Brilon. Florian Wegner bewältigt nach zwölf Jahren Berufserfahrung den Meisterkurs und bekommt eine neue Stelle. Diese Tipps hat er für Gesellen parat.

Die Ausbildung ist absolviert, doch was dann? Direkt arbeiten gehen und im Betrieb Erfahrungen sammeln oder doch lieber den Meister anschließen? Florian Wegner aus Scharfenberg hat sich nach zwölf Jahren im Betrieb dazu entschieden, den Feinwerkmechanikermeister nachzuholen. Mit Erfolg: Der 34-Jährige absolviert im Sommer 2022 den Meisterkurs als Jahrgangsbester und bekommt vergangene Woche seinen Meisterbrief von der Handwerkskammer Südwestfalenverliehen. So ist es ihm in der Zeit ergangen und das plant er für die Zukunft.

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Der 34-Jährige wusste schon immer, dass er irgendwas in Richtung Handwerk machen möchte. „Meine Mutter ist Goldschmiedin und ich habe zuhause schon früh an Mopeds rumgeschraubt, daher lag ein Beruf im Bereich Metall und Maschinen nah“, erklärt er. Nach der Schule absolviert er die Ausbildung zum Feinwerkmechaniker bei der Firma Mues in Suttrop. Sein Fachgebiet: Werkzeug- und Formenbau. Nachdem die Firma pleite geht, landet er bei der Firma Witte in Altenbüren und kommt dort mit dem Bereich Maschinenbau in Kontakt. „Maschinenbau ist einfach viel komplexer und spannender. Da geht es mehr um Pneumatik, Hydraulik und Elektrik. Jede Maschine ist anders, deshalb wird es nie langweilig.“

Meisterkurs in Vollzeit statt Teilzeit

Nach zwölf Jahren Arbeitserfahrung entscheidet Florian Wegner sich doch noch dazu, seinen Feinwerkmechanikermeister nachzuholen. Im Oktober 2021 beginnt der Meisterkurs in Vollzeit: Das bedeutet jeden Tag von 8 Uhr an bis zum späten Nachmittag im Berufsbildungszentrum Arnsberg die Schulbank drücken. „Der Kurs und vor allem die neuen Inhalte haben schon Spaß gemacht, nur das Tempo war sehr schnell. An manchen Tagen saß ich daheim noch bis nachts über den Büchern und habe gelernt, um überhaupt mithalten zu können“, so der 34-Jährige. Trotz des schnellen Tempos war der Meisterkurs in Teilzeit keine Option für ihn: „Unter der Woche arbeiten und jeden Samstag in die Schule - das wäre mir einfach zu langwierig und anstrengend gewesen. So hätte ich am Wochenende auch keine Freizeit für zum Beispiel Hobbys gehabt.“

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Im Meisterkurs besteht Florian Wegner’s Prüfungsleistung nochmal aus vier einzelnen Kursen: Der kaufmännische Teil und die Ausbildereignungsprüfung sind für ihn der nicht so angenehme Part. Die Fachtheorie und Fachpraxis fallen ihm hingegen total leicht - darin sind sämtliche fachliche Kenntnisse und auch die Ausarbeitung seines Meisterstücks enthalten. „Ich habe eine Schwenk- und Spannvorrichtung für Gelenkbolzen gebaut. Vorher gab es spezielle Vorgaben und das Meisterstück wurde dann auf Funktionalität und Maßeinhaltung geprüft“, erklärt der Scharfenberger.

Als Meisterstück hat der 34-Jährige eine Schwenk- und Spannvorrichtung für Gelenkbolzen gebaut.
Als Meisterstück hat der 34-Jährige eine Schwenk- und Spannvorrichtung für Gelenkbolzen gebaut. © Florian Wegner

Lieber erst Erfahrungen sammeln

„Ich dachte tatsächlich lange, ich bin schon zu alt dafür. Viele im Meisterkurs sind sehr jung und kommen gerade frisch aus der Ausbildung“, berichtet Florian Wegner. Seine anfängliche Sorge bewahrheitet sich jedoch nicht: Im Juni 2022 schließt er alle Prüfungen mit Bestnoten ab und wird sogar Jahrgangsbester. Vergangene Woche darf er dann in der Siegerlandhalle zusammen mit vielen weiteren Absolventen seinen Meisterbrief von der Handwerkskammer Südwestfalen in den Händen halten.

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„Ich kann auf jeden Fall empfehlen, den Meister noch nachzuholen - auch weil sich das Einkommen dadurch verbessert. Es lohnt sich aber, erst ein paar Jahre zu arbeiten und Erfahrungen zu sammeln. Wenn man die Praxis drauf hat, fallen einem die Inhalte im Meisterkurs auch leichter“, erklärt er. So hat er nun die Möglichkeit, einen eigenen Handwerksbetrieb zu gründen, Lehrlinge auszubilden und noch zu studieren. Bei der Firma Witte hat er seither eine neue Stelle als Ausbildungsleiter: „Es macht mir total Spaß, junge Leute zu unterrichten und mein Wissen weiterzugeben. Dafür hat sich der ganze Stress im Meisterkurs gelohnt!“, sagt Florian Wegner und lacht. In Zukunft könnte sich der 34-Jährige noch einen weiteren Karrieresprung vorstellen: „Ich schaue einfach mal, was sich noch so ergibt!“