Brilon. Nach der Razzia im November 2023 in Brilon gegen die Zigaretten-Mafia kommen immer mehr Details an Licht. Es war eine Art moderner Sklaverei.
Die Strafverfahren gegen 13 Bandenmitglieder der Zigarettenmafia, die in Brilon eine illegale Produktionsanlage betrieben habe, gehen weiter. Nachdem die beiden ersten Männer vom Schöffengericht Arnsberg zu Bewährungsfreiheitsstrafen von unter zwei Jahren verurteilt wurden, hatten sich jetzt zwei weitere Beschuldigte – 22 und 28 Jahre – wegen desselben Vorwurfes, nämlich der bandenmäßigen Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall zu verantworten.
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Sie waren nach längerer Vorermittlung bei einer Razzia des Zolls und der Polizei in einer alten Werkhalle in Brilon festgenommen worden. Dort soll die Bande seit Oktober 2023 illegal Millionen Zigaretten hergestellt haben, die auf dem gesamten europäischen Markt verkauft wurden. Der entstandene Schaden wird mit über 6 Millionen Euro beziffert. Insgesamt wurden 20 Objekte im Rheinland, im Ruhrgebiet und Sauerland durchsucht, wobei man in Brilon den größten Fund machte. Dort fand man eine hochprofessionelle Anlage zur Zigarettenherstellung. Die 13 überraschten Hersteller, die allesamt aus der Ukraine stammen, wurden festgenommen und kamen in Untersuchungshaft. Zwölf von ihnen sind sogenannte „kleine Fische“, einer jedoch dürfte zu den führenden Köpfen gehören. Er führte in der Produktionshalle die Aufsicht und organisierte den Betrieb.
Uklrainern wurden Pässe und Handys abgenommen
Die zwölf Arbeiter wurden in der Ukraine angeworben, kamen per Bahn nach Dortmund und wurden von dem Chef per Pkw abgeholt und in die Halle nach Brilon gebracht. Ihnen wurden die Pässe und Handys abgenommen und sie durften die Halle nicht verlassen. Bis zur Festnahme Mitte Februar dieses Jahres haben sie für ihre Tätigkeit von dem versprochenen Lohn nichts gesehen.
So berichteten die beiden jetzt vor dem Amtsgericht Arnsberg Angeklagten, wie schon die Abgeurteilten, man habe geahnt, dass hier illegal Zigaretten hergestellt werden, doch es sei ihnen keine andere Möglichkeit geblieben, als mitzumachen, denn sie hofften am Ende doch noch bezahlt zu werden, um von ihrem Lohn die Familien in der Ukraine unterstützen zu können. Auch gegen sie lautete der Vorwurf des Staatsanwaltes bandenmäßige Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall.
„Auch wenn sie im Rahmen der Bande ganz unten angesiedelt waren, haben sie sich schuldig gemacht und sind zu bestrafen“, stellte der Staatsanwalt fest und beantragte eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren zur Bewährung. Sie seien unter menschenunwürdigen Bedingungen in der Halle untergebracht gewesen und hätten kein Tageslicht gesehen. Statt der versprochenen Entlohnung seien sie in Untersuchungshaft gekommen. Die beiden Verteidiger stellten heraus, dass ihre Mandanten letztlich nicht richtig gehandelt hätten, doch es habe keine Möglichkeit gegeben, sich aus diesem Dilemma zu befreien. „Sie sind als Werkzeuge gebraucht worden.“ Das Gericht verurteilte die beiden Angeklagten zu Freiheitsstrafen von 19 bzw. 20 Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wurden. „Mit ihrer Hilfe ist ein Schaden von über sechs Millionen Euro entstanden“, machte der Richter ihre Mitschuld deutlich. Die beiden Angeklagten waren dem Gericht aus der Untersuchungshaft in Handfesseln vorgeführt worden. Sie konnten nach diesem Urteil und der Aufhebung der Haftbefehle das Gericht als freie Menschen verlassen.
Chef der Bande wird noch der Prozess gemacht
Das damals in Brilon festgenommene 13. Bandenmitglied, einer der Chefs, sitzt momentan noch in Untersuchungshaft. Ihm wird in naher Zukunft vor dem Landgericht Bochum der Prozess gemacht.