Brilon. Im Krankenhaus Maria-Hilf Brilon ist vor kurzem der Strom ausgefallen. Wie kann eine Klinik ohne Strom funktionieren? Es gibt einen Notfallplan.

Der Ernstfall im Krankenhaus: Stromausfall. Was erschreckend klingt, ist in jedem Krankenhaus ein durchdachter Notfallplan. Denn: Wie alle Kliniken ist auch das Krankenhaus Maria-HilfBrilonauf einen Blackout vorbereitet. So auch im August, als es tatsächlich am Krankenhaus zu einem Stromausfall kam. Ludger Weber, Verwaltungs- und Personalleiter des Hauses, hat sich mit dem Technischen Dienst zusammengesetzt und schildert, welche Prozesse ineinandergeifen, wenn es zum Notfall kommt.

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Es ist Sonntag, 10 Uhr. „Unklarer Brandgeruch in der Klinik“, heißt es in der Einsatzbeschreibung der Leitstelle. Mehrere Einsatzwagen der Feuerwehr Brilon rücken aus. Aus einem kleinen Bunker in einer Ecke zwischen Büschen und Lieferanteneingang qualmt es heftig. Das Notstromaggregat. Der Strom ist ausgefallen, in Teilen Brilons und eben auch Am Schönschede. Das Notstromaggregat springt sofort an, es kommt zu ungefährlicher Rauchentwicklung, die lediglich aus den Abgasen des Dieselmotors besteht. Die Feuerwehr zieht wieder ab.

Das Aggregat wird regelmäßig überprüft

Bei einem Stromausfall passieren viele Dinge gleichzeitig in einem Krankenhaus. Im Maria-Hilf Brilon springt bei einem Stromausfall innerhalb von 10 Sekunden automatisch das Notstromaggregat an. Es versorgt alle sensiblen Bereiche des Krankenhauses.

Neues Aggregat geplant

Um auch zukünftig weiterhin auf solche oder ähnliche Fälle vorbereitet zu sein, laufen derzeit bereits die Planungen für ein komplett neues Notstromaggregat mit modernster Technik. Die Anschaffung ist für das kommende Jahr vorgesehen und die technischen Planungen dazu laufen bereits auf Hochtouren.

Das Notstromaggregat liegt nicht innerhalb der Klinik, sondern außerhalb bei der Lieferanteneinfahrt in einem kleinen bunkerähnlichen Gebäude mit dicken Stahltüren. „Es ist quasi ein Schiffsmotor“, sagt Ludger Weber. Das Aggregat wird mit Dieseltreibstoff betrieben. „Die Bevorratung des Kraftstoffes liegt bei uns im Krankenhaus bei 4.500 Liter. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von ca. 70 Liter/Stunde reicht das für ca. 64 Stunden“, so Weber. Das Aggregat kann während des Betriebes jederzeit nachgetankt werden. Das Aggregat wird regelmäßig überprüft und muss durch Probebetriebe sichergestellt werden. Das Notstromaggregat versorgt dabei nicht das ganze Krankenhaus, sondern nur den Bereich, der auf der „SV-Seite“, der Sonderstromversorgung, angeschlossen ist. Das sind alle sensiblen Bereiche, die gesetzlich vorgeschrieben sind. Dazu gehören medizinische Einrichtungen oder Flucht- und Rettungswegebeleuchtungen.

Das Notstromaggregat des Krankenhaus Maria-Hilf in Brilon funktioniert im Prinzip wie ein Schiffsmotor wenn der Strom ausfällt.
Das Notstromaggregat des Krankenhaus Maria-Hilf in Brilon funktioniert im Prinzip wie ein Schiffsmotor wenn der Strom ausfällt. © WP | Jana Naima Schopper

Bei allen lebenserhaltenden Maschinen sind Akkus eingebaut

Intensivstation. Medizinische Geräte mit Schläuchen, Kanülen und flackernden Bildschirmen erhalten Patienten am Leben. Dann Blackout. Fällt der Strom tatsächlich aus, springt nicht nur das Notstromaggregat ein. Bei allen lebenserhaltenden Maschinen sind Akkus eingebaut, die einen lückenlosen Betrieb gewährleisten und als Puffer funktionieren, bis das Aggregat vollständig hochgefahren ist. Denn: Gerade bei diesen medizinischen Maschinen ist ein Stromausfall natürlich besonders gefährlich.

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Die Maschinen piepsen, die Ärzte sind hochkonzentriert. OP-Schwestern stehen ihnen zur Seite, halten Tupfer oder Skalpelle. Dann: Stromausfall. Auch im Operationssaal sorgen Akkus für eine lückenlose Stromversorgung. Ludger Weber: „Vor dem Hintergrund gibt es keinerlei Bedenken, dass ein Stromausfall während eines medizinischen Eingriffs von lebensbedrohender Relevanz ist oder evtl. Schäden für den Patienten mit sich bringt.“ Das gleiche gelte für die Kühlkette von Blutkonserven und co. die ebenfalls durch Akkus aufrecht erhalten werden kann.

Doch was geschieht, wenn der Blackout andauert?

Fällt der Strom aus, reagiert der Netzbetreiber in der Regel sehr schnell. Am 15. August bestätigt Westnetz, dass der Strom um 9.50 Uhr ausgefallen sei, die Versorgung aber um 10.32 Uhr wieder gewährleistet gewesen sei. Nicht einmal eine Stunde. Doch was geschieht, wenn der Blackout andauert? Zum einen kann das Aggregat nachbetankt werden. Sollte eine Evakuierung aus einem bestimmten Grund nötig sein, erfolgt diese nach festgelegten Plänen in Zusammenarbeit mit dem Hochsauerlandkreis, der Feuerwehr und der Rettungswache. Ludger Weber dazu: „Bei einem Stromausfall ist dies aber vor dem Hintergrund der genannten Sicherungsmaßnahmen nicht zu erwarten.“ Die Leitstelle wisse zu diesem Zeitpunkt, wie viel Bettenkapazitäten die anderen Kliniken im Kreis frei hätten und verteile in einem solchen Fall die Patienten auf andere Krankenhäuser.