Hochsauerland. Winterberg erwartet einen Ansturm auf die Skipisten. Falschparker und Drifter müssen sich am Wochenende warm anziehen. Die Stadt ist gerüstet.
Die ersten Lifte sind schon vor einigen Wochen gelaufen. Und jeder Meter Kunstschnee-Piste wurde gefeiert. Jetzt aber steht „das umfangreichste Angebot der bisherigen Saison an“, wie es die Wintersportarena selbst nennt. Nach knackig kalten Temperaturen der vergangenen Nächte und einer Mischung aus technisch erzeugtem Schnee und Naturschnee locken verbreitet sehr gute Wintersportbedingungen ins Sauerland. Um die 70 Lifte sollen laufen. Und das üppige Angebot wird sich auch auf den Straßen widerspiegeln. Hinzu kommt: Es gibt Zwischenzeugnisse an den Schulen – auch das könnte die Lust auf Wintersport zusätzlich beflügeln. Was bedeutet das für den Anreiseverkehr?
Oscar Santos, Sprecher von Straßen.NRW, kann sich noch gut an die Wintersportwochenenden vor zwei Jahren erinnern. „Schon im Ruhrgebiet standen Tafeln mit dem sinngemäßen Hinweis, dass die Skigebiete im Sauerland gesperrt waren.“ Solche „dynamischen Tafeln“ stellte damals die Autobahn GmbH auf; eine coronabedingte Ausnahme. Jetzt ist wieder Winter-Wochenende as usual. Selbst die alte Blechtafel „Nebenstrecke nutzen!“ auf der Autobahn ist aktuell außer Betrieb. Sie muss ersetzt werden.
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Damals musste durchgegriffen werden
Aber auch die „dynamischen Hinweise“ schreckten damals kaum jemanden ab. Im Januar 2021 lag genügend Schnee, es gab nach langem Lockdown einen Heißhunger auf coole Outdoorerlebnisse, aber es gab keine Infrastruktur. Denn die Lifte standen still, die Gastronomie hatte geschlossen. Und trotzdem strömten so viele Tagesgäste ins Sauerland, dass Polizei und Ordnungsamt mitunter hart durchgreifen mussten.
Saftige Bußgelder für Drifter
Anfang 2022 haben Polizei und Ordnungsamt ein neues Einsatzkonzept gegen Drifter erarbeitet. Durch eine Satzungsänderung wird die Nutzung für Großraumparkplatz Bremberg, Parkplatz Fußgängerbrücke B236, Parkplatz Nordhang, Parkplatz Bremberg (P2), Parkplatz Hochheide Niedersfeld, Parkplatz Kapellenhang Altastenberg, Parkplatz Kreuzbergweg Winterberg, Parkplatz Homberg Züschen von 22.30 bis 8 Uhr untersagt. Nutzung meint bereits das Befahren der Parkplätze oder das Parken in dem Zeitraum. Mit den Maßnahmen hat die Stadt die rechtliche Basis schaffen, um illegales Befahren der Parkplätze mit einem Bußgeld zu ahnden.
So können Bußgelder bis zu 1.000 Euro im Wiederholungsfall verhängt werden. Diese Maßnahme gilt auch in diesem Winter weiterhin. Zudem sind zum Teil Flächen und Zufahrten z.B. durch Baumstämme gesperrt worden.
In diesem Frühjahr wird die Neugestaltung der Zufahrt zum Brembergparkplatz mit versenkbaren Pollern baulich realisiert, sodass die Drifter in den Abend- und Nachtstunden erst gar nicht mehr den Parkplatz befahren können.
„Das war eine Ausnahmesituation“, kann sich auch Polizeisprecher Sebastian Held an den Januar 2021 erinnern. Da sei polizeiliche Unterstützung ausdrücklich gefragt gewesen. „Das war damals wie ein nicht funktionsfähiger Schwamm. Das, was sonst an Menschen durch Gastronomie und die damit zusammenhängende Infrastruktur wie ein Schwamm aufgesaugt wird, konnte plötzlich nicht aufgenommen werden.“
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Ansonsten sei die Polizei aber in Sachen Verkehrsregelung an Wintersport-Wochenenden außen vor. „Wenn es akut würde und nichts mehr liefe, dann kämen wir hinzu – so wie 2021. Ein Verkehrskonzept ist nicht unsere Aufgabe. Natürlich stehen wird beratend zur Seite“, so Held.
Verkehrsströme besser lenken
Nicht erst seit dem Corona-Chaos wird in Winterberg darüber diskutiert, wie man die Verkehrsströme besser lenken kann. Zuletzt im Oktober 2022 berichtet unsere Zeitung unter dem Titel „Winterberg setzt auf Künstliche Intelligenz gegen Staus“ über die Bestrebungen der Stadt, den hohen Anreiseverkehr zu lenken. Die Wintersportarena Sauerland aber auch die Sauerländer Seen sind Projektpartner eines vom Bundesumweltministerium geförderten Projektes für ein digitales Besuchermanagement in Tourismusdestinationen. Das Projekt AIR (AI-basierter Recommender für nachhaltigen Tourismus) ist aber noch lange nicht abgeschlossen und greift aktuell noch nicht.
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Daher müssen andere Lösungen zur Verkehrslenkung her: Stadtsprecherin Rabea Kappen: „Wir haben unsere Vorwarntafeln im Einsatz, welche anreisenden Gästen die Verfügbarkeit von Parkraum in der Remmeswiese sowie auf dem Großraumparkplatz Bremberg anzeigt. Wenn diese Parkplätze belegt sind, werden neue Informationen auf die Tafeln aufgespielt, die dann auf weitere Skigebiete hinwiesen, wenn dort die Lifte laufen und Parkflächen frei sind.“
Das hält erfahrungsgemäß manche Skitouristen aber nicht davon ab, ihr Auto anderweitig abzustellen. Kappen: „Unsere Politessen sind im Einsatz und werden den ruhenden Verkehr kontrollieren. Um Rettungswege und Wohngebiete frei zu halten, die häufig bei hohem Zuspruch als Ausweichflächen zum Parken angefahren werden, sind Security-Kräfte ebenfalls an verschiedenen Punkten präsent.“
Schon im Sommer wurde „Am Waltenberg“ ein sogenannter Pop-Up-Radweg auf dem Parkstreifen eingerichtet: In den Monaten ohne Schnee hilft er dabei, dass der Verkehrsfluss verbessert wird, da die Radfahrer außerhalb des motorisierten Verkehrs fahren können. Im Winter dient der Radweg als Ausweichmöglichkeit, sofern Rettungsdienste und Feuerwehr über die Straße „Am Waltenberg“ eine Einsatzstelle erreichen müssen. Kappen: „Im vergangenen Winter war die Parksituation am alten Sportplatz in Lenneplätze gerade in den Wintermonaten schwierig. Wenn die Parkbuchten dort voll waren, haben die Autos oft auf beiden Seiten geparkt, sodass kaum noch ein Durchkommen, insbesondere für den Rettungsdienst und die Feuerwehr, war. Wir haben daraufhin einen Antrag bei der Straßenverkehrsbehörde auf einseitiges Halteverbot gestellt und auch genehmigt bekommen.“
Keine Sonderzüge mehr
Vielen Älteren sind die Sonderzüge noch im Gedächtnis, die am Bahnhof hunderte von Menschen ausspuckten, die mit Skiern auf dem Buckel oder mit dem Schlitten gen Piste oder Hang pilgerten. „Solche Sonderzüge gibt es schon lange nicht mehr“, sagt eine DB-Sprecherin auf Anfrage. Winter sei einfach nicht kalkulierbar. Man könne im Fahrplan nicht feste Sonderzug-Termine verankern auf die Gefahr hin, dass gar kein Schnee liege. Das sei wegen der kurzfristigen Disposition und generell aus personellen Gründen nicht machbar.
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Wenn denn schon kein Sonderzug kommt, wären der Bahnhof oder der Nordhang dennoch zwei gute Treffpunkte. Denn in der Wintersaison vom 26. Dezember bis 5. März immer samstags und sonntags sowie zusätzlich am Rosenmontag ist der SkiBus im Einsatz. Rabea Kappen: „Zusammen mit den Linien S40 Winterberg - Schmallenberg und R28 Winterberg - Bad Berleburg besteht mit dem SkiBus alle 30 Minuten eine Fahrtmöglichkeit vom Winterberger Bahnhof und der Innenstadt zu den Skiliften.“ Und dann gibt es auch noch eine Busverbidnung, die die Skigebiete rund um den Kahlen Asten vom Nordhang aus miteinander verbindet.