Winterberg. Im vergangenen Jahr planten zwei Investoren unabhängig voneinander ein Ärztehaus zu errichten. Nun sind beide Bauprojekte gescheitert
Anfang vergangenen Jahres (2023) ließen zwei ambitionierte Bauprojekte in Winterberg aufhorchen. Investoren planten jeweils unabhängig voneinander ein Ärztehaus in dem bekannten Urlaubsort. Doch bereits im Mai wurde das erste Projekt begraben. So entschied sich der Inhaber des Gebäudes, in dem die Modekette Bessmann beheimatet ist, den Mietvertrag mit dem Unternehmen aus Harsewinkel zu verlängern, anstatt dort ein Ärztehaus zu errichten. Er zog seine Bauvoranfrage zurück. Nun ist auch das zweite Bauvorhaben gescheitert, bestätigt der Geschäftsführer vom Autohaus Hoffmann, Dominik Kuhlmann, gegenüber der WP.
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In der Straße Lamfert erweitert seine Firma dort ihren Standort unter anderem mit einem Karosserie- und Lackierzentrum. Der Rohbau steht bereits. Doch die Pläne, die bereits dem Bau- und Planungsausschuss in Winterberg vorgestellt wurden, dort zusätzlich ein Ärztehaus mit einer Apotheke, vier Arztpraxen und zwei Therapieeinrichtungen einzurichten, sind nun endgültig vom Tisch. In einer Ratssitzung im vergangenen Februar ging es bezüglich des Projektes emotional zu. So hatten sich die beiden FDP-Ratsmitglieder Bernd Kräling und Ilona Quick vehement gegen die Ansiedlung eines Ärztehauses in einem Gewerbegebiet ausgesprochen und vergeblich versucht, das Projekt mit einem Änderungsantrag des Bebauungsplans zu stoppen.
So erklärte damals der Fraktionsvorsitzende der CDU, Timo Bundkirchen, dass am Ende letztendlich die Ärzte selbst entscheiden würden, wo sie sich ansiedeln. „Der Unternehmer trägt das Risiko und nicht die Stadt“, sagte er. Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Torben Firley, äußerte zwar Bedenken, ein solches Ärztehaus „auf die grüne Wiese“ zu verfrachten, stimmte aber letztendlich mit seinen Fraktionskollegen für das Projekt.
Keine weiteren Investoren in Sicht
Jetzt hat der Investor dennoch die Reißleine gezogen: „Uns ist ein möglicher Mieter abgesprungen. So hätte das Gesamtkonzept unserer Einschätzung nach nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt hatten“, erklärt Geschäftsführer Kuhlmann. Im kommenden Sommer plane man, den neuen Bereich einzuweihen. Dann ohne den zusätzlichen Gebäudeteil.
Laut der Pressesprecherin der Stadt Winterberg, Rabea Kappen, sei diese Entscheidung erst einmal nicht so dramatisch. „Für unsere Einwohnergröße sind wir im hausärztlichen und fachärztlichen Bereich, bei den ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen und Pflegediensten und durch das Krankenhaus aktuell gut aufgestellt“, sagt Kappen. Die Versorgungsquote der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe liege für den sogenannten Mittelbereich Hallenberg, Medebach und Winterberg bei 112,1 Prozent.
Weitere Bauvorhaben und Pläne möglicher Investoren für ein Ärztehaus in Winterberg lägen der Stadtverwaltung aktuell nicht vor. Dabei gebe es, laut der Sprecherin, einen interessanten Standort für ein solches Projekt. So verfüge das St. Franziskus-Hospital über eine Immobilie in dessen unmittelbarer Nähe, auf der sich das Krankenhaus grundsätzlich ein Ärztehaus vorstellen könnte.
Bürgermeister setzt auf ein Ärztehaus in Winterberg
Der Bürgermeister der Stadt Winterberg, Michael Beckmann, würde in jedem Fall die Ansiedlung einer solchen Einrichtung begrüßen: „Ich bleibe dabei, ein Ärztehaus oder besser eine zentrale Anlaufstelle für medizinische Dienstleistungen mit Ärzten, Apotheke und Therapeuten, ist grundsätzlich ein vielversprechendes und zukunftsfähiges Projekt, um die medizinische Versorgung in unserer Stadt auf Jahre zu sichern“, sagt er auf Anfrage.
Trotz des „Rückschlages“ beim Ärztehausprojekt lasse man sich nicht entmutigen und werde in den kommenden Wochen und Monaten eng mit den relevanten Akteuren des Gesundheitssektors zusammenarbeiten, um neue Möglichkeiten zu erkunden und konkrete Schritte zur Sicherung der medizinischen Infrastruktur in Winterberg zu unternehmen. „Diesen Ansatz werden wir auch bei Fortschreibung unseres integrierten Stadtentwicklungskonzeptes ,Unser Winterberg 2035‘ aufgreifen und verfolgen“, so Bürgermeister Michael Beckmann.