Brilon. Die Galerie des Künstlers Tim Onday aus Brilon schließt. Warum das Projekt nach Brandenburg geht und wie es zu dieser schweren Entscheidung kam.

Tim Guses „TIM-Gallery“ verschwindet bald aus Brilon. Für Tim Onday, wie er mit Künstlernamen heißt, ist die Entscheidung endgültig. Mit seiner Galerie geht es nach Brandenburg. „Es ist die gleiche Idee, aber mit neuen Erfahrungen“, sagt er. „Ich bin hier ja anfangs so reingeplumpst.“ In Brilon habe es einfach nicht so richtig geklappt. Ein großer Faktor für diese Entscheidung: Am 28. Februar 2023 muss er die Galerie schließen, denn die Förderung durch das Projekt Leerstandsmanagement der Stadt Brilon läuft aus.

Mit dem Förderprogramm „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in Nordrhein-Westfalen 2020” hatte das Land NRW das Ziel, die Zentren der Städte und Gemeinden zu beleben. Eigentümer von aktuell oder absehbar leerstehenden Ladenlokalen aus Brilon konnten sich bei der Wirtschaftsförderung melden, wenn sie an dem Programm teilnehmen wollten. Voraussetzung dafür war, dass der Eigentümer nur noch maximal 70 Prozent der letzten Miete verlangt. Zu diesem Preis wurde das Objekt dann angemietet und direkt an Interessierte weiter vermietet. Diese mussten dann nur noch 20 Prozent der letzten Miete zahlen, denn die Differenz deckte das Förderprogramm.

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Da die Förderung jetzt ausläuft, kann der freischaffende Künstler die Kosten für die Galerie nicht alleine stemmen. „In den letzten Jahren gab es auch einfach viele generelle Probleme, wie Corona oder den Krieg.“ Kunst stehe für viele Menschen dann häufig eher hinten an. Auch von der Volksbank habe er mehr Unterstützung versprochen bekommen, die dann leider ausblieb, so Guse. Er findet zudem: „Ich möchte auch davon weg, dass der Künstler die Kunst in der Stadt finanziert. Ich hatte mir da mehr von der Stadt Brilon erhofft.“ Insgesamt brauche es mehr kulturelle Förderung, wünscht sich der junge Familienvater. Natürlich sei er traurig, dass die Zeit der Galerie in Brilon jetzt zu Ende geht.

Die Galerie in Brilon als Lernprozess

Fünf internationale Künstler stellen im Moment noch bei ihm aus - aus Frankreich, Brasilien, Spanien, Österreich und Japan. Fast hundert Kunstschaffende haben seit der Eröffnung bei ihm digital über Bildschirme und 25 vor Ort ihre Werke ausgestellt. „Ein Lernprozess“ sei die Zeit mit seiner Galerie in Brilon gewesen, eine „wunderbare Erfahrung“. Damals habe es einfach gepasst „wie Arsch auf Eimer“, sagt er. Auf seiner Homepage will er demnächst einen Rückblick auf die vergangenen eineinhalb Jahre starten. Verschiedene Bilder, Videos und Interviews mit unterschiedlichen Künstlern will er dort hochladen.

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„Die Galerie ist zu einem nationalen Treffpunkt geworden“, sagt Tim Guse. „Aber ich habe das Gefühl, eher zu einem subkulturellen. Eigentlich ist eine Galerie genau das, was in einer Kleinstadt wie Brilon funktioniert.“ Aber: „Meine Kunst gehört mehr in den Trubel der Welt“, sagt Tim Onday. „Ich wünsche mir auch eine internationale Galerie irgendwann.“ Für die nächste Galerie-Eröffnung hat er schon Pläne. Ein Jahr Werbezeit will er vorher einplanen und mehr Künstler digital ausstellen lassen. Der größte Teil der Galerie soll aus Bildschirmen bestehen. Das mache unter anderem die Kooperation mit internationalen Künstlern einfacher. Alleine das Versenden, der Zoll und so weiter seien ein immenser logistischer und finanzieller Aufwand.

Zeit fürs Malen und die Familie

Aber das größte Problem dabei: Die Versicherung für teure Kunstwerke von bekannten Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt. „Das sind ja teilweise Kunstwerke, die 100.000 Euro wert sind. Die Bilder will ich dann lieber gar nicht erst anfassen“, sagt Tim Guse und lacht. „Solche Kooperationen sind aber wichtig.“ Ein paar namhafte Künstler habe er auch schon an der Hand. In Zukunft wolle er mit mehr System an die Sache gehen und sich Unterstützung von Partnern suchen.

„Mit der Galerie selbst verdiene ich ja kein Geld“, erklärt der Künstler. „Nur mit meiner eigenen Kunst, die ich verkaufe.“ Zum Malen komme er jedoch kaum noch. „20 Prozent meiner Zeit kann ich malen, aber die anderen 80 Prozent muss ich andere Dinge erledigen.“ Die Liste dieser Dinge ist lang. Seine Homepage hat er komplett selbst gebaut, ohne etwas davon zu verstehen, sagt er selbst. Und die verschiedensten Kooperationen seien unheimlich zeitintensiv. Zwar nehme ihm sein Management viel ab: „Ich kann ja auch gar nicht so gut Englisch“, aber vor allem wünsche er sich mehr Zeit für die Familie. Sein älterer Sohn ist sechs Jahre, der jüngere gerade einmal vier Monate alt.

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Schon allein deswegen möchte Tim Guse eher ungern weg aus Brilon. Mit seiner Frau und den Kindern wohnt er in Brilon-Wülfte. „Ich habe meine Familie, meine Eltern und Schwiegereltern, ein Haus hier“, sagt er. Er wandere gerne und liebe die Natur, deswegen sei ihm Brilon wichtig. Seinen Wohnort mache er davon abhängig, wie sich die Dinge mit seiner Galerie in Brandenburg entwickeln - gemäß der Frage: „Wo hat meine Familie das bessere Leben?“

„Ich hatte großes Glück. Im Februar male ich seit drei Jahren“, sagt er, inzwischen ist er einer der größten Künstler NRWs. Nach seiner ersten Ausstellung in der Ratsschänke sei alles ganz schnell gegangen. Ein paar Monate später stellte er schon während der Fashion Week 2020 in Mailand aus. Er bekam Angebote, Galerien in Berlin und anderen Städten zu eröffnen, ist bereits in Kunstbüchern bis nach Australien vertreten. Er ist glücklich, wie er zusammen mit seiner Galerie gewachsen ist, sagt er. Bevor im Februar der Umzug nach Brandenburg kommt, stehen noch andere Projekte an. Zum Beispiel eine Ausstellung im Krankenhaus Maria-Hilf Brilon, wo Tim Onday für ein halbes Jahr seine Kunst ausstellt.