Olsberg. Es gibt Schätze, die sind mit Geld nicht aufzuwiegen. Dazu zählt das Kassenbuch der Olsberger Schützen. Dort tauch ständig ein Ziegenfuß auf.

Nicht nur in Museen findet man Exponate und Relikte aus längst vergangenen Zeiten. Auch in den Archiven von Vereinen schlummert so manches altes Schätzchen. So auch das Kassenbuch der Schützenbruderschaft St. Michael aus dem Jahr 1880, das in einer Kiste zwischen den vergilbten Schnellheftern mit den Rechnungen aus der damaligen Zeit wohl in Vergessenheit geraten war.

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Schon bei einem ersten Blick in die abgegriffene Kladde mit dem braunen Einband wird deutlich, dass dieses so genannte „Conto-Buch“ ein wichtiger Zeitzeuge ins Vereinsleben der damaligen „Schützengesellschaft zu Olsberg“ sein könnte. Alleine schon deshalb, weil die Aufzeichnungen in der Chronik, von der Gründungsurkunde und dem Festablauf des ersten Schützenfestes einmal abgesehen, doch recht spärlich sind. Auch nahm man es in den Gründerjahren mit der Buchführung noch nicht so genau, wie die erste Eintragung am 17. Mai 1880: „Eintrittsgeld von 6 neuen Mitgliedern – 18 Mark“, auch wenn die Kassenbelege bereits seit dem Gründungsdatum am 11. Juni 1870 noch heute vorhanden sind. Den Jahresbeitrag von 4,50 Mark mussten die damals 116 Mitglieder wohl auch auf dem Schützenfest entrichten, da eine Einnahme von 522 Mark ausgewiesen ist. Außerdem wurden auf dem Fest des Jahres 1880 insgesamt 128 Eintrittskarten á 1,50 Mark an Gäste verkauft.

Der Geschäftsführer der Schützenbruderschaft St. Michael mit dem Kassenbuch von 1880.
Der Geschäftsführer der Schützenbruderschaft St. Michael mit dem Kassenbuch von 1880. © WP | Joachim Aue

Es ist nicht immer leicht, zu entziffern, was da als Ein- und Ausgaben verbucht wurde, da alles in „Sütterlin“ oder auch in „Altdeutscher Schrift notiert ist. Zum Beispiel, dass im Laufe der Jahre der Bierumsatz permanent stieg. So wurden 1885 von der Paderborner Actien Brauerei 21 Hektoliter zum Preis von 379 Mark geliefert und bei der Sparkasse Olsberg eine Anleihe von 6.000 Mark für Baumaßnahmen gemacht. Kostete 1912 der Hekto noch rund 790 Mark, so kletterte während der Inflation, 1923, der Umsatz ins Uferlose. Da standen Ausgaben von 806 Millionen Mark Einnahmen von 842 Millionen Mark gegenüber. Nach Einführung der Reichsmark pendelte sich alles wieder ein und die Olsberger „Eintracht“ bekam auf dem Schützenfest 365 RM und die Pacht für das Hasley belief sich auf 2 RM. Außerdem befindet sich in diesem „Conto-Buch“ ein so genanntes Baukonto, aus dem hervorgeht, dass nach Neubau der Schützenhalle am Krankenhaus, aufgrund des Brands von 1921, auch in den Folgejahren noch reichlich Investitionsbedarf war und auch für viele alte Olsberger Handwerksbetriebe eine lukrative Einnahmequelle bildete.

Blick in das alte Kassenbuch.
Blick in das alte Kassenbuch. © WP | Joachim Aue

Bei weiteren Recherchen für das nächste Hasleyblatt findet der Chronist den einen oder anderen kuriosen Eintrag, der sicherlich seine eigene Geschichte hat, für den es aber keine Zeitzeugen mehr gibt.

Abschließend noch eine kleine Anekdote, die sich um die alte Schwarte von Kassenbuch rankt: „Gab es doch um 1880 und später, regelmäßig einen Buchungsposten „Ziegenfuß 20 Mark“. Niemand konnte sagen, warum sich der Vorstand Jahr für Jahr ein neues Hilfsmittel zum Herausziehen von Nägeln anschaffte. Des Rätsels Lösung fand man weiter hinten im „Conto-Buch, das bis 1934 treue Dienste tat: „Ziegenfuß-Dortmund, Kapellmeister für Musikverein“.