Hochsauerlandkreis. Der Wasserstand im Diemelsee im Hochsauerlandkreis ist erschreckend niedrig – rund acht Wochen früher als sonst. Experten über die Lage vor Ort.

Schon im Sommer waren viele Besucher des Diemelsees verunsichert: Mit seinem niedrigen Wasserstandund den ungewohnt weitläufigen, trocken liegenden Uferflächen bietet der Diemelsee im Hochsauerlandkreis einen traurigen Anblick. Die Hitze und Trockenheit der vergangenen Monate sowie Wasserablässe im Sommer haben dazu geführt, dass der Wasserstand im Diemelsee sich drastisch verringert hat.

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Die Diemeltalsperre dient nach Angaben der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes zur Aufhöhung der Oberweser bei niedrigem Wasserstand, dem Hochwasserschutz und der Energieerzeugung. Wenn er voll gefüllt ist, hat der See einen Wasserstand bis zu 376 Metern über Normalhöhe Null (N.N.). In dem Zeitraum von November bis Mai befindet sich die Diemeltalsperre nach Angaben der Generaldirektion der Wasserstraßen und Schifffahrt in der Phase der Hochwasserbewirtschaftung. In dieser Zeit wird die Wassermenge im Diemelsee reduziert, um Hochwasserschutzraum zu schaffen. Der dient dazu, Hochwasserereignisse wie beispielsweise höhere Niederschläge oder Schneeschmelzen im Winter auszugleichen. Zu Beginn dieser Phase liegt der Hochwasserschutzraum des Diemelsees bei etwa 7 Millionen Kubikmetern, was auch ungefähr dem aktuellen Inhalt entspricht. Erst, wenn der Diemelsee weniger als 5 Millionen Kubikmeter fasst, wird die Diemeltalsperre durch die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung nur noch sparsam bewirtschaftet. Sinkt der Wert auf 3 Millionen Kubikmeter, wird nur noch so viel Wasser abgelassen, wie durch die Zuflüsse der Itter und der Diemel nachfließen kann.

Niedriger Wasserstand sorgt für Verunsicherung

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Der niedrige Wasserstand im Diemelsee sorgt vor allem bei Freizeitgästen für Besorgnis. Aktuell liege der Pegel bei ca. 362 Metern über N.N. und entspreche einem Füllungsgrad der Talsperre von etwa 24,7 Prozent, so Ines Petri, Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt. Bei einem derart niedrigen Wasserstand werde die Bewirtschaftung des Diemelsees reduziert: „Aufgrund des niedrigen Füllstandes der Diemeltalsperre wurde in Abstimmung mit den zuständigen Wasserbehörden der Länder die Wasserabgabe von der Mindestabgabe von 1,0 m³/s auf eine reduzierte Mindestabgabe von 0,8 m³/s abgemindert. Dies dient zum Schutz der Ökologie in der Talsperre und in der Diemel.“ Ein derart niedriger Pegel sei jedoch nicht ungewöhnlich, berichtet Nina Petri: „Die sich aktuell darstellende Situation tritt in trockenen Jahren regelmäßig auf.“

Wasserspeicher und Freizeitziel

Der Diemelsee ist ein Stausee mit 1,65 Quadratkilometern Oberfläche. Bei Vollstau fasst der See maximal etwa 19,9 Millionen Kubikmeter Wasser, dann liegt der Pegel bei 376,2 Metern über Normalnull.

Bis zu 34 Meter hinab reicht der Diemelsee an seiner tiefsten Stelle. Gespeist wird der Stausee durch die Zuflüsse der Diemel und der Itter. Die Diemeltalsperre dient dazu, den Wasserstand der Oberweser für die Schifffahrt zu regulieren.

Gleichzeitig bietet sie einen Hochwasserschutzraum und erzeugt mithilfe des Wasserkraftwerks am Fuß der etwa 42 Meter hohen Sperrmauer Energie.

Auch als Ferienziel ist der See sehr beliebt. Mit Badestränden, Wassersportangeboten und idyllischen Rad- und Wanderwegen bietet er ein breites Spektrum an Freizeitaktivitäten.

„Das ist für diese Jahreszeit vollkommen normal“, bekundet auch Stefan Koch, Betreiber der Seerundfahrten und des Bootsverleihs auf dem Diemelsee. „Diesen niedrigen Pegel haben wir in diesem Jahr durch wenig Regen sechs bis acht Wochen früher erreicht als üblich, aber das ist kein Problem.“ Als touristisches Ziel sei der Diemelsee nicht gefährdet, so Stefan Koch: „Dramatisch sehe ich die Lage absolut nicht.“

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Der Stand des Wassers im Diemelsee war nach langen Dürreperioden in den vergangenen Jahren häufig sehr niedrig, was insbesondere von Naturschützern mit Sorge beobachtet wird. Vor allem für eine bedrohte Muschelart - die gemeine Teichmuschel - ist der niedrige Wasserstand im Diemelsee eine große Gefahr, da die Tiere nur wenige Tage im Trockenen überleben können. Durch die extreme Trockenheit der letzten Jahre hat sich die Population der Tiere stark verringert.