus für Pflegekräfte aus dem Ausland umzuwandeln. Hier, so betont Klinikum-Geschäftsführer Kemper, seien aber noch sehr viele Gespräche zu führen und vor allem Details zu klären.
Mit der Entwicklung der Pflegekapazitäten des Klinikums über alle Standorte verteilt ist die Geschäftsführung aktuell zufrieden. Rechnerische Vollzeitkräfte wurden von Juni 2018 bis Dezember 2022 von 544 auf 892 ausgebaut. Das sind rund 1620 Mitarbeitende mit den unterschiedlichsten Zeitmodellen. „Wir wollen und müssen weiter wachsen“, weiß Werner Kemper.
Parallel gilt es nun auch, die Bestandsbelegschaft auf den Umzug vorzubereiten.
„Da laufen seit Mitte des vergangenen Jahres schon Gespräche“, sagt Kemper, „die Belegschaften werden sich da ein Stück weit neu mischen“. Inzwischen würden die Mitarbeitenden der Pflege sich nun - da der Zeitpunkt näherrückt - aktiv mit ihren neuen Perspektiven auseinandersetzen.