Brilon. Der Briloner möchte seine Heimatstadt künstlerisch moderner und frischer machen. Im WP-Gespräch erzählt er, wie man das schaffen könnte.

Tim Guse liebt seine Heimat, das merkt man bei jedem Wort, das er über Brilon spricht. Der Künstler will mehr für Brilon als nur das nächste Geschäft. „Ich will Brilon nicht zu einem reinen Kunstdorf machen, das wäre Quatsch, Aber ich habe viele Ideen und ich will etwas bewegen“, sagt er. Dazu sucht er nun Verbündete.

Tim Guse musste seine Gallerie in Brilon schließen

„Kunst und die Gemeinschaft, das taucht in Brilon gar nicht mehr auf“, sagt Tim Guse. Er selbst hatte bis zum vergangenen Jahr eine Kunst-Gallerie im Volksbank-Center, bis er diese aufgeben musste, als die Förderung durch das Projekt Leerstandsmanagement der Stadt Brilon auslief. „Die Galerie ist zu einem nationalen Treffpunkt geworden“, sagt Tim Guse. „Aber ich habe das Gefühl, eher zu einem subkulturellen. Eigentlich ist eine Galerie genau das, was in einer Kleinstadt wie Brilon funktioniert.“ Der Künstler ist weiterhin aktiv, verkauft seine Bilder in der ganzen Welt. In Brilon gibt er VHS-Kurse, doch er will mehr. „Ich hatte viel Glück mit meiner Kunst, viele Menschen kamen aus Hamburg oder Berlin nach Brilon, um Bilder zu kaufen. Das will ich weiterhin schaffen.“ Nach seiner ersten Ausstellung in der Ratsschänke sei damals alles ganz schnell gegangen. Ein paar Monate später stellte er schon während der Fashion Week 2020 in Mailand aus. Er bekam Angebote, Galerien in Berlin und anderen Städten zu eröffnen, ist bereits in Kunstbüchern bis nach Australien vertreten. Er ist glücklich, wie er zusammen mit seiner Galerie gewachsen ist, sagt er. Dabei will Guse aber in Zukunft nicht nur den Fokus auf sich selbst legen.

Nun will Guse ein Gemeinschhaftsprojekt

Der Briloner Künstler Tim Guse vor seiner TIM Gallery.
Der Briloner Künstler Tim Guse vor seiner TIM Gallery. © Tim Guse | Tim Guse
Hier zeigt er eines seiner Werke.
Hier zeigt er eines seiner Werke. © WP | Tim Guse

„Meine Idee ist ein Gemeinschaftsprojekt. Ich will Brilon moderner und frischer machen, ich will mit offenen Augen durch die Welt gehen. Dazu stelle ich mir ein Gemeinschaftsprojekt vor, wie eine digitale Galerie.“ Seine Idee: Monitore in der Stadt aufstellen, in Hotels oder Cafés, um die Kunst in die Innenstadt zu bringen. Diese Idee hatte er auch schon im vergangenen Jahr im WP-Gespräch vorgebracht, gerade im Hinblick auf die Kooperation mit internationalen Künstlern sei dies eine gute Idee, wie er damals begründete. Auch eine Stadtgalerie kann er sich gut vorstellen, in der heimische Künstler sich zusammentun können - von „Glasbläser bis Schmied“. Eine eigene Galerie ist derzeit für ihn nicht in Planung. Er wolle erst wieder eine Galerie eröffnen, wenn er diese vollständig selbst finanzieren könne - ohne eine Förderung durch die Stadt. Allerdings: „Ich fühle mich so wohl in Brilon, ich habe hier meine Familie, meinen Hund, Haus, Frau und Kinder.“ Seine Heimat will der Künstler erhalten.

Mieten in der Briloner Innenstadt zu teuer

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Das Projekt des Leerstandsmanagement, das zuletzt zehn neuen Geschäften ermöglicht hat, in der Innenstadt zu eröffnen, hält er für nicht weit genug gedacht. „Die Mieten in der Briloner Innenstadt sind teuer, 800 bis 1500 Euro ungefähr. Und wenn die Förderung nach einem Jahr wieder ausläuft, dann müssen 70 Prozent der Läden wieder schließen, dann können sie die Räumlichkeiten nicht mehr halten.“ Dabei denkt der Künstler auch an seine eigene Erfahrung. Er hatte damals betont, dass er sich von der Stadt und der Volksbank mehr Unterstützung versprochen habe, die dann leider ausgeblieben sei. Er wollte damals davon weg, dass der Künstler die Kunst in der Stadt finanziert, wünschte sich mehr kulturelle Förderung. Dieser Wunsch besteht noch heute in ihm.

Künstler und ihre Projekte sichtbar machen

„Die Menschen sollen wieder nach Brilon kommen. Brilon ist prädestiniert dazu, es ist wunderschön hier.“ Tim Guse will mit seinen Ideen zur digitalen oder einer Stadt-Galerie eine dauerhafte Veränderung schaffen, um die Menschen wieder hier nach Brilon zu holen. „Ich möchte mit offenen Armen junge Künstler in Empfang nehmen und ihre Projekte sichtbar machen.“ Mit seinen Ideen zu einem Gemeinschaftsprojekt habe er schon bei der Stadt vorgesprochen, dieser sei aber „nicht so klar, was möglich ist“, sagt er. Er stoße mit seinem Projekt auf Ecken und Kanten. Er betont, dass er damit kein Geld verdienen wolle, dass er aber Unterstützer für seine Idee sammeln würde - seien es Unternehmen oder Firmen oder Künstler sowie schlicht Interessierte. „Ich will eine Gemeinschaft schaffen.“ Wer sich angesprochen fühlt, darf sich bei Tmgallery21@gmail.com melden.

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