Hochsauerland. Die Maßnahmen gegen den Eichenprozessionsspinner entlang der Straßen im HSK sind gestartet. Die Raupenhaare können sehr gefährlich sein.
Dort, wo sie auftreten, bewegen sie sich in Kolonnen. Wenn sie ihre Prozession veranstalten, hinterlassen sie kahle Stellen. Und vor allem ihre Brennhaare können Haut-Irritationen, Augenreizungen, Atembeschwerden und Allergien auslösen. Die Rede ist vom Eichenprozessionsspinner, speziell vom Stadium der haarigen Raupen. Während sie früher vor allem in aufgelichteten Wäldern oder Randlagen vorkamen, sind sie heute auch in der Fläche vertreten. Die trockenen und heißen Sommer der vergangenen Jahre haben zu einer weiten Verbreitung beigetragen - auch im Hochsauerland.
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Ganz gezielt und dennoch ohne Chemiekeule geht der Landesbetrieb Straßenbau NRW gegen die Insekten vor: „Seit einigen Jahren sind die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Regionalniederlassung Sauerland-Hochstift dabei, den Eichenprozessionsspinner zu bekämpfen“, sagt Pressesprecher Oscar Santos auf Anfrage. Neben der Absaugung, die auch weiterhin durchgeführt wird, werden in diesem Jahr zum zweiten Mal zusätzlich Nematoden, also Fadenwürmer, eingesetzt. Santos: „Die Nematoden sind in einer Spritzbrühe enthalten, die wir in den Abendstunden an Geh- und Radwegen im Bereich der betroffenen Bäume versprühen. Sie heften sich zur Vermehrung an die Raupen des Eichenprozessionsspinners und sondern ein Bakterium ab, das die Raupen tötet. Die toten Raupen sind für den Menschen nicht länger gefährlich, da die kleinen allergieauslösenden Härchen bis dahin noch nicht ausgebildet sind.“
Überdies stellen Nematoden für Mensch und Tier kein Risiko dar, denn sie können sich nicht an Warmblüter heften. Santos: „Man darf die mit Fadenwürmern angereicherte Spritzbrühe auch in direkter Nähe von Gewässern, Trinkwasserbrunnen und Naturschutzgebieten einsetzen. Nematoden kommen überall in der Natur vor und sind als unbedenklich eingestuft. Allerdings vertragen die kleinen Nützlinge keine UV-Strahlung und keine große Hitze.“ Das Wetter der vergangenen Tage war daher nahezu optimal. Und wenn die Witterungsbedingungen es weiter zulassen, will der Landesbetrieb in diesen Tagen mit den Sprüharbeiten in betroffenen Gebieten beginnen. Santos: „Etwa 14 Tage nach dem ersten Besprühen wird es einen zweiten Behandlungsgang geben. Bei Regen und starkem Wind ist der Einsatz nicht möglich.“
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Grundsätzlich gilt: Raupen und deren Gespinste sollte man möglichst nicht berühren. Vor allem kleine Kinder sollten vorgewarnt sein. Die Raupen und die dazugehörigen Nester sollten nur von Fachleuten mit entsprechender Sachkunde und Schutzkleidung entfernt werden, rät Santos. Nach Aufenthalten in betroffenen Gebieten, ist es ratsam, sich die Haare zu waschen, zu duschen und die Kleidung zu wechseln. Bei Hautausschlägen möglichst nicht kratzen. Bei stärkeren Beschwerden gilt es einen Arzt aufzusuchen. Eichenbaumbesitzern wird geraten, wachsam zu sein. Gegebenenfalls sollten neuentdeckte Nester den Kommunen gemeldet werden.
In den Städten noch wenig Raupen-Vorkommen
Dort herrscht momentan noch Ruhe an der Front. In den Städten Brilon, Olsberg oder Medebach ist der Eichenprozessionsspinner bisher nicht aufgetreten. Rabea Kappen, Pressesprecherin der Stadt Winterberg, erklärt: „Aufgrund unserer Topographie ist das kein Thema bei uns. Unser Stadtwald hat nur ein Eichenanteil von 0,6 Prozent.“ Sabine Korinth von der Marsberger Stabsstelle „Klima und Umwelt“ sagt, dass in Marsberg bisher auch noch kein Befall festgestellt worden sei. Dirk Zimmermann ist bei der Stadt Hallenberg zuständig für den Forst. Er hat von keinem nennenswerten Befall in Hallenberg gehört und betont: „Ich vermute, dass es mit den klimatischen Bedingungen im hiesigen Raum zusammenhängt“
Der Eichenprozessionsspinner mag es warm, um seine Entwicklungsstadien zu durchlaufen, daher kam er ursprünglich eher in den Weingegenden Deutschlands vor. „Natürlich wird der Klimawandel zur Vergrößerung des Ausbreitungsgebietes beitragen“, so Zimmermann. Falls jemand betroffen sein sollte, empfiehlt er auf jeden Fall den Bereich großzügig abzusperren und eine Fachfirma (i.d.R. Schädlingsbekämpfer) einzuschalten, da die Bäume regelrecht abgesaugt werden, um die Raupen zu entfernen. „Die Betroffenen sollen sich auf jeden Fall fern vom betroffenen Baum halten.“
In NRW und Hessen wird reagiert
Natürlich hält sich der Eichenprozessionsspinner nicht an Landesgrenzen. Auch „Hessen-Mobil“, das Pendant zu Landesbetrieb Straßenbau NRW, hat festgestellt, dass sich diese Schmetterlingsart in den letzten Jahrzehnten vermehrt hat und Schäden an den Bäumen und bei Kontakt auch bei den Menschen verursachen. „Hessen mobil“ warnt, davor, dass die Brennhaare der Raupe leicht abbrechen und somit vom Wind weitergetragen werden und sich im Unterholz oder auf dem Boden absetzen.
Eine Bekämpfung sei daher zwingend erforderlich. Ab dem dritten Larvenstadium bilden sich die gefährlichen Brennhaare bei den Eichenprozessionsspinnern. Daher sei der Frühling die optimale Zeit der Bekämpfung noch bevor die Gefahr durch Brennhaare überhaupt entstehen kann. Auch dort werden die Bäume mit einem biologischen Bekämpfungsmittel besprüht