Nürnberg/Hüsten. Hüstener Jung-Fleischermeister David Käuffer erzählt von erster Station der Walz im Wohnwagen in Nürnberg. Corona drohte Pläne kurz zu gefährden.
Das Corona-Virus konnte den Hüstener Jung-Fleischermeister David Käuffer bei seiner selbstorganisierten Walz im Wohnwagen nicht stoppen. Seit 1. November arbeitet er in Nürnberg in der Metzgerei Freyberger. Er lebt in seinem alten Wohnwagen auf einem Campingplatz in Zirndorf nahe der Franken-Metropole.
Im Lockdown light gestartet
Kurzfristig hatte der 19-Jährige noch einmal gezweifelt, als Ende November der „Lockdown light“ verkündet wurde. Eilig informierte er sich aber, wo es einen Dauerstellplatz für seinen Caravan geben könnte und ging sein Abenteuer an. Geplant hatte er dies schon, seit er zu Beginn 2020 nicht nur als Turbo-Auszubildender mit erreichter Gesellenurkunde des Fleischerhandwerks nach nur eineinhalb Jahren Ausbildung bekannt wurde, sondern auch schon ein halbes Jahr später seinen Meisterbrief in den Händen hielt.
Nun lebt er im Wohnwagen - mit all den Unbequemlichkeiten. Wenn nach der Arbeit die Gasflasche mal leer oder die Heizung defekt ist, kann es in dem Camper schon mal schnell nur 5 Grad warm sein - auch im Schneechaos kräftig eingeschneit war er schon. „Zu eng finde ich es nicht“, erzählt David Käuffer. Im Wohnwagen hat er, was er zum Leben braucht. Draußen sorgt zur Not ein Vorzelt für Auslauf. „Für ein Abenteuer ist das gut“, sagt er, „zum Leben auf Dauer sicher nicht“. Das aber ist auch nicht der Plan: Der junge Handwerker will auf die Reise durch das Fleischerhandwerk in Europa gehen, Rezepte und Ideen sammeln und seine Erfahrungen dann in den elterlichen Betrieb in Hüsten einbringen.
Kneipen und Weihnachtsmarkt dicht
In Nürnberg beginnt sein Arbeitstag früh. Um 3.45 Uhr macht er sich auf den Weg, gegen 13 Uhr hat er Feierabend. „Dann gibt es einen Mittagsschlaf“, erzählt der Hüstener. Mehr geht dann derzeit kaum, denn das Coronavirus hat Bayern fest im Griff. Lockdown, Ausgangssperren und private Kontaktreduzierung. „Es wäre natürlich schöner, wenn jetzt in Nürnberg der Weihnachtsmarkt oder die Kneipen auf hätten“, erzählt David Käuffer. Viele Menschen außerhalb des Betriebes lernt er auf seiner ersten Station der Walz nicht kennen. „Aber irgendwann kommen auch bessere Zeiten“, ist er zuversichtlich.
Seine Zeit vertreibt sich David Käuffer mit Arbeit für den heimischen Betrieb. Er hat sich drangemacht, die vielen handgeschriebenen Rezepturen aus dem Sauerland zu digitalisieren. Zudem will der junge Mann ja dokumentieren, was er in Nürnberg lernt. Ein paar fränkische Wurstsorten und Leberknödel mit der Rezeptur seines jetzigen Walz-Betriebes hat er schon in Hüsten eingeführt. „Ich lerne in Nürnberg richtig viel“, berichtet David Käuffer. Der Senior-Chef zeige ihm sehr viel, und „die Mitarbeiter haben richtig ‘was drauf“. 180 Wurstsorten hat die Metzgerei mit ihrer neunköpfigen Wurstküche (plus Chefs) im Angebot. Genau so hat er sich seine Walz vorgestellt.
Er lernt auch viel über Kundenverhalten. „Die Leute in Bayern kaufen ganz anders ein“, sagt der 19-Jährige. Gekauft werde mehr Fleisch, es werde mehr selber gekocht, fetter gegessen und das Tier ganzheitlicher verzehrt. Auch Schweineschwänzchen und Pfoten liegen in Bayern in der Theke. „Das will bei uns ja so gut wie kein Kunde mehr sehen“, so Käuffer.
Gyros statt fränkischer Bratwurst
Zu Weihnachten will er zu Hause sein. Nach der Arbeit am 24. Dezember geht es so nach Hause, wo er dann bis zum 4. Januar bleibt. Danach geht es zurück ins Frankenland. Bislang kam er nur an Wochenenden nach Hüsten, wenn er samstags nicht arbeiten musste.
In Nürnberg stehen Weihnachten traditionell Wiener Würstchen oder fränkische Bratwürstchen mit Kartoffelsalat ganz oben auf der Speisekarte. Für sein Weihnachtsfest in Hüsten hat David Käuffer nach der Ente am Heiligen Abend aber einen ganz speziellen Wunsch. „Dann gibt es am ersten Feiertag selbst gemachtes Gyros, das habe ich mir gewünscht!“
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