Hochsauerlandkreis. Fake-Anrufe bei Polizei und Notdienst sorgen im HSK für Ärger. Dabei werden falsche Notfälle vorgegaukelt. Das kann schwere Folgen haben:

Es ist ein perfider und gefährlicher Scherz: Polizei und Rettungskräfte alarmieren, obwohl kein Notfall vorliegt. Auch im HSK kommt es immer wieder zu solchen Fällen, bestätigen Polizei und der Kreis. In den USA ist dazu ein Phänomen besonders verbreitet und wird als Swatting bezeichnet.

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Rund einmal im Monat werden HSK-Rettungskräfte zu erfundenen Rettungseinsätzen geschickt.
Rund einmal im Monat werden HSK-Rettungskräfte zu erfundenen Rettungseinsätzen geschickt. © dpa

So oft rückt die HSK-Polizei zu falschen Einsätzen aus

Der Begriff kommt von SWAT, der US-amerikanischen Spezialeinheit „Special Weapons and Tactics“. In der Online-Gaming-Szene kommen derartige Aktionen häufiger vor. Dabei setzt jemand einen falschen Alarm ab, damit das Haus eines anderen von der Polizei oder auch von Feuerwehr und Rettungskräften gestürmt werden - am besten dann, wenn das Opfer noch live vor seiner Webcam sitzt.

„Wer den Notruf oder Polizeiruf missbräuchlich anruft, macht sich strafbar“, warnt der Pressesprecher der Kreispolizeibehörde des Hochsauerlandkreises, Sebastian Held. Grundsätzlich erfasse die Polizei solche Fälle als „Missbrauch von Notrufen und Beeinträchtigung von Unfallverhütungs- und Nothilfemitteln“. Insgesamt wurden deshalb im vergangenen Jahr 32 Fälle erfasst. 2021 waren es 34 Fälle. Für das spezielle Phänomen des „Swatting“ führe man aber keine eigene Statistik, falle aber ebenfalls unter diesen Straftatbestand. Der Pressestelle sei bislang aber kein Fall bekannt, in dem ein Haus aufgrund eines falschen Anrufs im HSK gestürmt worden sein, sagt Held.

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Diese Strafen drohen

Von böswilligen Alarmierungen über den Notruf 112 der Rettungsdienst und Feuerwehr alarmiert, kann auch der Pressesprecher des Hochsauerlandkreises, Martin Reuther, berichten. Dies käme kreisweit rund einmal im Monat vor und werden zur Anzeige gebracht. „Unabsichtlich getätigte Notrufe kommen durchaus mehrmals pro Woche vor. Die Anrufer sind dann meist selbst sehr überrascht, die 112 gewählt zu haben und entschuldigen sich in aller Regel auch sehr freundlich dafür“, sagt Reuther. Gründe für ein unabsichtliches Wählen des Notrufs seien zum Beispiel nicht eingeschaltete Tastensperren.

In Deutschland kann ein mutwilliger falscher Alarm harte Strafen nach sich ziehen. Im Strafgesetzbuch heißt es: „Wer absichtlich oder wissentlich Notrufe oder Notzeichen missbraucht oder vortäuscht, dass wegen eines Unglücksfalles oder wegen gemeiner Gefahr oder Not die Hilfe anderer erforderlich sei, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.“

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Swatting: Polizei stürmt Moschee

Das Swatting gefährlich sein kann, zeigt ein aktueller Fall aus Hessen. Plötzlich rückte das Überfallkommando der Polizei in einer Frankfurter Moschee an. Ein oder mehrere Unbekannte hatten über eine Notruf-App wegen eines vermeintlichen Amoklaufs Alarm geschlagen. Von Verletzten sei die Rede gewesen - und dass sich noch mehrere Menschen in der Gewalt des Täters befänden, erklärte die Polizei. Die Einsatzkräfte waren daraufhin mit einem Großaufgebot vor Ort. Doch von einer Gefahrenlage keine Spur. Stattdessen hatten sich an jenem Freitag im Januar unter anderem Kinder in der Abu-Bakr-Moschee aufgehalten.

Vor einigen Jahren sorgte ein Prozess in Bayern für Schlagzeilen, bei dem es auch um „Swatting“ ging. 2015 standen plötzlich mehr als 100 Feuerwehrleute vor dem Haus eines Youtubers in Mittelfranken. Der User mit dem Namen „Drachenlord“ war live auf Youtube, als es an der Tür klingelte. Sein Fall landete als erster dieser Art in Deutschland vor Gericht. Der Angeklagte wurde zu mehr als drei Jahren Haft verurteilt, unter anderem auch wegen des Missbrauchs von Notrufen.

Mit Material von dpa