Hüsten/Würzburg. Leben im Wohnwagen und Feierabend auf einem Weingut: Seit November macht der Metzger David Käuffer eine Walz. So hat sich sein Leben verändert.

Die Computerstimme des Navigationsgeräts unterbricht David Käuffer zwei Mal im Gespräch, ehe er das Programm lautlos stellt. Den Weg kenne er mittlerweile auswendig, sagt er. Es ist Freitagnachmittag und der 19 Jahre alte Metzger aus Hüsten sitzt hinter dem Steuer seines Wohnwagens unterwegs auf der Autobahn Richtung Heimat.

Eine weitere Arbeitswoche in der bayrischen Klostermetzgerei der Abtei Münsterschwarzach bei Würzburg liegt hinter dem gelernten Fleischer. Seit Februar arbeitet er in dem Betrieb.

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Wie der Hüstener Fleischer David Käuffer eine Gummibären-Wurst entwickelt hat.

Hüstener David Käuffer startet seine Wohnwagen-Walz in Nürnberg erfolgreich.

Es ist die zweite Station seiner Wohnwagen-Walz, die er in Nürnberg im November 2020 nach Abschluss seiner Fleischer-Ausbildung begonnen hat. Seitdem lebt David Käuffer auf Wanderschaft in seinem Wohnwagen und möchte mehrere Metzgereien in Deutschland und Europa besuchen. Doch hat den 19-Jährigen etwa 350 Kilometer von Zuhause entfernt das Heimweh gepackt?

Leben im Wohnwagen: Hüstener David Käuffer zwischen Schlachtung und Weingut

„Ich habe eine Freundin zu Hause und wenn ich nicht da bin, dann meckert sie“, sagt David Käuffer mit einem Augenzwinkern. In den zwei Monaten, die er nun schon in Münsterschwarzach lebt, sei er fast jedes Wochenende nach Hüsten gefahren. Etwas mehr als drei Stunden braucht er für die Fahrt, sonntags bei wenig Verkehr vielleicht auch weniger. „Ich habe einen Gaspin“, sagt der 19-Jährige und lacht.

Dabei hat die bayrische Provinz für ihn doch auch vieles zu bieten. Mit seinem Wohnwagen campiert er unter der Woche auf einem Weingut. „Wenn ich aus dem Wohnwagen gucke, dann habe ich 42 Kilometer Sichtweite.“ Am Horizont sei der Schwanberg zu sehen. Die Landschaft sei auch perfekt fürs Joggen oder Radfahren. Doch viel mehr kann David Käuffer in seiner Freizeit wegen Corona nicht unternehmen.

Die Walz als Erfahrungswert für den Familienbetrieb

Mit einer Walz werden Wanderschaften von Handwerksgesellen nach Abschluss einer Prüfung bezeichnet. Die Walz wird seit dem 12. Jahrhundert praktiziert und war lange Zeit die Voraussetzung für eine Meisterprüfung.

Auf seiner Walz war der Jung-Fleischermeister David Käuffer aus Hüsten bereits in Nürnberg. Von November an arbeitete er für drei Monate für die Metzgerei Freyberger.

Im Internet informiert David Käufer über seine Walz: auf Facebook unter www.facebook.com/david.kauffer.77 und auf Instagram unter instagram.com/david.k321.

In den Familienbetrieb Fleischerei Käuffer in der Marktstraße 1 in Hüsten, der aktuell von Vater Markus Käuffer geführt wird, reiht sich David in eine lange Tradition der Metzger ein. Seit 1954 besteht die Metzgerei nun schon in dritter Generation, wie es auf der Internetseite des Betriebs heißt. Schon sein Ur-Ur-Opa war Fleischer. Mehr Informationen über die Metzgerei gibt es im Internet unter www.fleischerei-käuffer.de.

Und wenn er nach seiner eigentlich Arbeit noch Kraft hat, dann hilft er dem Weingut-Besitzer. „Und danach trinken wir uns abends noch ein oder zwei Gläser Wein“, so David Käuffer.

Doch arbeiten, wo andere Urlaub machen? Für den Hüstener kein Problem: „Für mich ist das mit dem Wohnwagen ein bisschen wie im Urlaub – ich bin unabhängig.“ Schon als Kind ist er mit seinen Eltern häufig mit einem Wohnmobil verreist. Sie waren es, die den Kontakt zur Klostermetzgerei knüpften, als sie im vergangenen Jahr selbst Urlaub in Münsterschwarzach machten.

Die Arbeit in der Klostermetzgerei: Das gefällt David Käuffer am meisten

Der Fleischermeister der Abtei war von der Idee einer Walz begeistert. Von anderen Metzgern auf Wanderjahren hat David Käuffer bislang nichts gehört. „In der Branche macht es kaum jemand. Da ist man froh, wenn die Kinder zwei andere Metzgereien gesehen haben, bevor sie in den Familienbetrieb einsteigen“, sagt er.

Blick aus dem Wohnwagen von David Käuffer auf das Weingut von Münsterschwarzach am Main bei Würzburg.
Blick aus dem Wohnwagen von David Käuffer auf das Weingut von Münsterschwarzach am Main bei Würzburg. © Privat | David Käuffer

David Käuffer möchte in den kommenden zwei Jahren weiter reisen und in möglichst kurzer Zeit viele Betriebe besuchen und Erfahrung sammeln. „Ich bin ein neugieriger Mensch und lerne auch schnell.“

Klostermetzgerei Münsterschwarzach mit Majoran-Bratwurst

Aber ist Wurst nicht gleich Wurst? „Vom Grundprinzip ist vieles gleich, aber es gibt regionale Unterschiede und diese Feinheiten möchte ich finden“, so der Hüstener Metzger. Dass die Klostermetzgerei alles selbst macht und nichts dazukauft, gefällt ihm besonders gut. „So einen Weg möchte ich mit unserer Metzgerei in Hüsten auch gehen“, sagt er. „Ich bin der Meinung, wenn du etwas nicht Selbstgemachtes haben möchtest, kannst du theoretisch in den Supermarkt gehen.“

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Doch nicht jedes Detail bei der Zubereitung wird ihren Weg in die heimische Familienmetzgerei finden: Eine Bratwurst mit Majoran-Geschmack, wie es die Franken in Bayern machen, konnte den Sauerländer nicht begeistern. In Münsterschwarzach kann dagegen künftig eine Sauerländer Bratwurst an der Theke bestellt werden. Das Rezept lässt David Käuffer bei seiner Abreise dort.

Die Reise: Wo es den Hüstener David Käuffer bald hinzieht

Denn im April geht es für den 19-Jährigen weiter nach Daaden in Rheinland-Pfalz, in die Nähe von Siegen. Die Empfehlung hat er von seinem ehemaligen Fleischermeister Christian Wirth aus Oeventrop bekommen. Aus der Metzger-Innung hätten bereits mehrere Betriebe wegen eines Engagement nach ihm gefragt.

Im Sommer geht es aber zunächst für mehr als zwei Monate an den Bodensee. Da wollte er schon immer mal Urlaub machen. Seine Familie und Freundin müssen dann auf ihn verzichten, denn nach Hüsten will er dann seltener fahren. „Dafür ist die Entfernung zu weit.“