Winterberg. Die Planspiele für ein Ärztehaus in Winterberg laufen. Neben dem Bauvorhaben in einem Gewerbegebiet gibt es eine Alternative in der Innenstadt:
Es ist wohl das Gesprächsthema in Winterberg: Das Autohaus Hoffmann plant im Gewerbegebiet Lamfert in Winterberg ein Gebäude mit Arztpraxen und einem Gastronomiebetrieb. Das hatte für Diskussionen im Rat geführt. Die FDP wollte das Projekt verhindern. Die Einrichtung eines Ärztehauses bedeute eine „epochale Veränderung“, hatte FDP-Mann Bernd Kräling in der Sitzung gesagt. Er befürchte, dass viele Ärzte dann aus wirtschaftlichen Gründen in das Gewerbegebiet ziehen würden. Praxen gehörten in die Innenstadt, und zwar in die Nähe der Bürger, sagte er. Wer nicht mobil sei, müsse sich zukünftig ein Taxi nehmen, um zum Arzt oder zur Apotheke zu kommen. Dabei ist das Autohaus nicht der einzige Investor, der ein Ärztehaus errichten möchte.
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Änderung des B-Plans
So plant ein weiterer Investor ein Projekt in der Straße Am Ring/Franziskusstraße. Dabei handelt es sich um das Gebäude, in dem momentan eine Filiale der Firma Bessmann beheimatet ist. Der Mietvertrag mit dem Investor, der gleichzeitig auch der Vermieter der Immobilie ist, läuft noch bis Ende 2024 bestätigt eine Sprecherin des Unternehmens aus Harsewinkel, Sabine Rose, gegenüber der WP. „Es ist auch geplant, den Mietvertrag zu verlängern. Aktuell laufen die Mietverhandlungen zwischen Bessmann und dem Eigentümer der Immobilie“, sagt die Sprecherin.
Die Stadt Winterberg selbst betont, dass an beiden möglichen Standorten die Realisierung eines Ärztehauses nach den jeweils geltenden aktuell Bebauungsplänen zulässig sei. Bauanträge lägen für beide Vorhaben vor. Da bei dem Projekt in der Lamfert weitere Nutzungen in dem geplanten Gebäude vorgesehen sind, die nach dem derzeit geltenden Bebauungsplan im Gegensatz zu dem Ärztehaus nicht zulässig sind, ist zunächst noch eine Änderung des Bebauungsplans erforderlich, erklärt die Sprecherin der Stadt Winterberg, Rabea Kappen.
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Bereits seit 2019 gebe es die Idee eines Ärztehauses. Die Realisierung einer solchen Einrichtung mit niedergelassenen Ärzten, Fachärzten sowie weiteren therapeutischen Angeboten wäre daher, losgelöst vom Standort, ein Gewinn für die Stadt Winterberg. In einem Ärztehaus könnten Patientinnen und Patienten ein umfangreiches Gesundheitsangebot an einem Ort nutzen und sparen sich so Zeit und Wege, profitieren von einem besseren Informationsfluss. „Ärztehäuser haben oft den Effekt, dass sich dort auch weitere Gesundheitsangebote ansiedeln. Niedergelassene Ärzte und Fachärzte würden sich eng vernetzen und sich auf sehr kurzem Weg fachlich austauschen. Ein Ärztehaus schafft damit auch neue Möglichkeiten der Gewinnung von ärztlichen Nachwuchskräften und kann ein Weg sein, die ambulante medizinische Versorgungsstruktur in unserer Stadt langfristig abzusichern“, heißt es aus dem Rathaus.
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Laufendes Verfahren
Man befinde sich in einem laufenden Projekt-Verfahren, welches von der Stadtverwaltung begleitet werde. „Wir sind sehr froh, dass wir gleich zwei sehr gute Bauprojekte haben für den so wichtigen Bereich der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum. Dies zeigt die Attraktivität unseres Standortes unter anderem mit dem St. Franziskus-Hospital sowie den sehr engagierten, niedergelassenen Ärzten und Fachärzten, die an einer langfristigen Sicherung der medizinischen Versorgung interessiert sind“, sagt Kappen. Dies sei fast ein Luxus. Mit Blick auf die Konzepte stelle sich für die Stadtverwaltung die Frage des Favoriten aktuell nicht. Beide Projekte würden die medizinische Infrastruktur aufwerten und sichern. Wichtig sei, dass eines der Vorhaben am Ende der Planungen umgesetzt werde. „Letztlich entscheiden die potenziellen Mieter und damit die Ärzte, welches Angebot sie favorisieren“, sagt Kappen.
Einer wäre dann möglicherweise die Sauerlandpraxis. „Wir sind im Gespräch mit verschiedenen Interessengemeinschaften, die unterschiedliche Projekte realisieren wollen, die im engen Zusammenhang mit der medizinischen Versorgung stehen“, teilt Tim-Henning Förster von der Sauerlandpraxis mit.
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Man sehe sich als Versorgerpraxis für den Mittelbereich Winterberg/Medebach/Hallenberg. „Unsere Praxis ist den altersbedingten Rückzug mehrerer Kollegen und Kolleginnen stetig größer geworden, so dass wir in den bisherigen Räumen an kapazitäre Grenzen stoßen, was die medizinische Versorgung in gewissen Bereichen einschränkt“, sagt Förster. Auch würden sich viele Patienten, die aus den umliegenden Dörfern kommen, über die „desolate Parkplatzsituation“ in der Nähe der aktuellen Praxen beschweren. Ein logistisch gut erreichbares Ärztehaus könne verschieden Fachbereiche auf engem Raum bündeln und so die Versorgung qualitativ stärken. „Ebenso wird der Arbeitsplatz für junge Nachwuchsärzte dadurch attraktiver, was helfen kann, die Versorgung in unseren Bereichen auch mittelfristig zu gewährleisten“, sagt Förster.