Brilon. Materialmangel stellt Bauhandwerker im HSK vor Probleme. Tischler Stefan Beule sagt, wo es eng wird und welches Material wieder verfügbar ist:
Energiekrise und Nachwuchsmangel machen auch vor den Briloner Bauhandwerkern keinen Halt. Stefan Beule ist Tischlermeister in seinem eigenen Betrieb und engagiert sich im Vorstand der Tischlerinnung Hochsauerland. Anfang des Jahres wurde er gefragt, ob er den Vorsitz der Briloner Bauhandwerker übernehmen möchte. Er sah für sich die Chance, im ansässigen Handwerk etwas zu bewegen und so stand die Entscheidung schnell fest. Im Interview spricht der Vorsitzende über Materialmangel und die Auswirkungen der Energiekrise auf die Branche. Außerdem verrät er, mit welchen Mitteln die Handwerker versuchen Nachwuchs zu gewinnen.
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In den vergangenen Monaten fehlten auf Baustellen alle möglichen Rohstoffe und es kam zu Lieferschwierigkeiten. Wo wird Materialmangel aktuell besonders zum Problem?
Stefan Beule: Besonders in den Bereichen, wo Energie für die Materialproduktion genutzt wird, fehlen Rohstoffe – Dachziegel, Fliesen und Ziegelsteine sind Mangelware. Auch im Energiesektor, also bei Sanitär, Heizung und Solar, sind zum Beispiel Wärmepumpen und Feststoffbrennöfen nicht verfügbar und Handwerker kommen den vielen Anfragen kaum hinterher. In der Holzbranche hingegen hat sich die Lage wieder entspannt und wir können ohne Probleme arbeiten.
Wie wirkt sich das auf den Bau aus?
Die ständigen Lieferengpässe auf den Baustellen und in der Produktion sorgen dafür, dass Fertigstellungstermine sich verzögern. Außerdem sind durch die massiven Energiekosten-Preise drastisch gestiegen, sodass Neubauten für junge Familien nicht mehr finanzierbar sind und unattraktiv werden. Wir werden sehen, wie sich das im nächsten Jahr entwickelt, aber ich könnte mir vorstellen, dass wir uns wieder verstärkt Umbauten und der Altbausanierung zuwenden werden.
Haben Sie die Möglichkeit, etwas dagegen zu unternehmen?
Ich kann da nur für unsere Tischlerei sprechen. Wir versuchen, die Liefer- und Wertschöpfungsketten so gering zu halten wie möglich. Wir beziehen unser Holz aus der Region und verarbeiten alte Massivholzmöbel und Fachwerkbalken unserer Kunden zu neuen Produkten. Uns ist der Nachhaltigkeitsaspekt dabei sehr wichtig! In Puncto Energie sparen besteht immer die Möglichkeit, mit Holzabfällen seine eigene Werkstatt zu heizen. Betriebe mit zum Beispiel E-Fahrzeugen können durch eine eigene Photovoltaik-Anlage auf dem Dach ihres Betriebes den Strom für Büro, Werkstatt und ihre Fahrzeuge nutzen.
Wie sieht es im Handwerk mit der Nachwuchsgewinnung aus?
Für unsere Firmen ist es mittlerweile schwierig geworden, Auszubildende zu finden, weil es nur wenige Bewerbungen gibt. Viele Jugendliche können sich gar nichts unter handwerklichen Berufen vorstellen, deshalb möchten wir näher mit Schulen zusammenarbeiten und als Ansprechpartner dienen. Für die Ausbildungsbörse im März planen wir eine Handwerkermeile, bei der die Briloner Bauhandwerker ihre Stände übergangslos nebeneinander haben. Wir wollen dort nicht nur einfach Flyer verteilen, sondern Aktionen veranstalten, sodass die jungen Leute einen Einblick in unsere Arbeit erhalten und das Handwerk greifbarer wird.
Wie wollen Handwerker diese Krisen für sich handhaben?
Wir Handwerker sind von Natur aus immer kreativ und anpassungsfähig, das hat man auch in der Corona-Krise gesehen. Das sind jetzt wieder neue Krisen, die wir gemeinschaftlich meistern müssen. Deshalb ist es auch so wichtig, Kooperationen und die Zusammenarbeit mit anderen Kollegen zu pflegen und auszubauen. Nur gemeinsam schaffen wir das!