Brilon. Was ist, wenn in Brilon die Energieversorgung zusammenbricht? Die Stadt erarbeitet einen Maßnahmenkatalog. Womit Bürger dann rechnen müssen.
Welche Auswirkungen hat der russische Angriffskrieg auf die Ukraine für die Energieversorgung vor Ort? Diese Frage stellen sich viele und CDU-Fraktionsvorsitzender Eberhard Fisch hat sie bereits im August in einer Anfrage an die Stadt Brilon gerichtet. „Die Fragen sollen dazu dienen, einen Überblick über die städtischen Maßnahmen zu erhalten, eventuelle Risiken abschätzen und gegebenenfalls noch notwendige Entscheidungen treffen zu können“, so Fisch in seiner Begründung. In der jüngsten Sitzung legte die Stadtverwaltung einen ganzen Katalog von Maßnahmen vor.
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Auf Grundlage einer vom Deutschen Städte- und Gemeindebund zusammen mit den Kommunen erstellten Liste mit kommunalen Handlungsansätzen hat der Arbeitskreis „Energieeinsparung“ in der Stadt das Konzept erarbeitet, um durch kurz- und mittelfristige Maßnahmen den Energieverbrauch im öffentlichen Bereich der Stadt zu senken bzw. um Energieverfügbarkeit sicherzustellen. Dabei wurden die Zuständigkeiten festgelegt; fürs Abarbeiten bzw. die Einhaltung der einzelnen Punkte sind die jeweiligen Fachbereichsleiter verantwortlich.
Feuerwehrhäuser werden zu Brückenköpfen
Insbesondere hinsichtlich länger anhaltender Stromausfälle bereitet sich die Stadtverwaltung vorsorglich auf einen absoluten Notbetrieb des Rathauses vor. Dafür wurden die Kapazitäten getestet und ein von der Dimension her passendes Stromaggregat soll nun beschafft werden. Wichtig bei allen Überlegungen ist die Sicherstellung der Kommunikation. „Auch für den Bereich sind wir vorbereitet. Es geht dabei um Information und Kommunikation via Funk, Satellit und über Aushänge in Städten und Dörfern. Unsere Feuerwehrhäuser werden zu Brückenköpfen“, so die Stadt auf Nachfrage.
Notbetrieb und Arbeitsfähigkeit eines Krisenstabes
Wichtig ist auch die Aufrechterhaltung absolut notwendiger Arbeitsbereiche wie Personenstandswesen und Friedhofsverwaltung selbst im Notbetrieb sowie die Arbeitsfähigkeit eines Krisenstabes. Clemens Mund: „Wir bereiten das Rathaus auf Notbetrieb der kommunalen Aufgaben vor. Die Frage lautet: Was muss sein?“ Im Falle eines länger andauernden Notbetriebs müsse sicherlich einiges in den Hintergrund rücken. Zum Beispiel würden dann womöglich keine Bauanträge bearbeitet oder Gewerbe neu angemeldet werden.
Betankung der noch vorhanden Heizöllagertanks ist beauftragt
Ein Blick in die Details: Die Stadt selbst verfügt nur über eine geringe Anzahl von Flüssiggastanks, wie am Feuerwehrgerätehaus Nehden, am Waldfreibad Gudenhagen und an der Trauerhalle Brilon. Für die von den Stadtwerken betriebene Hackschnitzelanlage steht eine ausreichende Menge an Hackschnitzeln zur Verfügung bzw. ist sie bereits eingelagert. Die Betankung der noch vorhanden Heizöllagertanks ist beauftragt worden.
„Wärmeinsel“ für Bevölkerung
Für Sport- und Schwimmstätten sowie Kultureinrichtungen und Veranstaltungen heißt es laut Verwaltung: Die Absenkung der Temperaturen im Schwimmbad (Badewasser von 30 auf 29 Grad, Duschen um drei auf 25 Grad, Beheizung der Umkleide um 3 auf 22 Grad) seien bereits umgesetzt. Eine Schließung der Sauna im Hallenbad ist ab dem 17. Oktober geplant. Mit den Sportvereinen sollen Gespräche geführt werden, um das Flutlicht auf den Sportplätzen zu reduzieren. Für Stadtbibliothek und Archiv gelten: Abstellen von Warmwasser, Heiztemperatur auf 19 Grad reduzieren und gegebenenfalls „Wärmeinsel“ für Bevölkerung vorhalten. Die Stadt kalkuliert mit 130 Sitzmöglichkeiten in Bücherei und Stadtarchiv. Beide Einrichtungen sollen zwischen Weihnachten und Neujahr geschlossen werden.
Energie: Prüfung von Einsparmöglichkeiten
Auch bei der Beleuchtung sieht der Arbeitskreis noch Einsparpotenzial: Es gibt Überlegungen, die Dauer der Straßenbeleuchtung gegebenenfalls anzupassen. Derzeit ist sie nachts von 23 bis 6 Uhr abgeschaltet. Vorschlag der Verwaltung: von 22 bis 6 Uhr. Selbst Ampelanlagen (die Stadt ist für zwei Fußgängerbedarfsampeln zuständig) stehen auf dem Prüfstand. In Planung befindet sich die Überlegung, die Straßenbeleuchtung mittelfristig komplett auf LED-Lampen umzustellen und eine bedarfsgerechte Steuerung zu prüfen. 44 Prozent der Lampen im Stadtgebiet laufen bereits auf LED. Soweit vorhanden, soll die Beleuchtung von Baudenkmälern ausgeschaltet werden.
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Für weitere Energie-Einspar-Möglichkeiten an städtischen Gebäuden gilt u.a.: Regelmäßige Prüfungen von Heizungsanlagen sollen vorgezogen werden; wenn nötig, sollen technische Eingriffe vorgenommen werden (Dämmen, Heizkurve anpassen, Betriebszeiten prüfen), um die Anlagen schnellstmöglich zu optimieren. Unter Einbeziehung der Hausmeister vor Ort sollen „Stromfresser“ in städtischen Gebäuden ausfindig gemacht werden. Außenbeleuchtungen an Verwaltungsgebäuden sollen ausgeschaltet werden, sofern es die Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit nicht gefährdet. Einschränkungen von Öffnungszeiten sollen geprüft und soweit möglich, sollen feste Tage im Homeoffice eingerichtet werden.
Nach derzeitiger Beschlusslage sollen im Petrinum und in der Heinrich-Lübke-Schule 60 mobile Luftfilter in Klassenräumen zum Einsatz kommen. In Anbetracht der aktuellen Energiesituation soll diese Entscheidung noch einmal überdacht werden, da hierdurch sämtliche Energieeinsparungen am Schulzentrum zunichte gemacht würden. Unter „Sonstiges“ schlägt die Stadt vor, Dienstreisen zu reduzieren und Online-Meetings zu priorisieren.