Marsberg. Schlafen im Zelt, ein Fußmarsch der Superlative: Massimo Pedersoli wandert von Genua über Marsberg bis zum Nordkap. Dabei sammelt er Spenden

Der Rucksack, den Massimo Pedersoli auf seinem Rücken trägt, wiegt über 20 Kilo. Ein Zelt ist darin, ein Schlafsack, ein kleiner Gaskocher, warme Kleidung und viel Wasser. Mit dieser Last auf seinem Rücken hat der 37-Jährige schon knapp 1700 Kilometer zurückgelegt - zu Fuß. Die Strecke, die noch vor ihm liegt, ist doppelt so lang: Der Italiener ist auf dem Weg zum Nordkap in Norwegen. Die Route führt den Abenteurer auch nach Marsberg. Hier ruht er sich aus und erzählt seine Geschichte.

Massimo Pedersoli legt zu Fuß tausende von Kilometern zurück. Auf seinem Weg von Genua zum Nordkap sammelt er Spenden für Familien mit autistischen Kindern. In Marsberg macht der Abenteurer einen Zwischenstopp
Massimo Pedersoli legt zu Fuß tausende von Kilometern zurück. Auf seinem Weg von Genua zum Nordkap sammelt er Spenden für Familien mit autistischen Kindern. In Marsberg macht der Abenteurer einen Zwischenstopp © privat | Massimo Pedersoli

Zum Nordkap wandern für einen guten Zweck: Italiener macht Halt in Marsberg

Wann er zuletzt auf einer so bequemen Couch geschlafen hat, weiß Massimo Pedersoli nicht mehr. „Es passiert nicht oft“, erklärt der Italiener auf Englisch, denn Deutsch spricht er nicht. Die Sprachbarriere mache es oft schwierig, gerade in den ländlichen Regionen in Deutschland. Deshalb freut er sich um so mehr über die Gastfreundschaft, die er bei dem Marsberger Fermo Dal col erfährt. Hier kann er sich für einen Tag ausruhen und Energie tanken, seine Vorräte wieder aufstocken und sich auf die nächste Etappe seiner Reise vorbereiten: Massimo Pedersoli ist auf dem Weg zum Nordkap in Norwegen. Von seiner Heimatstadt Genua aus ist er am 14. Januar zu Fuß in Richtung Norden gestartet und wandert entlang des europäischen Fernwanderwegs E1. Insgesamt will er auf diesem Weg etwa 6300 Kilometer zurücklegen, bis Ende September ist er voraussichtlich noch unterwegs.

Sein Beweggrund für diese Reise ist eine Spendenaktion: Unter dem Motto „Walking for Charity“ - auf deutsch „Wandern für Wohltätigkeit“ - sammelt er Spenden für autistische Kinder in Genua, der europäischen Sporthauptstadt 2024. „Damit möchte ich den verwundbarsten Bürgern meiner Stadt helfen“, erklärt der 37-Jährige. Mit den Spenden solle ein Sport- und Rehabilitationsprojekt in Genua unterstützt werden, dass vor allem jenen Kindern zu Gute kommen, deren Familien sich eine Behandlung für ihr Kind sonst nicht leisten können. Massimo Pedersolis Spendenziel liegt bei knapp 6300 Euro - „Einen Euro für jeden gelaufenen Kilometer“, scherzt er.

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Die meisten Nächte verbringt der Abenteurer im Zelt und übernachtet in Schutzhütten, mit seinem Gaskocher bereitet er sich Malzeiten zu. Nur wenn das Wetter zu schlecht ist, muss er schon mal auf Pensionen oder Ferienunterkünfte ausweichen, die auf seiner Route liegen. Dass er in Marsberg bei Fermo Dal col untergekommen konnte, verdankt Massimo Pedersoli einer gemeinsamen Bekannten, die per Zufall von seinem Vorhaben erfuhr und den Kontakt zwischen den beiden Männern herstellte. Für den Wanderer ein absoluter Glücksfall: Fermo Dal col hieß ihn willkommen, versorgte ihn mit Mahlzeiten und guter Gesellschaft. Das sei überhaupt das wichtigste und schönste bei seiner Reise, erklärt Massimo Pedersoli: „Menschen kennen zu lernen und Freundschaften zu schließen.“

Massimo Pedersoli sammelt Spenden für Kinder in Not
Massimo Pedersoli sammelt Spenden für Kinder in Not © WP | Rebekka Siebers

Für den 37-Jährigen ist es bereits die dritte Fernwanderung, die er zu Spendenzwecken unternimmt. In den verganenen fünf Jahren wanderte er von Genua nach Santiago del Compostela und von Calais in Frankreich nach Santa Maria di Leuca in Süditalien, über seine Erfahrungen schrieb er sogar ein Buch. Doch mit der aktuellen Wanderung auf dem Europäischen Fernwanderweg E1 sei das nicht vergleichbar, erklärt er: „Dieser Trip ist bis jetzt der längste und der härteste.“ Fünf Monate lang habe er sich intensiv darauf vorbereitet, mit Physiotherapeuten, Ernährungsberatern und einem Einzeltrainer.

Sauerländer Landschaften beeindrucken den Fernwanderer

Unterwegs ist er jetzt jedoch ganz allein, mit sich und seinen Gedanken. Beim Wandern habe man viel Zeit und Muße, sich mit sich selbst zu beschäftigen, sagt er. Und dann sind da noch die Landschaften: Über die Schweizer Alpen ist er gekommen, am Bodensee vorbei und durch den Schwarzwald, jetzt durchquert er die Sauerländer Hügelketten mit ihren Wäldern und Wiesen. „Die Natur fasziniert mich immer, das genieße ich sehr“, erzählt Massimo Pedersoli. Und er ist gespannt, was noch kommt und welche Menschen er treffen wird: Innerhalb Deutschlands führt ihn der E1 nach Hameln, Hamburg und Flensburg, dann wird er die dänische Grenze überqueren. „Ich hoffe, dass ich Menschen treffen werde, die mich willkommen heißen.“ Und er hofft auch, dass er sein Spendenziel für das gemeinnützige Austismus-Projekt erreichen kann. Wer Massimo Pedersoli bei seinem Spendenprojekt unterstützen möchte, wird bei seiner Spenden-Kampagne im Internet fündig.