Winterberg. Wissenschaftler sehen keine Zukunft für Europas Skigebiete. Für Winterberg wären die Folgen fatal. Liftbetreiber Meinolf Pape dreht den Spieß um.

Dass uns der Klimawandel heute wie morgen beeinflusst, ist nicht erst seit gestern klar. Dass es bei einer Erwärmung in Mitteleuropa weitreichende Probleme im Wintersport geben wird, ebenso. Kürzlich haben Forscher eine Studie im Fachjournal „Nature Climate Change“ herausgebracht, die ein hohes Risiko für Schneemangel in weiten Teilen Europas ankündigt. Besonders betroffen seien etwa die Hälfte der Skigebiete in 28 europäischen Ländern. Meinolf Pape, einer der Betreiber des Skigebiets „Postwiese“ im Winterberger Stadtteil Neuastenberg, hat eine klare Meinung zu den neusten Studien, die im schweizerischen Grenoble publiziert wurden.

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Bedenkliche Abhängigkeiten

Laut den Experten des Fachjournals sei es in manchen Teilen Europas bedenklich eine hohe Abhängigkeit zum Wintertourismus aufrechtzuerhalten. Um das Ziel, die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, wäre es notwendig die Tourismusaktivitäten wie den Skisport in seiner derzeitigen Form zu begrenzen. „Die Studie verallgemeinert die Probleme sehr. Die Aussagen hätte man vor 20 Jahren sicherlich auch nennen können“, so Meinolf Pape. Ein wesentlicher Bestandteil der Problematik, der in den Forschungsergebnissen genannt wird, ist die künstliche Beschneiung der Pisten sowie der umliegenden Landschaften. Dabei würden besonders viel Energie und Wasser „verschwendet“ werden.

Schneeproduktion in Winterberg-Neuastenberg.
Schneeproduktion in Winterberg-Neuastenberg. © Wintersportarena Sauerland | Wintersportarena Sauerland

„Die Experten sprechen von einem Wasserverbrauch, dabei sollte man dabei von einem Gebrauch sprechen. Das verwendete Wasser wird nach der Schneeschmelze wieder dem Kreislauf hinzugefügt“, so der Winterberger. Die Studie besagt, dass in einer Saison pro Hektar Kunstschnee etwa drei Millionen Liter Wasser oder etwa 20.000 gefüllte Badewannen verwendet werden.

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Als zweiten besorgniserregenden Punkt sprechen die Wissenschaftler den enormen Energieverbrauch an. Der benötigte Strom sei viel zu hoch. Pape sieht die Angelegenheit auch in dem Punkt etwas anders: „Die großen Wintersportanlagen beziehen ihren Strom zu ungefähr neunzig Prozent aus grünen Energien wie Photovoltaikanlagen und das bereits über Jahre hinweg“.

Meinolf Pape vergleicht den Wintersportbetrieb mit einem Unternehmen. Beide erwirtschaften Gelder und benötigen unter anderem Energie dafür: „Wir erreichen jedes Jahr Millionen von Menschen mit unseren Angeboten in der Region Winterberg und der weiteren Umgebung. Den absoluten Großteil der CO2-Emissionen macht die Anreise der Wintersportler aus und nicht die künstliche Beschneiung. Würden wir uns jetzt einschränken und das Angebot herunterfahren, dann würden sehr viele Menschen einfach in die Alpen fahren und somit noch viel längere Anreisen in Kauf nehmen“. In Hochgebirgslagen wie in der Schweiz und in Österreich ist die Lage laut dem Fachjournal „Nature Climate Change“ noch nicht so dramatisch, Schneearmut sei aber in Zukunft nicht mehr ausgeschlossen.

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Der Schnee muss garantiert sein

„In den vergangenen dreißig bis vierzig Jahren haben sich die Erwartungen der Kunden deutlich verändert. Niemand fährt noch ins Ungewisse, das heißt im Klaren, dass eine Abfahrt garantiert sein muss, damit der Skiurlaub überhaupt noch gebucht wird. Somit können wir gar nicht mehr ohne Kunstschnee planen“, resümiert Meinolf Pape die Ausgangslage. Alleine die Tatsache, dass der Wintersport in Winterberg ein enorm großer Wirtschaftsfaktor sei, mache ihn mittel- bis langfristig unersetzbar. „Auch in den kommenden zwanzig Jahren wird das so noch funktionieren“, ist sich Meinolf Pape sicher.

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