Winterberg. Das Autohaus Hoffmann plant in Winterberg ein Gebäude mit Arztpraxen und einem Gastronomiebetrieb. Die Details der Pläne:

In der vergangenen Ratssitzung der Stadt Winterberg wurde es plötzlich emotional, als sich die beiden einzigen FDP-Ratsmitglieder, Ilona Quick und Bernd Kräling, mit aller Macht gegen ein Bauprojekt im Gewerbegebiet Lamfert aussprachen. Dort will nämlich das Autohaus Hoffmann ein dreigeschossiges Gewerbegebäude errichten. Wenn es nach dem Willen des Investors geht, sollen dort neben einem Verkaufsraum für Elektrofahrzeuge, mehreren Ladestationen für E-Autos, einem Gastronomiebetrieb und einer Apotheke auch vier Arztpraxen und zwei Therapieeinrichtungen einziehen.

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Dominik Kuhlmann ist der Geschäftsführer vom Autohaus Hoffmann
Dominik Kuhlmann ist der Geschäftsführer vom Autohaus Hoffmann © Privat

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Appell an Investor

In der Sitzung vom vergangenen Donnerstag standen deshalb zwei Änderungsanträge des Bebauungsplans auf der Tagesordnung. Einen davon hatten die beiden FDP-Räte eingebracht. Diese wollten den Passus, dass in dem Gebiet seit 2002 eine Einrichtung von Arztpraxen möglich ist, streichen. Um das Bauvorhaben zu stoppen, hätte der Rat nun beschließen müssen, den B-Plan so zu ändern, dass die vorgesehenen Nutzungen nicht mehr erlaubt gewesen wären. Mit emotionalen und leidenschaftlichen Worten warben die Liberalen für ihren Antrag. Grundsätzlich habe man nichts gegen eine Erweiterung des Autohauses in Winterberg, doch die Einrichtung eines Ärztehauses bedeute eine „epochale Veränderung“, sagte Bernd Kräling. Er befürchte, dass viele Ärzte dann aus wirtschaftlichen Gründen in das Gewerbegebiet ziehen würden. Praxen gehörten in die Innenstadt und zwar in die Nähe der Bürger, sagte er. Wer nicht mobil sei, müsse sich zukünftig ein Taxi nehmen, um zum Arzt oder zur Apotheke zu kommen.

Er verwies außerdem darauf, dass dem Hochsauerlandkreis eine weitere Bauvoranfrage bezüglich eines weiteren Ärztehauses in der Innenstadt vorliege. „Planen Sie neu und verzichten Sie auf die Ansiedlung von Ärzten und einer Apotheke. Haben Sie Verständnis für die Bürgerinteressen und verzichten Sie auf einige lukrative Mietverhältnisse“, richtete Kräling seinen Appell an den Investor. Seine Ratskollegen forderte er dazu auf, dass Bauvorhaben in seiner jetzigen Form abzulehnen. Ebenso emotional argumentierte Ilona Quick, die darauf verwies, dass der Investor anscheinend schon mit diversen Ärzten Gespräche geführt habe. „Mich macht es fassungslos, dass eine Praxis erwägt, dort hinzugehen, wo keiner wohnt“, sagte sie.

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Rat stimmt gegen FDP-Antrag

Doch die Argumente verfingen nicht. So erklärte der Fraktionsvorsitzende der CDU, Timo Bundkirchen, dass am Ende letztendlich die Ärzte selbst entscheiden würden, wo sie sich ansiedeln. „Der Unternehmer trägt das Risiko und nicht die Stadt“, sagte Bundkirchen. Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Torben Firley, äußerte zwar Bedenken, ein solches Ärztehaus „auf die grüne Wiese“ zu verfrachten. Besonders für ältere Menschen stelle das ein Problem da. Trotzdem machte er darauf aufmerksam, wie bereits Bürgermeister Michael Beckmann zuvor, dass auch jetzt schon der größte Teil der Patienten mit dem Auto zu den Arztpraxen fahren würden. Der Bauausschussvorsitzende Sven Lucas Deimel (CDU) warnte deutlich vor einer Verhinderungsplanung. „Das Fass sollte wir nicht aufmachen. Das können wir so nicht bringen“, sagte er, um im Anschluss eine kleine Spitze an die Liberalen zu verteilen: „Gerade die FDP sagt doch immer, dass das der Markt regelt.“ Im Anschluss wurde der Antrag der FDP mit 24 Gegenstimmen abgelehnt. Wäre der Antrag angenommen worden, hätte es sich möglicherweise um eine sogenannte Verhinderungsplanung gehandelt, aus der dann der Antragssteller möglicherweise Schadensersatzansprüche hätte geltend machen können, teilte die Stadt im Anschluss mit.

Dagegen stimmt der Rat einer anderen Änderung des B-Plans zu. Der derzeitige B-Plan lässt nun weiterhin alle Nutzungen des vorgesehenen Gebäudes außer den Einzelhandel zu, wobei es sich bei den Planungen des Antragsstellers um den sogenannten nicht zentren-relevanten Einzelhandel, also zum Beispiel keine Lebensmittel oder Textilien, handelt. E-Mobile dürfen dann laut B-Plan verkauft werden.

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Keine „Erlebnisgastronomie“ erwünscht

Der Geschäftsführer des Autohauses, Dominik Kuhlmann, zeigte sich über die Zustimmung des Rates zur Änderung des B-Plans erfreut. „Ich habe die Diskussion bereits im Bauausschuss als sehr konstruktiv wahrgenommen“, sagte er.

Der Geschäftsführer möchte auf der geplanten Ausstellungsfläche, einem sogenannten Showroom, E-Mobilitäts-Marken wie „Electric Brands“ und „Dreems“ präsentieren. „Electric Brands“ stellt beispielsweise die elektrisch betriebenen „X-Busse“ her. „Dreems“ ist für seine E-Roller bekannt. Hinzu kommt eine E-Tankstelle mit drei schnell ladenden „Superchargern“ und drei normalen Ladestationen, erklärt Kuhlmann, gegenüber der WP. Außerdem sind in dem Gebäude Büros für die Verwaltung geplant. Im Erdgeschoss sollen der Gastronomiebetrieb, die Apotheke und ein Spielplatz entstehen. Er stehe deswegen schon in Gesprächen mit Interessenten, berichtet Kuhlmann.

Bürgermeister Beckmann hatte in der Ratssitzung angekündigt, mit Kuhlmann unter anderem das Gespräch bezüglich des Gastronomiebetriebs und des Spielplatzes zu. So hatte CDU-Mann Timo Bundkirchen klar formuliert, dass man keinerlei „Erlebnisgastronomie“ wünsche. „Wir haben auch große Bedenken wegen des geplanten Spielplatzes. Das ist dort immer noch ein Gewerbegebiet“, sagte er.