Hochsauerland. Auch Kirchen im Sauerland wollen Energie sparen. Nur noch 12 Grad warm soll es sonntags sein. Manche überlegen, Messen im Pfarrheim zu feiern.
Muckelig warm war es in unseren Kirchen ja noch nie. Aber wer künftig einen Gottesdienst besuchen möchte, der sollte sich warm bzw. wärmer anziehen. Im Zuge der Energiesparmaßnahmen rund um den Ukrainekrieg müssen und wollen auch die Kirchen nur noch auf Sparflamme heizen.
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In einer Empfehlung des Erzbistums in Paderborn an die Gemeinden heißt es: „Hinterfragen Sie die bisherige Art, den Kirchenraum zu temperieren. Eine Reduzierung der Temperatur bietet die Chance, Energie und Kosten zu sparen und damit zum Wohl der Gesellschaft, der Umwelt und der finanziellen Handlungsfähigkeit beizutragen. Reduzieren Sie die Temperaturen im Kirchenraum so weit wie möglich. Idealerweise verzichten Sie vollständig auf eine Temperierung.“ Das sind, wie gesagt Empfehlungen. Die letztendlichen Entscheidungen treffen die Verantwortlichen der Gemeinen vor Ort. Und womöglich gibt es hier und da ja auch alternative Heizmethoden, die gravierende Einschnitte nicht erforderlich machen.
„Ganz ausmachen können wir die Heizung ja gar nicht“, sagt Brilons Kirchenküster Willi Steffen. „Wenn der Ostwind so richtig pfeift und wir nicht heizen, dann friert uns in der Propstei das Wasser ein.“ Alle Pastoralverbunds- und Verwaltungsleiter im Dekanat Hochsauerland-Ost diskutierten das Thema unlängst bei einer gemeinsamen Tagung. „In einer angeregten Diskussion wurde deutlich, dass man sich der gesellschaftlichen Verantwortung, jetzt Energie einzusparen, sehr bewusst ist. Andererseits möchte man den Gläubigen den Besuch der Gottesdienste in den Kirchen nicht erschweren. Daher einigte man sich auf die Empfehlung an die Kirchenvorstände, eine Grundtemperatur von acht Grad in den Kirchenräumen nicht zu unterschreiten. Zu den Hauptgottesdienstzeiten soll diese dann auf zwölf Grad erhöht werden“, fasst Dekanatsreferent Frank Manegold das Ergebnis zusammen. Früher hatten die Sonntagsmessen 14 Grad.
Gottesdienste ins Pfarrheim verlegen
Als weitere Alternative, so Manegold, sei vorgeschlagen worden, die Gottesdienste in die Pfarrheime zu verlegen, falls es die Situation vor Ort zulasse. Diese Räume sind in der Regel wesentlich höher temperiert. Diese Empfehlungen würden nun in den nächsten Tagen den Kirchenvorständen aller Kirchengemeinden im Dekanat vorgelegt. Diese wägen dann ab und entscheiden, welche Lösung vor Ort umgesetzt werden soll, so Manegold. „Dafür sind die Kirchenvorstände ja da, dass sie solche Entscheidungen treffen“, unterstreicht Dechant Richard Steilmann die Eigenständigkeit der Gremien. In Bigge zum Beispiel werde man die Werktagsmesse ins Pfarrheim verlegen. „Das kennen wir noch aus der Zeit, als die Kirche renoviert wurde.“ In Olsberg sei das nicht ganz so einfach, weil die Zugänge ja auch behindertengerecht sein sollten.
Hilfen für Arme
Im Rahmen der Versammlung der Pastoralverbunds- und Verwaltungsleiter im Dekanat war Heinz-Georg Eirund, Vorstand des Caritasverbandes Brilon, als Gast eingeladen. Er verdeutlichte eindringlich die prekäre Situation vieler von Armut bedrohter Klienten und Klientinnen.
Beispielhaft nannte Eirund die Warenkörbe in den Kommunen des Dekanats. Diese erfahren in den letzten Wochen und Monaten einen enormen Zuwachs an bedürftigen Kunden.
Im Ergebnis vereinbarten alle Beteiligten, die Armutsproblematik verstärkt mit in die Kirchengemeinden zu nehmen. Hier soll nun überlegt werden, wie eine akute Unterstützung der von Armut bedrohten Menschen in den Städten und Dörfern des Dekanats aussehen kann. In einer zweiten Konferenz im November werden die Ergebnisse zusammengetragen und mögliche Hilfsangebote konkretisiert.
Die Vorschläge aus Paderborn - es sind lediglich Empfehlungen - gehen aber noch viel weiter: „Voraussetzung ist, dass die relative Luftfeuchte unter 70 Prozent bleibt, damit Raum, Ausstattung und Orgel keinen Schaden nehmen. Sollte eine Grundtemperierung dennoch zwingend notwendig sein, streben Sie eine Begrenzung der Temperatur auf maximal fünf Grad an und verzichten Sie auf Aufheizungen zur Nutzung. Stellen Sie Feuchtemessgeräte in der Kirche auf und kontrollieren Sie die relative Luftfeuchte regelmäßig. Verzichten Sie auf feuchtes Wischen und entfernen Sie die Topfpflanzen“, heißt es da.
Feuchtigkeit wird gemessen
Willi Steffen hat in der Briloner Kirche solche Messgeräte aufgestellt. Ob man aber generell aufs Wischen verzichten könne, hält er für fraglich. Und was sollen die Messgeräte erst sagen, wenn nach Schneefall ordentlich Feuchtigkeit in den Kirchenraum getragen wurde? Und was ist mit einem Weihnachtsbaum? Der ist in der Regel auch frisch geschlagen und noch nicht rappeltrocken.
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Wie weit werden die Sparmaßnahmen gehen? „Natürlich wird es in den Kirchen einen geschmückten Christbaum, Kerzen und die Krippe geben. Wir wolle es aber auch nicht übertreiben“, sagt Dechant Steilmann. Den Eindruck könnte man beim Lesen der weiteren Handlungsempfehlungen aus Paderborn mitunter bekommen: „Legen Sie für die Nutzungszeiten Decken und/oder Kissen aus. Lagern Sie diese außerhalb der Nutzungszeiten in trockenen, geheizten Räumen“, heißt es da. Keine gute Idee, gerade in Zeiten von Corona, findet Dechant Steilmann. „Die Decken müssten dann regelmäßig gewaschen oder desinfiziert werden. Das geht doch gar nicht. Dann wäre es doch wohl besser, dass sich jeder einen Pullover mehr anzieht oder seine eigene Decke mitbringt.“
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Auf die Frage, wie die evangelischen Gemeinden es mit dem Heizen handhaben, antwortet Hans-Albert Limbrock, Öffentlichkeitsreferent im Evangelischen Kirchenkreis Soest-Arnsberg kurz und knapp: „Das entscheidet jede Kirchengemeinde individuell.“ Und so ist es ja letztendlich auch im Erzbistum Paderborn und im Dekanat.