Hochsauerlandkreis. Der Stromausfall in Marsberg hat sensibilisiert: Für beatmete Menschen kann ein Blackout gefährlich werden. Darum sollten Betroffene vorsorgen:

Die Schulen blieben geschlossen, die Maschinen im Industriegebiet standen bis zum Abend still, das geschädigte Stromnetz musste mit Notgeneratoren überbrückt werden. Die Ereignisse vom 9. Februar, als nachts wegen eines Feuers im Umspannwerk in Marsberg der Strom ausfiel, sind vielen noch in lebhafter Erinnerung. Glücklicherweise gelang es in diesem Fall, die Stromversorgung zügig wieder herzustellen, doch die Gefahr eines dauerhaften Blackouts wurde in den letzten Monaten oft genug thematisiert, um die Menschen zu sensibilisieren und Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Für einige Menschen hätte ein dauerhafter Stromausfall besonders schwerwiegende Konsequenzen: Personen, die zum Beispiel auf eine Beatmung durch ein Sauerstoffgerät angewiesen sind und zu Hause gepflegt werden, können dann in Lebensgefahr schweben.

Stadt Marsberg richtet vorsorglich Betreuungsstellen bei Blackout ein

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Deshalb hat die Stadt Marsberg in diesem Fall auch schnell reagiert: Weil der Umfang des Schadens im Umspannwerk und die Dauer des Stromausfalls zu Beginn nicht absehbar waren, wurde auf dem Klinikgelände des LWL Marsberg durch das Deutsche Rote Kreuz ein Raum als Betreuungsstelle für Menschen mit Beatmungsgeräten eingerichtet, um sie für die Dauer des Stromausfalls durch die Notstromaggregate der Klinik zu versorgen. „Speziell Bürger mit Beatmungsgeräten oder auch anderen Schwierigkeiten wären hier versorgt worden mit Strom und Sanitätsdienstlichem Material“, erklärt Kreisrotkreuzleiter Heiner Müthing vom DRK Kreisverband Brilon. Drei Liegend-Patienten hätten dort Platz gefunden, sowie zehn weitere Personen, die mithilfe von Notfallrucksäcken mit enthaltenem Beatmungszubehör ausgestattet worden wären. Auch eine Reserve von zehn Sauerstoff-Flaschen aus dem Gerätewagen Sanität der Gemeinschaft Medebach habe zur Verfügung gestanden, ebenso wie zusätzliche Notstromaggregate, die bei Bedarf sofort hätten eingesetzt werden können. „Aufgrund der schnellen Wiederherstellung des Stromnetzes war ein Einsatz der Anlaufstelle ab den Vormittagsstunden des 9. Februars nicht mehr nötig“, so Müthing. Neben dieser Anlaufstelle seien auch Räume am Feuerwehrgerätehaus des Löschzuges Marsberg eingerichtet worden, auch für die Schützenhalle Essentho hätte bei Bedarf eine Wärmeinsel bereitgestellt werden können.

Dass dieser Raum so schnell bereitgestellt und ausgestattet werden konnte, verdankt die Stadt Marsberg einer unkomplizierten Absprache mit der LWL-Klinik: „Im Vorfeld gab es da eine lose Absprache. Aufgrund dessen haben wir dann in dem konkreten Fall nachgefragt, ob der Raumverfügbar ist“, schildert Bürgermeister Thomas Schröder. Eine feste Vereinbarung zur Einrichtung von Notfallschutzräumen bei Stromausfällen auf dem Klinikgelände gebe es aber nicht: „Da haben wir aktuell keine festen Strukturen. Ich bin sehr dankbar: Das Verhältnis zwischen der Stadt Marsberg und der LWL-Klinik ist so gut, dass ein Anruf ausreicht.“ Geplant sei jedoch eine Nachbereitung der Ereignisse von der Stromausfallnacht, bei der eine Rückbetrachtung mit dem verwaltungsinternen Krisenstab ebenso wie mit externen Stellen erfolgen soll: „Im Rahmen dessen wird sich zeigen, wo Planungsbedarf besteht, und dann wird es Gespräche für feste Strukturen geben. Der Fokus soll auch auf solchen Maßnahmen liegen.“ Weiter suche die Stadt auch nach Ausweichräumen wie z.B. Sporthallen, die zukünftig für solche Notfallsituationen genutzt werden können.

Betroffene sind im Ernstfall auf sich selbst gestellt

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Auf Hilfsstrukturen wie solche kommunal organisierten Anlaufstellen sind die Betroffenen im Fall eines andauernden Stromausfalls dringend angewiesen, denn auf Hilfe durch die Rettungsdienste können sie sich nicht immer verlassen. Pressesprecher Martin Reuther des Hochsauerlandkreises fasst die Lage zusammen: „Diese Patienten unterliegen auch - gerade bei einem flächendeckenden Stromausfall - der Selbsthilfe und der Eigenverantwortung. Der Rettungsdienst verfügt nicht über entsprechende Geräte, um dies zu kompensieren.“ Alle Betroffenen müssten demnach für die Überbrückung eines längeren Stromausfalls selbst Vorsorge treffen. Natürlich bestünde je nach Schwere einer Erkrankung eine Gefahr für die Beatmeten: „Da bei einem Stromausfall auch die Notrufe 112 und 110 ausfallen, gibt es nur die Möglichkeit, sich an einen ‘Notfalltreffpunkt’ in der jeweiligen Stadt oder Gemeinde zu wenden und dort um Hilfe zu bitten. Rettungskräfte - ob Rettungsdienst, Feuerwehr oder Katastrophenschutz - oder auch die Polizei werden kaum in der Lage sein, schnell allen Hilfeersuchen nachzukommen.“

Demnach lautet eine dringende Empfehlung für die Betroffenen, sich auf einen Stromausfall vorzubereiten und sicherzustellen, dass die Stromversorgung für die lebensnotwendigen Geräte aufrechterhalten werden kann.