Arnsberg. 2,5 Millionen Euro Schaden könnten beim Brand in Werkstatt des Autohauses Schulte in Arnsberg entstanden sein. Die Brandursache ist ermittelt,

Ursache für den Brand in einer Werkstatt des Autohauses Schulte am Westring in Arnsberg-Bruchhausen am Donnerstagmorgen war offenbar ein technischer Defekt an einer zentralen Kompressoranlage des Autohauses. Hier habe es vermutlich einen Kurzschluss gegeben. „Für Brandstiftung gibt es keine Anhaltspunkte“, erklärt HSK-Polizeisprecher Holger Glaremin nach dem Besuch der Brandermittler am Freitagvormittag.

Große Rauchwolken beim Brand im Autohaus Schulte
Große Rauchwolken beim Brand im Autohaus Schulte © Privat | Privat

Die Polizei war beim Brand unfreiwilligerweise direkter vor Ort als ihr lieb ist. Auf der Hebebühne der brennenden Werkstatt stand nämlich ein Einsatzfahrzeug der HSK-Polizei zur Inspektion. Vom Feuer und den Folgen in Mitleidenschaft gezogen wurden weitere sechs Fahrzeuge, die sich in der Werkstatt befanden. „Die sind alle nicht mehr fahrbereit oder wiederherzustellen“, sagt Autohaus-Inhaber Christian Schulte.

Er hat alle Hände voll damit zu tun, dass der Betrieb weiterlaufen kann. „Ab Montag können wir wieder voll arbeiten“, sagt er. Die Werkstattaufgaben seien in einen anderen provisorischen Bereich verlagert worden. Die Verkaufsräume des Autohauses waren nicht betroffen.

2,5 Millionen Euro Schaden?

Der Schaden aber dürfte dennoch immens sein: Christian Schulte will Gutachtern nicht vorgreifen, schätzt aber eine Schadenshöhe von rund 2,5 Millionen Euro. Das vom Brand betroffene Gebäude könne zwar stehen bleiben, doch müssten einzelne überhitzte tragende Stahlelemente ausgetauscht werden. Zudem sei das Dach stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Eine Spezialfirma wird das ganze Gebäude komplett reinigen müssen, um sämtliche Schadstoffe zu entfernen. „Und die Ausstattung vom Werkzeug bis zur Hebebühne ist jetzt Schrott“, so Christian Schulte.

Er kennt sich aus mit Brandschäden. Der Fall war ohnehin ein „Deja vu“ für Christian Schulte. Der Inhaber des Autohauses Schulte wurde am Donnerstagmorgen beim Ausbruch eines Feuers in seiner Lackiererei an den verheerenden Brand seines Autohauses vor sieben Jahren erinnert. Vor Ort war er dabei heute noch nicht einmal - die Nachricht erreichte ihn im Urlaub. Damals war es Brandstiftung, der ein spektakulären Prozess vor dem Landgericht Arnsberg folgte.

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Jetzt war es zu einem Brand mit starker Rauchentwicklung in der Lackiererei des Autocenters Schulte am Westring in Bruchhausen gekommen. Die Feuerwehr hat den Brand bis zum gelöscht. Vom Brand waren nur Werkstatträume, nicht die Pkw-Verkaufsräume betroffen. Zwei Personen, darunter ein 19-jähriger Mitarbeiter des Autohauses, verletzten sich durch Rauchgas-Inhalation und wurden zur weiteren Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht.

„Wichtig ist, dass keinem Mitarbeiter Schlimmeres passiert ist“, ist Christian Schulte erleichtert. Inzwischen ist er auf dem Rückweg aus dem Urlaub. Bis Donnerstagnachmittag hat er nur Bilder vom Unglück gesehen. Das 400 Quadratmeter große Werkstattgebäude ist ausgebrannt. „Auch der Qualm hat viel zerstört“, sagt Schulte. Urlaubsgefühle sind bei ihm verflogen: „Jetzt kommt der ganze Ärger mit Versicherungen und all dem, was man nun zu regeln hat“, sagt er. Zuversichtlich ist er aber deshalb, weil sein Betrieb anders als damals grundsätzlich weiterlaufen könne.​

Damals Brandstiftung

Damals war die Sache komplizierter, das Autohaus war in der Nacht zum Opfer der Flammen geworden. Das Spektakuläre damals: Erst nach dem Plädoyer des Staatsanwaltes gestand ein ehemaliger Auszubildender eines Arnsberger Autohauses, das Firmengebäude in der Nacht vom 18. auf den 19. Januar in Brand gesetzt zu haben. Das Autohaus war damals nahezu komplett zerstört worden. Der Schaden wurde auf 2,5 Millionen Euro beziffert. Nachher wurde das Haus komplett neu aufgebaut.

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Vor Gericht standen seinerzeit ein 22-jähriger damaliger Auszubildender des Autohauses und ein 24-jähriger Komplize. Zwischen dem 1. und 18. Januar soll der Azubi zweimal ein Fenster der Firmenräume offen stehen gelassen haben, durch das beide Angeklagten in der jeweils folgenden Nacht eingestiegen sein und 22-Liter-Kanister Benzin mitgenommen haben sollen. Das Feuer soll dann in der Nacht zum 19. Januar 2013 gelegt worden sein, nach dem die Angeklagten durch ein eingetretenes Rolltor in die Firmenräume eingedrungen und drei Navigationsgeräte im Gesamtwert von 750 Euro und zwei später auch genutzte Tankkarten gestohlen haben sollen. Den Männer wurde weiter vorgeworfen, dass sie - um ihre Spuren zu beseitigen - Benzin im Lackdosendepot entzündet und so den Großbrand ausgelöst haben.

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Kriminelle Szene

Im Verlauf des Gerichtsprozesses wurde aber noch deutlich mehr klar: Es handelte sich nicht nur um einen Brand und um Brandstiftung, sondern um kriminelle Machenschaften in einer Neheimer Autoschrauber-Szene. Der Brandstifter-Prozess rund um das Großfeuer im Autohaus Schulte öffnete damals den Blick auf eine zweifelhafte Szene mit krimineller Verwicklung. Einer ihrer Treffpunkte war das Neheimer Parkhaus nahe McDonalds an der Möhne. „Da schaut man in Abgründe“, sagte Staatsanwalt Klaus Neulken damals.

Anhängige Verfahren sollten da noch mehr Licht ins Dunkel bringen. Beim Brand-Prozess saßen zwar nur zwei junge Männer auf der Anklagebank, doch wurde im Verlauf der Verhandlungstage und der Ermittlungen klar, dass sie Teil einer sich in Neheim treffenden Szene sind, die Spaß an Autos hat und dabei ein sehr eigenwilliges Rechtsverständnis aufweist.

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Zahlreiche Mitwisser

So gab es – während die Polizei damals noch fleißig ermittelte – im Umfeld des Parkhauses längst zahlreiche Mit­wisser. Von den vorherigen Einbrüchen im Autohaus Schulte, so Zeugen freimütig vor Gericht, sei bei den Treffs offen die Rede gewesen. Und da fielen dann in Richtung vermeintliche Täter auch Sätze wie „Dann bringt mir mal Werkzeug mit!“. Das gesagt zu haben, gab ein Zeuge vor Gericht unverhohlen zu. „Schließlich schrauben wir ja alle gerne an Autos.“Und noch mehr: Handy-Bilder vom Brand seien gezeigt worden und Namen von Tätern kursierten. Zeugen dazu vor Gericht: „Wir wollten aber keinen verpfeifen!“

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Es sollte ein weiteres Verfahren geben. Und da wurde dann nicht allein über die Nutzung der beim letzten Einbruch im Autohaus Schulte in der Brandnacht geklauten Tankkarten gesprochen. Dabei waren mehrere Leute und Freunde aus der Szene eingeladen worden, gratis zu tanken. Die Autos wurden voll getankt, meist ohne Fragen zu stellen. 10.000 Euro Schaden – das sind einige Tankfüllungen.

Merkwürdiges Rechtsbewusstsein

Allein schon die damalige Wortwahl für die Gesetzesbrüche warf ein bezeichnendes Licht auf das Rechtsbewusstsein der aktiven und wissenden Beteiligten in diesem Fall. Zeugen sprachen vor Gericht nur vom „abgefackelten Autohaus“. Und als der lange alle Vorwürfe bestreitende Angeklagte seinen vermeintlichen Komplizen erstmalig zum Einbruch mit Benzindiebstahl ins Autohaus Schulte mitnahm, soll er gefragt haben: „Kommst du mit Tanken?“ Und ganz offen wurde in Ein­lassungen und Zeugenaussagen auch davon erzählt, dass man sich gegenseitig mal eben mit einem Nummernschild aushelfe. In dem große Kreise ziehenden Fall liefen die Fäden immer wieder rund um das Parkhaus an der Möhne in Neheim zusammen. „Uns ist bekannt, dass man sich da aufhält“, sagte der damalige Kreispolizeisprecher Ludger Rath, „wir kennen unsere Pappenheimer.“

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