Brilon. Ortsvorsteher machen sich für schnelles Internet stark und wollen den Ausbau durch die Deutsche Glasfaser. So sind die Chancen für das Projekt.

Homeoffice, Computerspiele, Homeschooling, Musik- und Video-Streaming, Online-Veranstaltungen - die Digitalisierung erreicht auch immer mehr die Privathaushalte. Doch ohne Highspeed-Internet sind im ländlichen Raum viele Nutzer auf der Datenautobahn noch im Schneckentempo unterwegs. Damit sich das ändert, hat die Stadt Brilon einen Kooperationsvertrag mit der „Deutschen Glasfaser“ geschlossen, die in der Briloner Kernstadt und elf Dörfern für „Highspeed-Internet“ sorgen möchte.

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Ortsvorsteher aus mehreren Dörfern machen sich für die Teilnahme am Projekt der Deutschen Glasfaser stark. Projektpartner vor Ort ist das Unternehmen TCB Hard- und Software GmbH von Frank Tilli (2. von rechts).
Ortsvorsteher aus mehreren Dörfern machen sich für die Teilnahme am Projekt der Deutschen Glasfaser stark. Projektpartner vor Ort ist das Unternehmen TCB Hard- und Software GmbH von Frank Tilli (2. von rechts). © Jutta Klute | Jutta Klute

Forderung: „Dörfer digital nicht abhängen“

Projektpartner vor Ort ist die TCB Hard- und Software GmbH aus Brilon. Geschäftsführer Frank Tilli machte bei einem Treffen mit neun Ortsvorstehern deutlich, welche Chancen dieses Projekt aus seiner Sicht für Brilon und die Dörfer bietet: „In vielen Orten gibt es heute keine Geschäfte und keine Gaststätten mehr. Wir sollten dafür sorgen, dass sie jetzt nicht auch noch digital abgehängt werden.“ Wirtschaftsförderer Oliver Dülme erklärte, dass der Kooperationsvertrag aufgrund eines Ratsbeschlusses geschlossen worden sei. „Wir sehen in dem Vorhaben eine große Chance, da die Deutsche Glasfaser auch die Ortsteile mit einbezieht. Das Projekt ist für das gesamte Stadtgebiet gut, denn es ist sowohl privat als auch für viele Firmen wichtig, dass die Menschen auch zu Hause schnelles Internet haben.“

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Gesamt-Investionen: 20 Mio. Euro

Maurice Lammering, Projektmanager der Deutschen Glasfaser, erklärte bei dem Treffen, dass es um ein Gesamt-Investitions-Volumen von über 20 Mio. Euro geht. Zum geplanten Ausbaugebiet gehören neben Brilon auch Alme, Altenbüren, Brilon-Wald, Hoppecke, Madfeld, Messinghausen, Petersborn-Gudenhagen, Rösenbeck, Scharfenberg, Thülen und Wülfte. Ob das Projekt tatsächlich umgesetzt wird, hängt davon ab, wie viele Haushalte in diesem Gebiet bereit sind, sich für einen Anschluss der Deutschen Glasfaser zu entscheiden. Bezogen auf das gesamte Gebiet müssen sich insgesamt 33 Prozent der Haushalte dafür entscheiden. Frank Tilli rechnet vor, dass von den 11.500 Haushalten, die angeschrieben wurden, sich bis zum 17. Juni 3.800 entscheiden müssten, mitzumachen.

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33 Prozent müssen mitmachen

Die 33 Prozent beziehen sich, so Projektmanager Maurice Lammering, nicht auf die einzelnen Orte, sondern auf das gesamte Gebiet. Kommt zum Beispiel die Kernstadt Brilon oder einer der Dörfer nicht auf die 33 Prozent, müsste die Bereitschaft in einem anderen Ort entsprechend über dem Anteil von einem Drittel liegen. Bei insgesamt vier Info-Veranstaltungen im Stadtgebiet ist das Vorhaben vorgestellt worden. Insgesamt hätten fast 1000 Besucher teilgenommen. Die Resonanz sei also sehr gut, erklärt Frank Tilli als lokaler Projekt-Partner.

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Ortsvorsteher sehen große Chancen in dem Projekt

Die Ortsvorsteher, die an dem Treffen bei der TCB Hard- und Software GmbH teilgenommen haben, machten deutlich, dass sie die Ausbau-Pläne der Deutschen Glasfaser unterstützen und für ihre Dörfer große Chancen darin sehen. Erich Canisius, Ortsvorsteher in Wülfte, erklärte: „Das ist eine große Chance für die Orte. Wir müssen langfristig denken und jetzt auf den Zug aufspringen. Wenn wir die 33 Prozent nicht erfüllen, muss uns klar sein, dass es in unseren Orten in den nächsten Jahren nicht zu einem Glasfaserbau kommen wird.“

Ariane Drilling: „Das Ganze hat auch eine soziale Komponente“

Ariane Drilling, Ortsvorsteherin Brilon-Wald
Ariane Drilling, Ortsvorsteherin Brilon-Wald © Jutta Klute | Jutta Klute

Auch seine Amtskollegin Ariane Drilling, Ortsvorsteherin in Brilon- Wald, sieht das so. „Das Projekt ist für das gesamte Stadtgebiet sehr wichtig, vor allem auch deshalb, weil es zu einem Vollausbau kommt. Gerade viele Ältere sehen das momentan noch nicht so, aber Corona hat gezeigt, dass es nicht funktioniert, wenn man zu Hause zwei Kinder online beschulen will und noch einer im Homeoffice arbeitet. Wenn der Ausbau nicht kommt, dann wird das in Zukunft auch den Wert der Häuser schmälern, wenn es kein schnelles Internet gibt.“ Sie findet auch: Das Ganze hat auch eine soziale Komponente, dass man den Vollausbau nun gemeinsam auf den Weg bringt.“

Andreas Sanow ist Ortsvorsteher in Messinghausen. Auch er sieht in dem Ausbau ein wichtiges Zukunftsprojekt: „Wenn wir da nicht mitmachen, fallen die Orte irgendwann hinten rüber. Während der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig schnelles Internet ist, um zukunftsfähig zu sein.“ Und Johannes Becker, Ortsvorsteher in Thülen betont die Bedeutung für private Haushalte, aber auch für Unternehmen oder Einrichtungen wie zum Beispiel die Nutzung des ehemaligen Schwesternwohnheims in Thülen für Flüchtlinge und als Schulungszentrum. Auch der Almer Ortsvorsteher Frank Patzke hofft, dass viele Dorfbewohner das Projekt unterstützen und sich solidarisch zeigen.

Weitere Infos und eine Übersicht, wie viel Prozent der Anschlüsse in den Orten erreicht sind, gibt es unter: www.deutsche-glasfaser.de/netzausbau/gebiete/brilon