Brilon. Bei Farbunfällen greift er ein: Jonah Bunse ist Farbspezialist, kennt als Friseurmeister alle Trends. Das beweist er im Salon Cut’n More Brilon.
„Wer bei uns arbeitet, der geht irgendwie eine Beziehung mit uns ein“, sagt Jonah Bunse (23) über seinen Job – und meint es so. „Wir schenken uns Vertrauen, wir geben, wir nehmen. Das ist wie in einer Beziehung.“ Er lächelt. Der Briloner arbeitet eigentlich schon ewig im Salon „Cut’n More“. Die ersten Haare zusammengefegt hat er dort als Kind, wenn er seiner Mutter – Nicole Bunse und Inhaberin des Betriebs – im Sommer geholfen hat. Doch seine Ausbildung, die hat er bewusst in einem anderen Friseursalon absolviert – und einen ziemlich intensiven Ausbildungsweg gewählt.
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Seine Ausbildung hat Jonah Bunse aus Brilon in Neheim absolviert
Jonah Bunse hatte nie einen anderen Berufswunsch, als Friseur zu werden. Das sagt er als erstes, während er im Salon an einem schicken Holztisch sitzt. Im Hintergrund spielt Entspannungsmusik, ein Föhn rauscht. Von klein auf hilft er mit, spült, räumt auf. 2015 entscheiden er und seine Mutter, dass es sinnvoll ist, die Ausbildung in einem anderen Salon zu absolvieren. Er beginnt seine Lehre in Neheim, pendelt mit dem Zug, zieht ein Jahr später ganz dort hin. „Eigentlich war es nie das Ziel, nach drei Jahren Ausbildung wieder in den Briloner Salon zurückzukehren“, sagt er. Doch ein Zufall sorgt dafür, denn die Firma Wella, mit der „Cut’n More“ kooperiert, bietet Jonah Bunse eine Chance. Weiterbildungen in Düsseldorf, insgesamt ein halbes Jahr. Eine intensive Zeit für ihn. Die Seminare umfassen fast alles, was ein Friseur lernen kann. „Master of Color“. Blond. Herrenhaarschnitte. Teamführung. „Irgendwann wurde ich dann für die Bühnenarbeit angefragt. Ich sollte auf der Bühne vorarbeiten, während manchmal sogar 150 Seminarteilnehmer zugeschaut haben. Da kamen ganze Innungen.“ Jonah Bunse lacht. „Am Anfang war ich sehr aufgeregt, aber ich habe schnell gemerkt, dass mir das viel Spaß gemacht hat. Ich habe dort unfassbar viel mitgenommen und interessante Menschen kennengelernt.“ Danach arbeitet er ein halbes Jahr lang voll im Briloner Salon, bis er nach Duisburg an eine private Friseurschule geht, um seinen Meister zu machen. „Ich musste mich etwas zwingen, das zu machen, denn dafür habe ich meine Komfortzone hier verlassen. Hier im Salon kenne ich mich aus, liebe die Arbeit. Aber es hat sich gelohnt, für das halbe Jahr wegzugehen.“ Unter der Woche ist er damals an der Meisterschule, samstags arbeitet er im Salon. Er mag den Ausgleich, die Arbeit mit den Menschen. „Ich brauchte das.“
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Bei der Firma Wella frisiert er Models auf der Bühne – vor 150 Menschen
Seit Juni 2019 ist er fertig und voll im Salon dabei, wie er sagt. „Ich hatte bei Wella eine sehr intensive Zeit und ich mag es, jetzt erst einmal zu arbeiten und den Salon zu unterstützen.“ Trotzdem hat er noch einige Möglichkeiten, wenn es ihn später einmal umtreiben sollte. Visagistik beispielsweise, Make up, Bühnenarbeit oder das Mischen der Farben im Chemielabor direkt erlernen. „Natürlich kann man auch den Betriebswirt anschließen. Viele entscheiden sich dazu. Es gibt also noch einige Möglichkeiten“, sagt Jonah Bunse. Allerdings würden diese außerhalb des Salons liegen. „Das Team hier, das ist Familie“, sagt er. „Wir haben so viel Spaß und ich kann mir gerade nicht vorstellen, die Leute hier zu verlassen.“ Jeder Tag birgt neue Herausforderungen für Jonah Bunse. „Man hat 20 verschiedene Menschen vor sich sitzen, 20 verschiedene Geschichten, 20 verschiedene Wünsche. Jeder Tag ist auf seine Weise anders und ich weiß jeden Tag auf seine Art und Weise zu schätzen.“
Das Team verbringt auch viel Freizeit miteinander – nicht nur bei den Teamevents
Jeden Morgen trifft sich das Team zwischen viertel nach acht oder halb neun. „Eigentlich ist Arbeitsbeginn um 9 Uhr und natürlich muss man vorher nicht da sein, aber wir machen das alle freiwillig. Wir trinken morgens Kaffee, sitzen zusammen, frühstücken manchmal gemeinsam.“ Dann werden Handtücher gefaltet, erste Vorbereitungen getroffen, bis der erste Kunde den Salon betritt. „Dann ist jeder in seinem eigenen Flow. Natürlich interagieren wir untereinander, besprechen unsere Vorgehensweisen, aber am Ende arbeitet jeder auch für sich oder hat Spaß mit dem Kunden. Es ist eine Mischung aus Miteinander und einer Arbeit für sich.“ Zwischen 12 und 14 Uhr machen die Mitarbeiter eine Stunde Pause. Oft sitzt das Team auch dann zusammen, isst gemeinsam. Dann, ab 14 Uhr, ist viel los, Handtücher falten, Haareschneiden, färben, fegen. Jonah Bunse liebt den Stress, die Betriebsamkeit. Und das Gefühl, so viele Menschen mit einem guten Gefühl nach Hause zu schicken. Gegen sieben macht er Feierabend. Überstunden fallen so gut wie nie an, sagt er. „Ich lass mir aber gerne abends freiwillig Zeit. Am Nachmittag bieten wir auch mal einen Whiskey oder ein Bier zum Haarschnitt an und ich nehme mir dann gerne Zeit für die Kunden, aus Spaß und ganz freiwillig. Und oft machen die Kolleginnen dann mit und wir verbringen hier eine gute Zeit“, sagt er. Er grinst. „Ich kanns dann nicht sein lassen.“ Zusammen sitzen die Kolleginnen am Abend, nachdem der letzte Kunde gegangen ist, regelmäßig im Salon. Dann wird privates besprochen, der Tag Revue passiert. „Es ist wichtig, dass die Kollegen das Zusammensein schätzen“, sagt Jonah Bunse. Dafür bietet Nicole Bunse auch einiges. Gemeinsam werden Weihnachtsfeiern und Sommerfeste gefeiert oder mal ein Ausflug zum Phantasialand geplant.
Steckenpferd Farbe: Dahinter steckt eine ganze Wissenschaft
Jonah Bunses Steckenpferd ist die Farbe. „Ich habe ein unfassbar großes Farbwissen. Viele Kunden kommen und haben einen Wunsch, zu dem ein früherer Friseur schon gesagt hat, dass sei unmöglich. Dabei ist fast alles möglich, wenn man weiß, wie man dorthin kommt.“ Haarefärben funktioniere nicht aus dem Bauch heraus, es braucht Rezepturen und Berechnungen, welche Farbergebnisse mit welchen Farben erreicht werden – mit Fokus auf dem Ist-Zustand der Kundin oder des Kunden. „Was habe ich, was will ich? Dieser Weg ist zu berechnen und mit Vorstellungskraft gelingt das sehr gut.“ Jonah Bunse lacht. „Ich habe letztens noch zu einer Kollegin gesagt, dass ich mir mal wieder einen ‘Farbunfall’ wünsche. Nicht für mich natürlich, aber es macht Spaß diese Herausforderung anzunehmen, das Vertrauen der Kundin zu erhalten die mit einer verfärbten Frisur zu uns kommt und dann wieder glücklich nach Hause geht. Das ist etwas Besonderes.“
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Das Schlimmste ist zu viel Routine für ihn
Nicole Bunse setzt sich neben ihren Sohn. „Für dich ist das Schlimmste eigentlich zu viel Routine. Du brauchst Abwechslung“, sagt sie. Sie beide sind sich einig, dass das Wichtigste in ihrer Arbeit aber das Abholen der Kunden ist. Detox vom Alltag, nennt Nicole Bunse das. „Unser Motto ist nicht umsonst ‘Treten Sie ein und vergessen den Alltag’“, sagt Jonah Bunse. Nicole Bunse ergänzt: „Wir holen die Kunden dort ab, wo sie gerade sind, gehen individuell auf sie ein – nicht nur auf ihre Haare, sondern auch auf ihre Persönlichkeit.“ Jonah Bunse nickt. „Das Schönste ist einfach, wenn sich die Kunden in ihren Stuhl fallen lassen und einmal tief durchatmen. Sie wissen, dass sie jetzt zwei oder drei Stunden nichts anderes machen können und den Alltag hinter sich lassen.“ Abschalten, runterkommen, loslassen. Detox eben.
Der Salon:
- Mitarbeiter: 7
- Standorte: 1
- Branche: Friseur
- Tarif: ja
- Arbeitszeit: 39 Stunden
- Arbeitsplatz: moderner Salon, Personalraum
- Benefits: Tankgutschein, Provisionen, eigenverantwortliches Arbeiten
- Kooperationen: Firma Wella
- Weiterbildungen: großes Weiterbildungsangebot mit individueller Spezialisierung
- Weitere Besonderheiten: regelmäßige Teamevents, Eventteilnahme in der Branche, selbstständiges und eigenverantwortliches Arbeiten