Brilon. Eine Brilonerin muss ihr Kind mit einem Kaiserschnitt zur Welt bringen. Sie glaubt danach, versagt zu haben - und kämpft gegen das Gefühl an.
Mareike Becker (*Name geändert) musste ihr erstes Kind per Kaiserschnitt zur Welt bringen. 2016 ist die Brilonerin das erste Mal schwanger, damals war sie 20 Jahre alt. „Die Geburt musste eingeleitet werden, das war emotional alles sehr aufwühlend für mich“, sagt sie. Drei Tage dauert die Einleitung, dann muss ein Kaiserschnitt gemacht werden. „Ich hab mich so alleingelassen gefühlt, hilflos und als Versagerin“, erinnert sie sich an den Moment auf dem OP-Tisch. „Wie ein Stück Vieh.“ Psychisch, sagt sie, war das sehr schwer. Sie hinterfragt viel. In der Vorbereitung auf die Geburt sei die Möglichkeit, dass ein Kaiserschnitt gemacht werden könnte, gar kein Thema gewesen. „Ich war total überfordert und wusste überhaupt nicht, was auf mich zukam.“
Ihr wird geraten, auf eine natürliche Geburt zu verzichten
2018 ist sie wieder schwanger. Von allen Seiten hört sie dasselbe: einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt. „Mein erstes Kind war sehr groß, beim zweiten wurde ebenfalls ein großer Kopfumfang gemessen, daher wurde mir geraten, auf eine natürliche Geburt zu verzichten.“ Mareike Becker stört es, dass der Kaiserschnitt stets als die einfache Methode abgetan wird. „Das war alles andere als leicht.“ Dennoch wird sie von allen Seiten zu einem Kaiserschnitt gedrängt, sagt sie. Sie sucht Hilfe im Netz, tauscht sich via Facebook mit anderen Müttern aus. „Das hat mir viel geholfen.“
Trotz Kaiserschnitt geht alles gut
Sie entscheidet sich gegen einen zweiten Kaiserschnitt. Alles funktioniert, das Kind kommt gesund zur Welt. Auch das dritte Kind kann auf natürlichem Wege zur Welt kommen. „Ich fand die natürlichen Geburten besser, für mich war der Kaiserschnitt ein traumatisches Erlebnis. Ich wollte in dem Moment im OP mein Kind nicht direkt sehen, ich musste erst einmal selbst zurechtkommen. Nach den natürlichen Geburten war ich natürlich wund, aber das Glücksgefühl war direkt und intensiver da.“ Sie wünscht sich, dass Frauen die Kontrolle in dem Moment der Geburt nicht so extrem abgeben müssen, dass sie selbstbestimmter gebären können. „Wir müssen wieder mehr auf die Natur vertrauen“, sagt sie.
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