Bigge. Die Apotheke ist Teil eines Ensembles, das mehrere Häuser und einen parkähnlichen Garten umfasst. Sie steht nun zum Verkauf
Das historische Fachwerkhaus an der Hauptstraße Nr. 46 in Bigge, einst Heimat der „Adler-Apotheke“ bis zum Sommer 2023, prägt maßgeblich das Ortsbild. Eingebettet in ein Ensemble aus mehreren Häusern und einem parkähnlichen Garten, steht das Gebäude seit einiger Zeit zum Verkauf. Im Gespräch mit Karl-Heinz Förster von der Erbengemeinschaft und Frank Schindler von Immobilien Becker erhielten wir faszinierende Einblicke.
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Historisches Gebäude
„Wir suchen jemand, der die Gebäude aus dem Dornröschenschlaf aufweckt“, erklärt der Immobilien-Makler im Gespräch mit der WP. Schon beim Betreten der alten Deele wird deutlich, dass es sich bei dem früheren Apotheken-Gebäude um ein besonderes Haus handelt, das Geschichte ausstrahlt: Der Eingangsbereich der Deele ist mit alten Fischgrät-Steinen gepflastert und der große offene Kamin, die alte Eck-Standuhr, diverse historische Gerätschaften und ein Schrank mit Apotheken-Utensilien aus längst vergangener Zeit schaffen das dazu passende Ambiente.
Bei Käufer-Suche ist Geduld gefordert
Von der Deele in Haus Nr. 46 aus ging es früher nach rechts in den Apotheken-Verkaufsraum. Der Desinfektionsmittel-Spender im Eingang erinnert an die Zeit, als die Adler-Apotheke noch geöffnet war. Dahinter gelangt man in die weiteren Räume, die zur Apotheke gehörten. Dort gibt es noch einige alte Apothekenschränke und Relikte aus vergangenen Tagen. Weiter erstreckt sich das Gebäude über das benachbarte Grundstück mit Haus Nummer 44, das 1961 nach einem Abriss neu angebaut worden ist.
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Außen ist der Übergang optisch auf den ersten Blick kaum zu sehen, zumal eine Fachwerk-Front den Eingang von Haus Nr. 44 schmückt: In dem alten Balken darüber steht eine Inschrift: „Patientia vincit omnia“. Karl-Heinz Förster übersetzt und schmunzelt: „Das heißt: Geduld besiegt alles. Vielleicht gilt das ja auch für den Verkauf der Immobilie.“ Denn tatsächlich ist es nicht einfach, einen Käufer für die Gebäude zu finden. Doch der 67-jährige Bigger ist überzeugt: „Man kann daraus sehr viel machen, wenn man ein Faible für historische Gebäude hat.“
Großer Garten
Der Garten ist sehr groß: Hinter den Gebäuden liegt eine 2000 Quadratmeter große Fläche, die parkähnlich angelegt ist. Die Wohnung, in der die Mutter von Karl-Heinz Förster bis zu ihrem Tod 2022 gelebt hat, bietet Zugang zu dem Garten, der über einen gewachsenen Baumbestand verfügt. Über knarzende Treppen geht es in die oberen Stockwerke. Alter und neuer Gebäudeteil gehen in dem langgestreckten Gebäude ineinander über, allerdings Innen nicht ganz nahtlos und etwas verschachtelt. Auch das macht den Charme der alten Häuser aus. Über knarzende Treppen gelangt man in die obere Etage und auf den alten Dachboden, wo früher die Wäsche zum Trocknen aufgehängt wurde. Auch der „Balken“ könnte für die zukünftige Nutzung ausgebaut werden, so die Idee des Immobilien-Maklers.
Komplex erstreckt sich über drei Hausnummern
Für Karl-Heinz Förster ist das gesamte Haus mit vielen persönlichen Erinnerungen verbunden. Gemeinsam mit vier Geschwistern ist er hier aufgewachsen. Der Wohngebäudeteil ist sehr praktisch angelegt: Im ersten Stock liegen fünf kleine Kinderzimmer hintereinander, aber es gibt auch große Räume, in denen schon die eine oder andere Partie Tischtennis gespielt und Party gefeiert wurde, erzählt der 67-Jährige. Und es gibt dort eine weitere abgeschlossene kleine Wohnung. Eng verbunden mit dem Gebäude war über fast 200 Jahre die Historie der Adler-Apotheke, die seit 1824 am Standort in der Hauptstraße war und die Versorgung im Ruhrtal sicherstelle. Zum Gesamtkomplex, der sich über insgesamt 2000 Quadratmeter erstreckt und zum Verkauf ansteht, gehört noch ein weiteres Gebäude: Das Haus Nr. 42, das aus dem Jahr 1750 stammt und „Scheune“ genannt wird, obwohl es nicht danach aussieht. Das Erdgeschoss steht leer, im Obergeschoss gibt es eine Wohnung und das Archiv der Bigger Schützen ist dort untergebracht.
Kaum leerstehenden Wohnraum
Frank Schindler, Geschäftsführer von Immobilien Becker, sieht sehr viel Potenzial in dem Gesamt-Ensemble: „. Man kann hier Wohnraum schaffen oder die Räume auch gewerblich nutze und auch den Garten mit einbeziehen. Das wäre zum Beispiel super für einen Gastronomie-Betrieb mit Biergarten. Hier Wohnraum zu schaffen, ist auch deshalb attraktiv, weil es in Bigge und Olsberg kaum leerstehenden Wohnraum gibt.“ Klar ist für Karl-Heinz Förster aber auch: „Ich möchte das alles hier nur alles Ganzes verkaufen. Alles andere macht keinen Sinn.“ Und ihm ist bewusst, dass er dafür auch etwas Geduld braucht, so wie es die Balkeninschrift über dem Eingang verheißt…