Winterberg. Winterberg will Besucherströme im Winter besser lenken und lange Staus vermeiden. Kameras und künstlicher Intelligenz sollen dabei helfen.

Die Wintersportorte der Region sind beliebt und an vielen Tagen Sehnsuchtsorte insbesondere für Gäste aus den nahe gelegenen Ballungsräumen. Ferien, Wochenenden und Tage mit besonders schönem Winterwetter sind Anlässe für hohen Anreiseverkehr. Im Rahmen eines Workshops haben die Verantwortlichen des AIR Projektes zur digitalen Besucherlenkung die Skigebiete besichtigt, mit Touristikern diskutiert, Erfahrungen ausgetauscht und weitere Schritte geplant.

AIR hat das Ziel, die zeitweise hohe Auslastung von Anreisezielen im Vorfeld zu erkennen, die Besucherströme zu lenken und zeitlich oder räumlich zu entzerren. Die Workshop-Teilnehmer haben Hotspots ermittelt und darüber diskutiert, ob wie Besucherströme zu lenken sind. Bedarf sahen sie vor allem im Bereich des alpinen Wintersports. Dabei spiele nicht nur Bekanntheit und Größe eines Skigebiets eine Rolle, sondern trotz hoher Schneesicherheit insbesondere das Wetter.

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Wichtig sei es, die Gäste frühzeitig zu informieren, da sind sich die Beteiligten einig, möglichst in „Echtzeit“. Sind die Anreisenden erst in der Region, stehen im Stau oder sind auf der Suche nach einem Parkplatz, ist es zu spät. Möglichkeiten der Lenkung ergeben sich unter anderem bei der Entscheidung für ein bestimmtes Ausflugziel und der damit verbundenen Informationssuche. Lenkungsbedarf zeigt sich spätestens auf dem Anreiseweg, um Staus zu reduzieren sowie vor Ort, um beispielsweise die Parkplatzsuche zu erleichtern. Als digitale Möglichkeiten der Kommunikation wurden beispielsweise die POI-Datenbanken, Ticketshopsysteme oder Informationstafeln an Straßen und Autobahnen genannt.

Bereits an der Autobahn Empfehlungen geben

Doch nicht alle Besucher sind bereits vor der Abfahrt zu erreichen. Umso wichtiger sei es, bereits an der Autobahn Empfehlungen zu geben. So sei es sinnvoll, bereits am Werler Kreuz Wintersportler aus Richtung Ruhrgebiet mit dem Ziel Willingen darauf aufmerksam zu machen, nicht über Olsberg zu fahren, sondern erst die nächste Abfahrt zu nehmen. Die Verantwortlichen werden nun die Machbarkeit der Empfehlungen prüfen.

Bereits tags zuvor hatte die AIR Kommission die Skigebiete in Willingen und im Raum Winterberg in Augenschein genommen, um sinnvolle Punkte für Datenerhebung und Besucherinformation zu ermitteln. Beispielsweise sollen künftig Kameras an bestimmten Punkten in Neuastenberg, Altastenberg, Winterberg Willingen, an der Ruhrquelle, am Sahnehang, in Züschen sowie in Bödefeld die Besucherfrequenz messen.

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Der nächste Schritt: Im Winter soll eine Besucherbefragung Antwort geben über das Informationsverhalten der Gäste, die Offenheit für Lenkungssysteme, Erwartungen und Wahrnehmung der Zielregion sowie Verhaltensmuster der Gäste. Insbesondere steht die Frage im Fokus, was notwendig wäre und wie es möglich sei, sie von der Wahl einer alternativen Anreiseroute oder eines Ausweichziels zu überzeugen.

Nachhaltigkeit immer wichtiger

Den größten Anteil am Energieverbrauch beim Skifahren in der Wintersport-Arena Sauerland stellt mit 50 bis 70 Prozent die Anreise dar. Auf den Skibetrieb inklusive Beschneiung entfallen weniger als 10 Prozent. Die Um die Nachhaltigkeit zu fördern, ist sind auch Anreize zur Anreise mit Bus und Bahn ein wichtiger Teil des AIR Projektes.

AIR steht für „AI-basierter Recommender“. Das Projekt soll beitragen zu einer nachhaltigen Tourismusentwicklung durch Erforschung der Besucherströme und Entwicklung eine digitalen Besuchermanagements in Tourismusregionen. Die geschieht durch Erhebung von Daten, Erarbeiten sowie die Identifizierung von Erfolgsfaktoren und eines Systems, das aus den „Erfahrungen“ fortlaufend „lernt“. Mittels künstlicher Intelligenz sollen Besucherströme prognostiziert und bei Berücksichtigung der Kapazitäten durch Empfehlungen gelenkt werden.Das neue System ergänzt die an vielen Stellen bereits vorhandenen Informationen, Empfehlungen und Anreize der Skigebiete. So gibt es seit vielen Jahren schon Anreiseempfehlungen auf den Webseiten, in den Sozialen Medien, Pressinformationen und Newslettern. Seit zwei Jahren informiert in Winterberg eine „Ampel“ auf der Website über die Verfügbarkeit von Tickets und Parkplätzen. Digitale Schilder auf dem Anreiseweg nach Winterberg zudem darüber Auskunft.