Siedlinghausen. Der Kult-Club „Die Grube“ schließt für immer. Die Techno-Szene trauert. Gründer Michael Pretzsch über geile Zeiten und Chancen auf ein Wunder.

Schluss, aus, vorbei: Noch einmal haben es Techno- und Party-Fans aus dem Sauerland und weit darüber hinaus am vergangenen Wochenende in der „Grube“ in Siedlinghausen bei Winterberg richtig krachen lassen. Nach fast 14-Stunden-Non-Stop-Party mit rund 800 Gästen hat die legendäre Musik- und Kulturfabrik ihre Pforten geschlossen. Damit geht eine über 30-jährige Musik- und Party-Ära im Sauerland zu Ende.

„Grube“ in Siedlinghausen: Unzählige Konzerte und Partys

„Es war eine gute Zeit. Jetzt höre ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf. Viele sind traurig, dass jetzt Schluss ist und viele, die früher schon hier waren, sind zur letzten Party gekommen. Wir konnten gar nicht alle rein lassen, weil es voll war“, sagt Michael Pretzsch. Er ist Inhaber und Gründer des Clubs. 1989 hatte er das stillgelegte Schieferbergwerk, das außerhalb des Siedlinghauser Ortskerns liegt, gekauft. Eigentlich kam er aus einer ganz anderen Branche und war damals als Schauwerbegestalter selbstständig. Trotzdem wagte er einen Neuanfang: „Mein Ziel war es damals, eine Disco aufzumachen. Wir sind dann testweise mit ein paar Konzerten gestartet und die Leute haben uns direkt die Hütte eingelaufen“, erinnert sich der heute 68-Jährige. Doch um das Ganze auf professionelle Beine zu stellen, musste die alte Schieferfabrik erstmal umgebaut werden.

„Grube“ in Siedlinghausen: In der Folgezeit auf Techno spezialisiert

Die Grube Siedlinghausen schließt endgültig. Die letzte Party ist gefeiert. Das Foto zeigt Jörg Weber, Inhaber Michael Pretzsch, Patrick Pfeifenbring und Frank Kalusch (von links).
Die Grube Siedlinghausen schließt endgültig. Die letzte Party ist gefeiert. Das Foto zeigt Jörg Weber, Inhaber Michael Pretzsch, Patrick Pfeifenbring und Frank Kalusch (von links). © Jutta Klute

Nach zweieinhalb Jahren Umbau, war es dann im Oktober 1991 soweit: Die Musik- und Kulturfabrik feierte Eröffnung. Michael Pretzsch erzählt, wie alles begann – mit Rockmusik. Als erst Band stand damals „Pink Turns Blue“ auf der Bühne. Es folgten unzählige Bands, darunter auch bekannte Namen wie die Brings, Element of Crime, Lucilectric, The Hooters, Illegal 2001, The Bates und viele andere. Als dann in den 90er Jahren überall auch im Umkreis Discos aufmachten, gab es einen musikalischen Wandel, zunächst zur Dark-Wave-Szene und ab 1995 ging es dann mit Techno-Partys richtig los. Michael Pretzsch erinnert sich noch an die erste Party mit einem Veranstalter aus Köln: „Das war der totale Knaller. Um 22 Uhr haben wir aufgemacht, um 23 war noch kaum einer hier. Um 24 Uhr ging die Tür auf und nicht wieder zu. In der Folgezeit haben wir uns dann auf Techno spezialisiert.“

„Grube“ in Siedlinghausen: In der Szene deutschlandweit bekannt

Party in der „Grube“ Siedlinghausen.
Party in der „Grube“ Siedlinghausen. © Veranstalter

Mitarbeiter Frank Kalusch hat die Entwicklung der Grube miterlebt: „Man kann sagen, dass wir Techno-Goa ins Sauerland gebracht haben. In der Szene ist die Grube deutschlandweit bekannt und bei guten Partys kommen die Gäste wirklich aus ganz Deutschland angereist.“ Seit ein paar Jahren mit dabei ist auch Patrick Pfeifenbring, der sich als DJ Villa Canor einen Namen gemacht hat. Er sagt: „Techno hat mich schon immer fasziniert. Der Grundrhythmus ist immer gleich, aber trotzdem ist die Musik so vielfältig und hat sich in viele Richtungen entwickelt.“ Auch Inhaber Michael Pretzsch hat sich vom Techno-Sound mitreißen lassen: „Techno, das hat mich einfach umgehauen, die Musik, aber vor allem auch, dass die Leute sich so toll vertragen. Bei uns hier sind die Partys immer sehr friedlich abgelaufen. Die ganze Szene ist sehr offenherzig.“

„Grube“ in Siedlinghausen: Hoffnung auf Lösung für die Event-Location

Über 30 Jahre Grube: „Es war eine gute Zeit – auch wenn es Höhen und Tiefen gab. Aber jetzt ist einfach der Zeitpunkt für mich da, aufzuhören“, sagt Michael Pretzsch. Gründe dafür nennt er einige: Mit 68 Jahren habe er ein Alter erreicht, in dem er es künftig etwas ruhiger gehen lassen möchte und – ganz entscheidend: Die Konzession für den Betrieb läuft aus und müsste neu beantragt werden. Sie lief auf seine Schwester und seinen Vater, der im vergangenen Jahr gestorben ist und selbst als über 90-Jähriger mit der „Grube“ eng verbunden war. Durch seinen Tod im Alter von 99 Jahren sei die Konzession weggefallen, sagt Michael Pretzsch. Trotzdem hofft er, dass noch eine Lösung für die Event-Location gefunden wird: „Es wäre schön, wenn die Jugend im Sauerland auch künftig eine Anlaufstelle hätte. Es gibt hier ja leider kaum noch Clubs. Das ist echt schade. Ich wünsche mir neue Ideen, junge Leute, die diese tolle Location weiter mit Leben füllen.“ Und Frank Kalusch ergänzt: „Wir hoffen weiter auf ein Wunder und, dass es vielleicht doch noch mal die Grube 2.0. gibt.“