Hochsauerlandkreis. Wer im Hochsauerland eine Wohnung sucht, braucht meistens viel Glück. Experte Stefan Wintersohle sagt: „Das ist mittlerweile alles Glückssache.“
Der Wohnungsmarkt ist nicht nur in Ballungszentren wie Hamburg oder Berlin überhitzt, auch in Kommunen wie Brilon, Winterberg, Marsberg oder Olsberg ist das Angebot knapp. So knapp, dass der Markt dafür sorgt, dass die Mieten freiwerdender Wohnungen immer teurer werden. Stefan Wintersohle vom Mieterverein berät Mieter in allen Belangen und ist Experte. Er wirft für die WP einen Blick auf die aktuelle Lage und sagt, was Sauerländer mitbringen müssen, um noch eine Wohnung zu finden.
Der Mieterverein kann bei der Preisbildung nicht wirklich mitwirken
Ganz allgemein unterscheiden sich, mit Blick auf den Mietpreisspiegel, die Kommunen im durchschnittlichen Mietpreis pro Quadratmeter nicht sonderlich voneinander. „Wobei man differenzieren muss. Wohnungen in Brilon Mitte sind natürlich teurer als in einem Ortsteil, der ländlicher liegt“, erklärt Stefan Wintersohle. Der Mieterverein kann bei der Preisbildung nicht wirklich mitwirken. „Wir kommen leider erst ins Spiel, wenn es um Bestandsmieten geht. Also wenn der Vermieter plötzlich entscheidet, die Miete anzuheben.“ Wenn bei einer Neuvermietung durch den Vermieter der Preis pro Quadratmeter angehoben werde, könne man leider nicht viel machen. „Gesetzes wegen können Vermieter den Preis dann um rund 20 Prozent anheben, also von den ortsüblichen 6 Euro pro Quadratmeter auf 7 Euro.“ Das werde allgemein toleriert so Wintersohle. „Außerdem bestimmt das Angebot die Nachfrage. Herrscht Wohnungsnot sind die Mieter eben eher gezwungen sich dann zu fragen: Mach ich das oder lieber nicht?“
Viele Wohnungen sind durch Bürgergeldempfänger belegt
Wohnungsnot sei auch im Sauerland ein beherrschendes Thema. „Hier wird nicht mehr gebaut, aufgrund der Zinsentwicklung, aber auch wegen der steigenden Baukosten. Hinzu kommen die zunehmenden Flüchtlingszahlen, die Menschen müssen untergebracht werden in einem ohnehin schon knappen Wohnungsmarkt.“ Viele Wohnungen sind aber auch durch Bürgergeldempfänger belegt, wie Wintersohle weiß. „Vermieter bevorzugen manchmal Empfänger von staatlichen Hilfen, weil sie dadurch gesichert die Miete und Heizkosten finanziert haben. Familien, die vielleicht jeden Euro umdrehen müssen, werden dann weniger oft erfolgreich ein Mietverhältnis finden.“ Meist bekomme man nur noch Wohnungen, wenn man Informationen unter der Hand austausche oder auf Vitamin B, also Beziehungen, setze. „Mit Anzeigen in der Zeitung oder online hat man kaum noch eine Chance.“ Viele Menschen würden keine Wohnung finden, auch wenn sie bereit seien, sich zu verkleinern. „Da ist nichts zu machen.“
Leider nehme nicht einmal mehr die Wohnungsgenossenschaft in Meschede Geld in die Hand, um Wohnraum zu bauen. Die bestehenden Wohnungen im Sauerland seien aber derart sanierungsbedürftig, dass diese oft nicht einmal mehr vermietet würden. „Man braucht einen langen Atem“, sagt Wintersohle.
Dann kann es zu einer Räumungsklage kommen
Schwierig wird es dann, wenn der Vermieter dem Mieter kündigt. „Dann kann es zu einer Räumungsklage kommen und wenn der Mieter zur Räumung verurteilt wird, kommt der Gerichtsvollzieher mit dem Möbelwagen und der Mieter muss die Wohnung verlassen, ob er etwas Neues gefunden hat oder nicht. Dafür halten Kommunen Wohnraum bereit, aber da möchte man meist nicht wohnen“, erklärt der Experte vom Mieterverein.
Wer nicht gezwungen ist, etwas Neues zu suchen, aber sich dennoch vergrößern will, der muss Geduld mitbringen. „Es muss die Bereitschaft da sein, aufs Dorf zu wechseln oder gar in eine andere Stadt. Das ist mittlerweile alles Glückssache.“ Ob man mit einem Makler bessere Chancen hat, ist ungewiss. Wintersohle: „Makler haben natürlich eine bessere Übersicht und Insideradressen. Die sind aber natürlich auch sehr teuer.“
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Für Stefan Wintersohle ist die Lösung neuer sozialgebundener Wohnraum. „Früher gab es die Wohnungsgemeinnützigkeit. Es wurde Wohnraum gebaut, der vom Staat bezuschusst wurde, aber mietgebunden war. Die Bindungsfristen waren aber nur 20 oder 30 Jahre lang und dann wurde die Miete durch den freien Markt bestimmt. Wir benötigen aber wieder öffentlich geförderten Wohnraum durch Kommunen. Bei der Regierungskonstellation ist das aber kaum möglich.“