Brilon. Auf ehemaligem Klärschlammbecken in Brilon soll ein Mekka für elektrifizierte Lkw entstehen. So sehen die Pläne des Autohauses aus:
Nachhaltigkeit und Autos müssen keineswegs im Widerspruch zueinander stehen. Dies möchte das Autohaus Witteler unter Beweis stellen. Gemeinsam mit dem Architekten Eckhard Lohmann plant Paul Witteler an der Möhnestraße eine Erweiterung des Mercedes-Autohauses. Die dafür erforderlichen Änderungen des Flächennutzungsplanes und des Bebauungsplanes wurden in der jüngsten Ratssitzung einstimmig beschlossen.
Für die Erweiterung erwarb das Autohaus bereits vor zwei Dekaden entsprechende Grundstücke. Dabei handelt es sich um die Fläche der ehemaligen Klärschlammbecken des Ruhrverbandes nebst angrenzenden Arealen. Ursprünglich war dieser Bereich, der Streitfeld genannt wird, ausschließlich für die Expansion der Lkw-Vermietsparte LVS vorgesehen. Nun soll dort jedoch auch ein Schwerpunkt für elektrische Nutzfahrzeuge entstehen.
Alpenüberquerung mit Elektro-Lkw
„Als wir im Jahr 2021 mit den ersten Planungen begonnen haben, lief der erste E-Actros LKW vom Band“, erinnert sich Witteler. 300 Kilometer Reichweite versprach Mercedes den Kunden: „Dieser LKW basierte aber noch auf unseren Verbrenner-Plattformen. Mittlerweile gibt es mit dem E-Actros Longhaul einen Nachfolger, der von Grund auf neu entwickelt wurde.“ Der Clou: Bei dem LKW sitzt der Antrieb nicht unter der Motorhaube, sondern in der jeweiligen Achse des 40-Tonners. Das soll, so Mercedes, der im Vergleich zum konventionellen Diesel-Actros wirtschaftlichste Fernverkehrs-Lkw von Mercedes-Benz Trucks werden. Mit einer Batterieladung soll dieser LKW laut Herstellerangaben auf 500 Kilometer Reichweite kommen und an geeigneten Ladesäulen in unter 30 Minuten aufgeladen werden können. Auch eine Alpenüberquerung sei somit möglich, eine Aufgabe, die bisher für schwer beladene LKWs nur schwer umsetzbar war.
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Bereits das bestehende Mercedes-Autohaus von Witteler setzt auf Nachhaltigkeit: Große Bäume beschatten die zur Möhnestraße ausgerichteten Fensterflächen. Eine natürliche, aber raffiniert umgesetzte Belüftung sorgt für die notwendige Frische im großzügigen und mit Steinen gepflastertem Showroom des Autohauses: „Deswegen braucht man auch keine Klimaanlage“, erklärt Architekt Lohmann.
Auch die neue Fläche soll daher Maßstäbe setzen: „Ökonomie und Ökologie sind überhaupt keine Widersprüche“, so Lohmann.
Ein besonderes Augenmerk kommt der Beschaffenheit des Bodens und dem Versickern des Regenwassers zugute: „Das Gebiet ist nicht an einen Kanal angeschlossen, deswegen besteht auch kein Anschlusszwang“, erläutert der planende Architekt. Eine Lösung musste her, und so soll nun der Boden selbst zur Filterung dienen, damit das Wasser langsam ins Grundwasser versickern kann: „Wir achten dabei darauf, dass wir das vor allem mit dem vorhandenen Boden machen, damit nichts angeliefert werden muss“, auch das trage zur Nachhaltigkeit bei, findet Lohmann, der zusammen mit Paul Witteler auch bei den Briloner Pfadfindern aktiv war.
Netz muss modernisiert werden
Wasserrückhaltebecken entlang des 22.000 Quadratmeter großen Grundstücks sorgen schließlich dafür, dass das Wasser nur sehr langsam in die dafür vorgesehenen Gruben versickert und dabei auf natürliche Weise gereinigt wird, bevor es in das Grundwasser fließt. Sechs Ladestationen für LKWs sollen auf dem Gelände installiert werden: „Dort können die Lkws auch über Nacht laden und pausieren“, so Witteler. Günstig sei dafür auch die Nähe zum Briloner Umspannwerk, heißt es im Antrag an die Stadt, denn eine Ladestation für Lkws begnügt sich nicht mit Haushaltsstrom, sondern kann bis zu 1000 Kw zur Verfügung stellen.. Ein Grund, weshalb die Netzbetreiber seit einiger Zeit viel Aufwand in die Modernisierung des Netzes stecken, welches bisher nicht auf eine Vielzahl dieser Großverbraucher ausgerichtet ist.
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Zusätzlich sollen auf dem Gelände auch ein Kiosk und Umkleideräume für Lkw-Fahrer entstehen. Ob es auch eine Wasserstofftankstelle geben wird, wie ursprünglich einmal geplant, ist derzeit noch nicht geklärt: „Wir werden das Gelände in mehreren Abschnitten planen, sodass wir uns so auch an andere Anforderungen anpassen können“, so Witteler. Wasserstoffbasierte Antriebe galten noch bis vor kurzem als mögliche Lösung für den Lastverkehr, mittlerweile fristet die Technik aber eher ein Nischendasein, da sich die Akkutechnik weiterentwickelt hat.