Marsberg. Die Nachricht von der Ritzenhoff-Insolvenz schockierte viele Marsberger. Bürgermeister Thomas Schröder bezieht gegenüber der WP Stellung
Der Glashersteller Ritzenhoff hat Insolvenz angemeldet und einen Antrag auf Eigenverwaltungsverfahren gestellt, wie das Marsberger Unternehmen in der vergangenen Woche bekannt gab. Dieser Schritt ist Teil einer langfristigen Stabilisierungsstrategie im laufenden Geschäftsbetrieb. Bei einem Eigenverwaltungsverfahren verwaltet das Unternehmen selbst die Insolvenzmasse unter der Aufsicht eines Sachwalters. Die finanzielle Sicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Marsberg bleibt während des Verfahrens gewährleistet, und sie werden regelmäßig über die Fortschritte informiert. Es ist derzeit unklar, ob es im Zuge der Insolvenz zu einem Personalabbau kommen wird, eine Frage, die Marsbergs Bürgermeister Thomas Schröder beschäftigt und die er nach der öffentlichen Mitteilung durch Ritzenhoff mit der Westfalenpost bespricht
Telefonkonferenz vor der ersten öffentlichen Nachricht
„Das es nicht gut lief, stand ja auch schon in der Westfalenpost“, sagt er. „Ich war Anfang des Jahres schon gemeinsam mit unserer Wirtschaftsförderin bei Herrn Schumacher [CarstenSchumacher, CEO der Ritzenhoff AG, anm. d. Red.]. Unsere Unternehmen hier in Marsberg liegen mir sehr am Herzen und ich wusste bereits, dass es ernst war.“ In dem Gespräch habe Carsten Schumacher sehr deutlich gemacht, dass er die Insolvenz abwenden wolle, dieses Vorhaben sei leider nicht von Erfolg gekrönt gewesen. „Bevor die Nachricht dann am gestrigen Donnerstag öffentlich gemacht wurde, hatte ich eine Telefonkonferenz mit Carsten Schumacher und Rechtsanwalt Jens Lieser, in der die beiden mir die Nachricht mitgeteilt haben.“ Besonders überraschend dürfte es für Bürgermeister Thomas Schröder also nicht gekommen sein, als die Mitteilung zur Insolvenz an die Öffentlichkeit ging.
Bürgermeister denkt an die Menschen im Ort
Er denkt nun vor allem an die Menschen im Ort. „Ich habe die Hoffnung, dass so viele Arbeitsplätze wie möglich erhalten bleiben können“, so Schröder. „Dass dies das Bestreben des Unternehmens ist, wurde mir in den Gesprächen glaubhaft versichert, ich bin positiv gestimmt“, sagt er. Zumal das Unternehmen noch immer Investitionen geplant habe und diese auch durchführen wolle. Trotz optimistischer Stimmung sorgt sich Thomas Schröder. „Grundsätzlich macht man sich Sorgen, man weiß sehr wohl wie die Arbeitnehmer sich nun fühlen. Das sind 400 Arbeitnehmer an denen oft ganze Familien hängen und die sorgen sich nun, ob sie weiterhin Essen auf den Tisch bekommen.“ Darüber hinaus ziehe die Insolvenz auch Folgen für Handwerker und Zulieferer in der Region nach sich, so Schröder. Er hofft darauf, dass diese Geschäftsbeziehungen weiterhin Bestand haben.
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Keine gute Nachricht für die Stadt Marsberg
„Ritzenhoff ist das Aushängeschild Marsbergs“, sagt Thomas Schröder. Natürlich sei es keine gute Nachricht für die Stadt. Mit Blick auf die anderen Unternehmen ist Thomas Schröder aber weniger besorgt. „In unserer Stadt herrscht ein bunter Mix an Fachbereichen unter den Unternehmen. Ja, viele haben mir das Signal gegeben, dass die Energiepreise durch die Decke gehen und damit kämpfen die Unternehmen. Ein weiteres akutes Problem sehe ich in unserer Stadt aber nicht“, sagt er. Wirklich helfen kann die Stadt dem Unternehmen naturgemäß nicht. „Wir können aber Kontakte und Verbindungen zur Politik herstellen.“