Hüsten. 19-jähriger Fleischer-Meister David Käuffer aus Hüsten will durch Deutschland und Europa „reisen“ und vielerorts in seinem Handwerk arbeiten

Der Junge verliert keine Zeit. Zu Beginn des Jahres hielt er nach nur eineinhalb Jahren Ausbildung seine Gesellenurkunde des Fleischerhandwerks in der Hand. Ein halbes Jahr später hat er schon seinen Meister gemacht. Und in wenigen Wochen geht der gerade erst 19-jährige Hüstener David Käuffer auf seine ganz eigene Art der „Walz“ - im kürzlich gebraucht gekauften Wohnwagen.

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Kammersieger als Geselle

Als er die Meisterschule in Münster erfolgreich abschloss, war er noch 18 Jahre alt. Damit dürfte er einer der jüngsten Meister sein, die das deutsche Handwerk je hervorgebracht hat. So wie er schon so schnell wie kaum jemand vor ihm die Fleischer-Ausbildung bei Christian Wirth in Oeventrop absolviert hatte. Und das auch noch als Kammersieger.

Seit wenigen Tagen arbeitet er im elterlichen Betrieb in Hüsten. Dort ist Vater Markus mächtig stolz auf seinen Sohn – und auch auf seine Pläne. „In seinem Alter würde ich das auch noch machen“, sagt der 45-Jährige. Ab 1. November wird David Käuffer unterwegs sein. Seine erste Station wird die Fleischerei Freiberger in Nürnberg sein. Dort hat er einen dreimonatigen Vertrag unterschrieben.

Leben auf dem Campingplatz

Wohnen wird er auf einem Campingplatz in unmittelbarer Nachbarschaft des Fußballstadions des altehrwürdigen 1. FC Nürnberg. „Der Wohnwagen ist älter als ich“, erzählt David Käuffer. Gebraucht hat er sich den Caravan des Typs Knaus Azur, Baujahr 1998, von seinem Ausbildungsgehalt gekauft. Ein wenig aufgerüstet wurde die „Kiste“ auf die Bedarfe junger Menschen – und dann kann es losgehen.

Familienbetrieb in Hüsten

David Käuffer (19) ist die fünfte Generation der Fleischer in seiner Familie. Schon sein Ur-Ur-Opa war Fleischer.

Der Familienbetrieb in der Marktstraße in Hüsten besteht selbstständig seit 1954. Der Großvater des heutigen Inhabers Markus Käuffer hat den Betrieb gegründet.

Wie lange, das weiß David Käuffer noch nicht. „Da bin ich ganz flexibel“, sagt er. Geplant ist, dass er jeweils zwischen zwei und drei Monaten bei einem Betrieb bleibt, um dort zu arbeiten. Nach dem Nürnberger Engagement könnte eine Arbeit bei einer Klostermetzgerei bei Bamberg folgen. Hier wurde ebenso wie schon in einem italienischen Urlaubsort am Meer vorgefühlt. „Ich will viele Erfahrungen sammeln“, sagt David Käuffer, „jede Region hat ihre eigenen Rezepte und Wurstzubereitungen“. Denn: Irgendwann will er zurückkehren und das Gelernte im Familienbetrieb einbringen, den er zukünftig auch übernehmen möchte.

Erfahrungen sammeln

Wohin die Reise am Ende führt, ist noch offen. „In Süddeutschland gibt es aus meiner Sicht die besten Metzgereien“, sagt David Käuffer. Er will aber flächendeckend unterwegs sein. „Auch im Norden, im Osten und im Ausland!“, so der junge Mann. Sein großer Lohn soll vor allem der Erfahrungsschatz sein. „Das große Geld werde ich da nicht verdienen“, weiß er. Campingstellplätze an den Orten sind auch nicht billig zu haben. Die Walz hat ihren Preis. „Wenn ich bei plus minus null rauskomme, ist das okay“.

Markus Käuffer: Stolzer Vater und Inhaber des Hüstener Fleischer-Betriebes.
Markus Käuffer: Stolzer Vater und Inhaber des Hüstener Fleischer-Betriebes. © Martin Haselhorst

Papa Markus schaut mit Interesse auf den Weg seines Sohnes, hat selber schon auf Urlaubsreisen bei Metzgern vor Ort angeklopft und angefragt, ob sie sich vorstellen könnten, einen jungen Hüstener auf der „Walz“ für ein paar Monate zu beschäftigen. Vor allem aber blickt er erwartungsfroh auf das, was David Käuffer von seiner handwerklichen Reise mitbringen wird.

Dass sein Sohn später den Betrieb in Hüsten weiterführen will, nimmt ihm eine Sorge, die viele seiner Kollegen haben. Die Betriebsübergabe und -fortführung scheint schon jetzt geklärt. „Da macht mir das Arbeiten sofort noch mehr Freude, weil ich ja weiß, wofür ich es am Ende mache“, sagt Markus Käuffer, „auch eine nötige Investition fällt da doch sofort viel leichter“.

In Camper-Familie aufgewachsen

David Käuffer weiß, worauf er sich einlässt, wenn er mit dem Caravan auf die „Walz“ geht. Er stammt aus einer Camper-Familie. „Ich habe nie anders Urlaub gemacht“, erzählt der junge Mann. Das Leben in einem Haus auf Rädern ist ihm nicht neu. Und doch ist es für einen 19-Jährigen immer eine Reise ins Ungewisse, wenn er alleine loszieht. Er weiß nicht, ob und wen er neben den Arbeitskollegen so kennenlernt. „So ganz leicht wird mir das auch nicht fallen, dann hier vom Hof zu fahren“, gibt David Käuffer. Sein Vater Markus weiß, was er meint, kontert aber launig: „Dass du so was mal sagst“, sagt er, „du meinst bestimmt, dass du mit dem Wohnwagen hier in der Einfahrt nicht um die Kurve kommst!“.

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Das wird er wohl schaffen. Ab dann beginnt das Abenteuer eines zielstrebigen Handwerkers.