Brilon. Wer träumt nicht davon, sein Zelt einmal im Wald unter freiem Himmel aufspannen zu können. In Brilon ist das jetzt problemlos möglich. So geht‘s:
Der Outdoor-Tourismus boomt, und Regionen wie der Hochsauerlandkreis, insbesondere Orte wie Willingen und Winterberg aber auch Brilon, setzen verstärkt auf Aktivurlauber. Wandern erlebt durch Fernseh-Formate wie „7vsWild“ auf YouTube eine Renaissance und zieht vermehrt junge Menschen an. „Buttenberg statt Ballermann“ könnte die Devise unter Wanderneulingen lauten.
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Anders als in vielen anderen Ländern gibt es in Deutschland aber eigentlich keine Möglichkeit, sein Zelt einfach im Wald aufzuspannen. Wildcampen, also das Zelten ohne Genehmigung auf einem Campingplatz oder Privatgelände, ist grundsätzlich nicht gestattet. Das gilt auch für Wälder. Das Schlafen im Freien ohne Zelt, auch Biwakieren genannt, ist in den meisten Bundesländern erlaubt, allerdings auch nur zur Erholung und nicht für einen dauerhaften Verbleib.
Vorbild Nordeuropa und Eifel
Eine Lösung muss her, findet daher Günter Wiese vom Deutschen Alpenverein in der Sektion Hochsauerland (DAV). Er erinnert sich, schon einmal von Trekkingplätzen gehört zu haben, die erst in Nordeuropa und mittlerweile auch in der Eifel auf großen Zuspruch stießen: „In der Eifel gab es bereits mehrere Trekkingplätze und das mitten im Nationalpark“, erinnert sich Wiese. So etwas könne er sich auch für Brilon vorstellen, denkt der engagierte Rentner, den viele auch als Fahrer des Bürgerbusses in Brilon kennen.
Beim Vorstand des DAV im Hochsauerland stößt er damit auf Begeisterung, und auch die beteiligten Behörden unterstützen das Vorhaben. Über das LEADER-Projekt kann zusätzlich eine Förderung von 65 Prozent eingeworben werden. „Dabei haben uns auch die Mitarbeiter der BWT Brilon/Olsberg tatkräftig unterstützt“, dankt Wiese den Unterstützern, auch aus weiteren Behörden und Ämtern, ausdrücklich.
Viel Eigenleistung
Insgesamt kosten die Plattformen jeweils 30.000 Euro, die nun an der Feuereiche in Brilon-Wald und auf dem Buttenberg aufgestellt wurden. Diese bieten Platz und Verankerungsmöglichkeiten für zwei Zelte und vier Personen. Das Holzpodest wurde von einer Firma aus Olsberg fertiggestellt, darüber hinaus ist es jedoch auch dem Einsatz engagierter Bürgerinnen und Bürger zu verdanken, dass das Projekt verwirklicht wurde: „Hier ist auch ganz viel in Eigenleistung entstanden“, lobt Wiese die Unterstützer.
Günter Wiese war es wichtig, dass sich der Blick auf die Natur durch die Plattformen nicht verstellt würde: „Die Plattformen ragen in die Natur hinein, als würden sie schweben“, so beschreibt Wiese die Holzkonstruktion, die auf ein betongegossenes Fundament verzichtet und stattdessen auf mehren Pfosten ruht, die im Boden verschraubt sind. Auch auf ein Geländer wurde zugunsten des Ausblicks verzichtet. Der Bauhof beteiligte sich mit einer kleinen Überraschung: An der Feuereiche wachsen nun alte Fruchtbäume wie die Hauszwetsche.
Grandioses Panorama
Und Günter Wiese hat Recht: Die Holzplattformen verschmelzen mit der Umgebung, ähnlich einem Infinity-Pool. Wer an der Feuereiche oder am Buttenberg sein Zelt aufspannt, wird belohnt: nämlich mit einem spektakulären Ausblick in die Natur.
„Das ist eine super Werbung für unsere Region“, findet zum Beispiel Ariane Drilling, die Ortsvorsteherin von Brilon-Wald. Trotz der abgeschiedenen Lage des Trekkingplatzes an der Feuereiche ist die Anbindung gut: „Der Bahnhof Brilon-Wald liegt ganz in der Nähe“, so Drilling. Das ist auch Günter Wiese wichtig: „Am besten wäre es doch, wenn Wandererinnen und Wanderer völlig auf ihr Auto verzichten könnten“, findet Wiese.
Eigentlich wurden die beiden Trekkingplätze erst am 1. April offiziell freigegeben. Willi Otto vom Dorfverein „Brilon-Wald aktiv“ traf jedoch schon vorher die ersten Gäste: „Zwei Jungs hatten die Plattform, die hier unmittelbar neben dem Rothaarsteig liegt, entdeckt und schon mal ihr Zelt aufgespannt. Es war aber noch ziemlich kalt“, erinnert sich Otto. Was die beiden Camper jedoch wohl nicht wussten: Die Trekkingplätze müssen im Internet, über die BWT oder andere Plattformen, gebucht werden. 20 Euro kostet ein Zeltplatz, wer die ganze Plattform für sich haben möchte, zahlt für zwei Zelte dann 40 Euro. Um solche Missverständnisse zu vermeiden, wurde nun ein Hinweisschild aufgestellt: „Über den QR-Code auf dem Schild kann die Plattform gebucht werden“, erklärt Wiese. Dort wird auch darauf hingewiesen, dass Lagerfeuer strengstens verboten sind: „Gaskocher sind natürlich erlaubt“, so Wiese.
Nur mit einer offiziellen Buchung erhält man dann auch Zugang zur Toilette: „Die Trockentoilette funktioniert mit Rindenmulch und ist mit einem Zahlenschloss gesichert“, so Wiese. Bei Touristen sind die neuen Trekkingplätze offenbar schon jetzt ein voller Erfolg: „Wir haben für dieses Jahr schon einige Buchungen“, erzählt Wiese. Und auch für die Zukunft gibt es schon weitere Pläne: „Wir wollen die Trekkingplätze in der Umgebung besser vernetzen, sodass Wandernde ihre Reise von Trekkingplatz zu Trekkingplatz besser planen und genießen können“, erklärt Wiese abschließend.