Hüsten. Hüstener Jung-Metzgermeister David Käuffer bricht bald zum Ende seiner zweieinhalbjährigen Walz-Tour nach Australien auf.
Gestern Berlin, heute München und morgen Melbourne: was normalerweise nach einem opulenten Urlaubstrip durch die Welt klingen dürfte, sind für den Hüstener David Käuffer nur einige der zahlreichen Stationen auf seiner Walz als Metzgermeister. Vor etwas über zwei Jahren gestartet geht es nun für den 21-Jährigen auf die finale Etappe auf der Südhalbkugel zu.
Das sind die Stationen von David Käuffer im Überblick:
März 2021: In einer Klostermetzgerei>>>
Dezember 2020: Start in Nürnberg>>>
September 2020: Die Idee und der Aufbruch>>>
Dabei steht es- ob im rustikalen Thüringen oder exotischen Australien- stets an vorderster Stelle, Erfahrungen für die eigene Heimat zu sammeln. Die eigene Heimat, das ist Hüsten, genauer noch die Metzgerei Käuffer auf der Marktstraße. Im Familienbetrieb ist David aufgewachsen, hat von klein auf mit angepackt, und so die Passion für das Fleischergeschäft entwickelt.
April 2020: Mit der Gummibärchen-Wurst fing alles an>>>
Diese ist dem Wanderer all die Jahre, von infantiler Mithilfe im eigenen Betrieb bis hin zum Abschluss seiner Lehre in der Rekordzeit von eineinhalb Jahren, erhalten geblieben, auf seiner Walz habe sie sich sogar noch verstärkt: „Metzgerei ist meine Berufung! Die fühlt sich gar nicht nach Arbeit an“. Das kann eine sehr hilfreiche Einstellung sein, gerade dann, wenn die Arbeitstage doch mal länger sind.
Von denen kann David ein Lied singen: „Hier ist aktuell der Teufel los, alle haben Grippe und ich muss oft einspringen“, beschreibt der Metzger seine Lage im Familienbetrieb Rainer in München. Mit dem riesigen Wagen führen er und seine Kollegen vier Tage pro Woche auf den Markt, da ginge eine Schicht gerne schon einmal von fünf Uhr morgens bis 16 Uhr am Nachmittag. „Manchmal geht es danach noch auf den Weihnachtsmarkt, dann kann man den Laden auch erst um halb elf schließen“.
Betrieben was beibringen
Viel Zeit, um anderen Dingen als der eigenen Leidenschaft nachzugehen, bleibt da nicht. So soll es allerdings auch sein: „Es geht darum, gegenseitig voneinander zu lernen. Ich möchte den Betrieben etwas beibringen, und natürlich auch selber etwas mitnehmen, und am Ende sind alle zufrieden“, erklärt David das Grundkonzept seiner Walz. Sich davon überzeugen, dass es auch aufgeht, kann man bereits jetzt schon in der Metzgerei des Elternhauses in Hüsten.
Neben der Vermittlung besonderer Techniken gehe es vor allem um den Rezeptaustausch. Spezialitäten wie den im Sortiment der Metzgerei Käuffer neuen Putenschinken hat David seinem Vater schon jetzt telefonisch übermittelt, weitere Pläne für die Entwicklung des Familienbetriebs hat er auch.: „Am Anfang habe ich noch versucht, alles was ich lerne direkt an mein Zuhause weiterzuleiten, aber man sammelt so viele Ideen auf einer Walz, da kommt man gar nicht hinterher. Wenn ich wieder in Hüsten bin, kann ich peu à peu einige neue Dinge einführen, aber da gehört auch Einiges dazu“, betont der Meister. Einen Betrieb kopieren könne man nicht, es käme auf das Fingerspitzengefühl bei der Adaption einiger Elemente an, die man immer auf Standort und Klientel anpassen müsse. „Deshalb ist es mir auch so wichtig, die Walz bei richtigen Handwerksbetrieben zu machen, an denen die Wurst selber zubereitet wird. Wenn ich nur Tüten öffnen müsste, würde ich ja nichts lernen, und das bietet dem Kunden auch nichts“, verdeutlicht David die Passion für seinen Beruf.
Auf einen eben solchen Betrieb, in dem die Zubereitung noch zur eigenen Aufgabe erklärt wird, trifft der Hüstener ab Januar dann auch auf seiner letzten Station der Wanderjahre. Über seinen Kollegen Dirk Schreyberger wurde nach den vielen Etappen innerhalb der Bundesrepublik der Kontakt zu einer Metzgerei in Melbourne hergestellt, ein Ziel, auf das sich David verständlicherweise noch einmal besonders freut: „Das wird das absolute i-Tüpfelchen! Ab Januar drei Monate Australien, dann ist es vor Ort gerade Hochsommer, und das Land reizt mich sowieso“.
Bevor die dann zweieinhalb Jährige Walz Ende des Frühlings 2023 dann endgültig vorbei ist, heißt es ein letztes Mal lernen und lehren in einem ganz neuen Umfeld. „Das wird heftig! Ich habe eine sehr gute Beziehung zu meinem Vater, da macht die Distanz natürlich etwas aus. Aber da muss ich halt durch, denn die Erfahrung möchte ich unbedingt sammeln“, schaut David schon erwartungsvoll in die Zukunft. Und sicherlich liegt es auch im Interesse der Familie und des Betriebes, dass der 21-Jährige sich auf diese Weise weiterbilden kann, nicht zuletzt auch, weil Wurst nach original australischer Machart im kleinen Hüsten wohl ein echter Verkaufsschlager werden dürfte.