Neuseeland/Hüsten. Metzgermeister David Käuffer aus Hüsten absolviert letzte Station seiner besonderen Walz in Neuseeland. Rückkehr im Mai.
Nach einem langen, lehrreichen Arbeitstag bei gutem Essen, kaltem Bier und 22 Grad Außentemperatur ein wenig ausspannen und neue Leute kennenlernen- was in Arnsberg und Umgebung in Anbetracht des grauen Februarwetters noch nach einem Wunschtraum klingt, geht für David Käuffer aus Hüsten gerade in Erfüllung. Der Metzgermeister befindet sich auf der letzten Station seiner mittlerweile über dreijährigen Walz, die zum Abschluss Christchurch, eine große Küstenstadt in Neuseeland, für ihn vorsieht.
Das war die Station in Berlin>>>
Neben der sommerlichen Wärme genießt David auf der Südhalbkugel vor allem die atemberaubende Natur, aber auch der Blick auf die Arbeit und das neu Gelernte geht trotz all´ der paradiesischen Ablenkungen natürlich nicht verloren. Dass es bei der Walz überhaupt noch neue Erfahrungen und Erkenntnisse zu sammeln gibt, ist allerdings an sich schon beeindruckend. Seit November 2019 reist David durch ganz Deutschland, hat von Nord nach Süd und von West nach Ost bereits verschiedenste Metzgereien und ihre unterschiedlichen Standorte, Kundschaften, Rezepte und Handwerksgriffe studiert. Zuletzt musste der Metzger in München seine Disziplin unter Beweis stellen: „Da habe ich richtig Stunden gekloppt. Erst immer eine ganze Schicht im Betrieb und danach noch bist spät abends auf dem Weihnachtsmarkt arbeiten“.
Auch wenn David viele schöne Erinnerungen an die Zeit in München habe, wie beispielsweise den Besuch seiner Familie zu Weihnachten, habe es ihn nach der langen Zeit in Deutschland letztendlich doch noch einmal ganz weit weggezogen, über 18.500 Kilometer in den Südosten um genau zu sein. Hier erlebt David trotz aller Erfahrung dennoch etwas Neues. Die Metzgerei, in der er arbeitet, „stellt ungefähr das Zehnfache von dem her, das wir bei uns Zuhause machen. Hier beliefern wir vor allem Hotels, die Frühstück für Touristen anbieten“. Daher werde ganz andere Schnelligkeit erwartet, David komme in Kontakt mit einer riesigen Fleischpresse und die Massen an zuzubereitender Ware seien enorm. „150 Kilogramm Breakfast-Würstchen gehen morgens schon durch den Wolf“, erzählt der Metzgermeister von seinem Alltag.
Bei so hoher Quantität gebe es jedoch teilweise Abstriche bei der Qualität: „Wenn ich die Bratwürste Zuhause so machen würde wie hier, gäbe es Probleme mit der Kundschaft. Das Fleisch ist hier auch nicht schlecht, nur verarbeiten wir es hier so, dass es schwieriger zuzubereiten ist. In Hüsten machen wir es den Kunden leichter“.
Auch die Tierhaltung sei auf der Insel eine andere als in Deutschland. „Als ich das erste Mal durch Neuseeland gefahren bin, sind mir sofort die Riesenherden aufgefallen. Die Landwirtschaft funktioniert hier ganz anders. Tausende Rinder und Lämmer grasen auf hektargroßen Feldern und können machen, was sie wollen. Ich glaube, kein Tier ist da unglücklich“.
Dass David sich dieser neuen Erfahrungen erfreuen darf, ist Zufall. Der Plan lautete ursprünglich, nach Australien zu reisen und dort zu arbeiten. Wohnung, Arbeit und Kontakte hatte David schon, Grund zum Scheitern war jedoch das fehlende Visum, das wochenlang nicht ankam. „Ich habe mir dann einfach gedacht, dass ich halt nach Neuseeland fliege. Da hatte ich zwar weder einen Arbeits- noch Wohnplatz, aber damit bin ich ja wohl kaum der erste“, witzelt David.
Gesagt, getan- das Visum für die Insel kam nach wenigen Tagen, nach 50 Stunden Flug stand der Hüstener auf neuseeländischem Boden. Die Entscheidung erforderte erneut Mut. „Aber besser hätte es nicht klappen können. Über einen Kollegen bin ich an einen Job gekommen, die Menschen sind supernett und entspannt und die Landschaft ist unglaublich!“.
Diese zu erkunden, hatte der Metzger bereits die ersten zwei Tage nach Ankunft Zeit. Auf einem kurzen Roadtrip zum „Lake Tekapo“ bewunderte er das kristallblaue Wasser und wanderte über riesige Sandberge. Und so sollen dann auch die letzten Tage der Walz aussehen. Zwei Monate möchte David noch arbeiten und lernen und danach vier Wochen durch das Land reisen: „An den Küsten kann man mit Delfinen schwimmen und im Süden gibt es sogar Pinguine. Hier gibt es so viel zu erkunden!“, schwärmt David.
Auf der finalen Etappe der Walz nimmt der Metzger also noch einmal richtig etwas mit- nicht nur auf sein Handwerk bezogen. Auf diese Fähigkeiten dürfen sich die Hüstener allerdings ab Mai auch wieder freuen, denn zum Vatertag kommt David zurück in die Heimat und hilft in der eigenen Metzgerei. Ab dann kann man in der alten Freiheit die gesammelten Metzgerkünste aus der ganzen Welt genießen.