Brilon. Mitten im Hausarztmangel in Brilon beginnt jetzt eine neue Hausärztin ihre Arbeit. Der WP stellt Brigitte Alfke sich exklusiv vor.

Brigitte Alfke ist die neue Hausärztin im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) in der Briloner Schulstraße. Zwei Tage die Woche arbeitet die Medizinerin nun in der Praxis und die vielleicht wichtigste Nachricht im Zuge des Hausarztmangels in Brilon: Sie nimmt noch Patienten auf. In der Westfalenpost stellt sie sich exklusiv vor und beantwortet auch gleich die Frage, wieso sie sich für Brilon als dauerhaften neuen Standort entschieden hat.

Brigitte Alfke ist selbst hier aufgewachsen, ihre Eltern leben noch hier

„Ich bin hier zur Schule gegangen, meine Eltern leben beide noch hier“, erzählt Brigitte Alfke, während sie in ihrem neuen Büro an der Schulstraße sitzt. „Meine Eltern hatten selbst lange keinen Hausarzt in Brilon, bestimmt anderthalb Jahre lang. Ich wurde in dieser Zeit oft angesprochen, es gäbe keine Ärzte hier, ob ich nicht wollen würde.“ Sie kann sich vorstellen, auszuhelfen. Als sie Ludger Weber anspricht, muss der ihr aber eine Absage erteilen: Aushelfen ist rechtlich schwierig. „Und dann hat er mich direkt verhaftet“, sagt Brigitte Alfke über die Gespräche mit Ludger Weber und lacht. Er bietet ihr eine Teilzeitstelle an, sie nimmt an. Jetzt ist sie Hausärztin in Brilon, immer donnerstags und freitags.

Meine Eltern hatten selbst lange keinen Hausarzt in Brilon, bestimmt anderthalb Jahre lang. Ich wurde in dieser Zeit oft angesprochen, es gäbe keine Ärzte hier, ob ich nicht wollen würde.“
Brigitte Alfke - Medizinerin in Brilon

Ihre medizinische Karriere hat Brigitte Alfke mit einer Facharztausbildung in der Inneren- und Allgemeinmedizin begonnen. Vier Jahre arbeitet sie anschließend an der neurologischen Uniklinik in Marburg, hat viel mit Multiple Sklerose-Patienten zu tun. Eine Zeit lang arbeitet sie sogar an der Inneren in einer Klinik in Nordirland, sammelt Erfahrungen in Dortmund als Fachärztin für Allgemeinmedizin und beginnt noch einmal in der Klinik zu arbeiten. „Ich wollte mich damals nicht niederlassen. Ich habe drei Kinder, der Klinikalltag war am Ende sehr stressig und man ist spät nach Hause gekommen“, erinnert sie sich. Also findet sie einen neuen Weg und entscheidet sich für Arbeitsmedizin.

In der Schulstraße ist das Medizinische Versorgungszentrum Brilon für die Patienten da.
In der Schulstraße ist das Medizinische Versorgungszentrum Brilon für die Patienten da. © Brilon | Jürgen Hendrichs

„Prävention kommt in der hausärztlichen Praxis leider zu kurz, die Vorbeugung ist das Thema in der Arbeitsmedizin, deswegen habe ich mich entschieden, noch eine weitere Facharztausbildung anzuhängen.“ Sie arbeitet lange als Betriebsärztin bei Thyssen Krupp, ist Werksärztin bei der Westfalenhütte. Irgendwann wechselt sie zu Dörken Services, einem Unternehmen in Herdecke. Dort arbeitet sie bis heute, immer montags bis mittwochs, am Mittwochabend macht sie sich dann auf den Weg nach Brilon. „Ich finde es gut, dass ich mein Interesse an Prävention ausleben, aber daneben noch eine spannende weitere Aufgabe übernehmen kann“, sagt sie.

Prävention ist ihr als Fachbereich sehr wichtig

Prävention ist ihr Steckenpferd. Bewegungsmangel, Fehlernährung und falscher Genussmittelkonsum sind für die Volkskrankheiten Gefäß-, Rücken- und Gelenkerkrankungen verantwortlich, diese Erkrankungen machen über 70 Prozent der Hausarztkontakte aus. „Diese Faktoren kann ich prima selbst beeinflussen.“ Dazu ist sie beratend tätig. „Viele Menschen sind durch die Pandemie auch extrem verunsichert bei jedem Symptom, das sie spüren. Ich will den Menschen helfen, ihre Gesundheit wieder in die Hand zu nehmen, zum Beispiel durch Hausmittelchen und Vertrauen in die natürlichen eigenen Heilungskräfte.“ Dazu will sie Hintergrundinformationen vermitteln und nimmt sich viel Zeit für Erklärungen. Zusätzlich bietet sie Reiseberatungen an. „Wenn jemand beruflich ins Ausland gehen muss, biete ich Beratung zu den entsprechenden Impfungen an und mehr an.“ Beide Schwerpunkte, Prävention und Reiseberatungen, will sie auch in der Briloner Praxis etablieren. „Außerdem bringe ich viel Erfahrungen rund um die Neurologie mit, von denen die Briloner Patienten profitieren können.“

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Noch nimmt Brigitte Alfke Patienten auf und kann so die hausärztliche Situation in Brilon entlasten. Diese war nach dem plötzlichen Tod von Michael Reiß und dem Renteneintritt weiterer Ärzte in eine Schieflage geraten, die teils dramatische Folgen hatte. Nicht nur wurden die bestehenden Arztpraxen mit Anfragen überflutet, Medizinische Fachangestellte wurden oft scharf angegangen, wenn eine Patientenaufnahme nicht möglich war. Als im Herbst 2023 der neue Mediziner Dr. Wilhelm Redenbach an der Keffelker Straße seine Praxis öffnet, stehen die Menschen Schlange, um als Patient aufgenommen zu werden. Langsam scheint sich aber die Lage zu entspannen, nicht zuletzt wegen der neuen Mediziner in Brilon.