Hochsauerlandkreis. Vorbereitung auf den Ernstfall: Die Polizei im HSK gibt Antworten auf die dringendsten Fragen rund um einen Blackout. Was Sie nun wissen sollten:

Die nordrhein-westfälische Polizei bereitet sich bereits seit einiger Zeit auf einen sogenannten Blackout, einen großflächigen, langanhaltenden Stromausfall vor. Ziel sei es, alle internen und externen Arbeitsabläufe möglichst unbeeinflusst fortsetzen zu können, um Sicherheit und Ordnung auch unter widrigen Bedingungen aufrecht zu erhalten, teilte das NRW-Innenministerium mit. Im April habe es dazu einen Erlass gegeben. Trifft das auch die Polizei im Hochsauerlandkreis? Pressesprecher Volker Stracke erklärt: „Seit Beginn des Krieges in der Ukraine bereiten wir uns auf den Ernstfall vor.“

Von welchem Szenario geht die Polizei beim Thema Blackout aus?

„Relativ schnell nach Kriegsbeginn hat sich im Hochsauerlandkreis eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich die Strukturen im Hochsauerlandkreis genau angeschaut hat“, so Stracke auf WP-Anfrage. 72 Stunden ohne Strom, das sei das Szenario, auf das man sich vorbereite. „Es gibt überörtliche Netzbetreiber die ganz Westdeutschland versorgen können und diese benötigen rund 72 Stunden, um die Versorgung wiederherzustellen“, so Stracke. Alles, was über 72 Stunden hinausgeht, ist mit Ungewissheit verbunden: „Dazu gibt es in Deutschland keine Erfahrungswerte.“

Wie ist die Polizei während des Blackouts erreichbar?

Werden die Städte dunkel und fällt der Strom aus, greifen verschiedene Maßnahmen ineinander. „Wir haben Schichtpläne, die dann in Kraft treten und dafür sorgen, dass so viele Polizeibeamte wie möglich auf den Straßen sind“, erklärt Volker Stracke. Die Pläne würden im Ernstfall regeln, dass jede Wache im Hochsauerlandkreis während des Blackouts durchgängig besetzt ist. Obwohl der von der Polizei Nordrhein-Westfalen genutzte Digitalfunk über mehrere Rückfallebenen abgesichert sei, seien mehr als 100 Satellitentelefone angeschafft worden teilt zudem das NRW-Innenministerium mit.

Welche Maßnahmen trifft die Polizei für den Ernstfall?

„Jede Wache, ausgenommen eine, im HSK sind mit Notstromaggregaten ausgestattet“, erklärt Stracke. So sind diese nicht direkt von dem Blackout betroffen und können weiterhin besetzt werden. Die Wache, die noch kein Aggregat hat, wird im November nachgerüstet. „Die Polizei sorgt dafür, dass es genug Kraftstoffvorräte für die Einsatzwagen gibt, denn ohne Strom funktionieren die Tankstellen nicht“, erklärt Stracke. Polizeieigene Tankstellen sollen auch bei Stromausfall in Betrieb bleiben.

Mit welchen Problemen rechnet die Polizei während eines langfristigen Stromausfalls?

Kommt es zum Blackout, richtet sich die volle Konzentration der Polizeibeamten auf die Gefahrenabwehr und die Verhinderung der Straftaten, die mit einer solchen Situation einhergehen. Das sind laut Stracke größtenteils Einbruch- oder Diebstahl-Delikte, die durch die Dunkelheit begünstigt werden. Von Panik oder Gewalttaten spricht Stracke nicht. „In 72 Stunden sollten die Auswirkungen nicht sehr hoch sein“, so Stracke über die öffentliche Sicherheit.

Wie erfahren die Bürger Neuigkeiten im Fall eines Blackouts?

Informiert würden die Bürger im HSK während eines Blackouts über Nachrichten an offiziellen Orten, wie dem Schwarzen Brett im Supermarkt, an Rathäusern oder Kirchen. „Auch der WDR kann über den UKW-Sender informieren. Voraussetzung ist natürlich, dass die Menschen Zuhause noch ein Transistorradio haben und nicht alles digital empfangen“, so Stracke. „Das ist fast wie ein Rückfall in eine ganz andere Zeit.“ Neben der Erreichbarkeit der Polizei komme der Warn- und Nachrichtenübermittlung im Falle eines großflächigen Stromausfalls große Bedeutung zu. So könne die Bevölkerung sich mit batteriebetriebenen oder dynamobetriebenen Kurbel-Radios informieren, so das Innenministerium. Mit einem Quiz könnten sich die Menschen schon jetzt online (https://kst2022.nrw/quiz/) auf den Fall vorbereiten. Die Polizei habe ihrerseits die Möglichkeit, die Bevölkerung mit Lautsprecher-Durchsagen zu informieren. Das Land NRW habe in den Jahren 2018 bis 2020 insgesamt 25 Feuerwehr-Anhänger mit großen Notstromaggregaten beschafft und flächendeckend im Land stationiert. In einem nächsten Schritt sollen 75 weitere Notstromaggregate beschafft werden.

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Wie wahrscheinlich ist so ein Blackout?

Experten und Netzbetreiber hatten einen Blackout im Fall einer Überlastung des Stromnetzes durch eine Gasmangellage zuletzt als sehr unwahrscheinlich eingestuft. Auch Strommarktexperte Fabian Huneke vom Beratungsunternehmen Energy Brainpool befürchtet in diesem Winter in Deutschland keinen Blackout, also einen unkontrollierten Zusammenbruch der Elektrizitätsversorgung. „Möglich ist allenfalls ein sogenannter Brownout, bei dem die Übertragungsnetzbetreiber einzelne Großverbraucher oder Regionen stundenweise vom Netz nehmen müssten“, sagt Huneke. Dies könne bei großer Kälte etwa am frühen Abend geschehen, wenn der Haushaltsstromverbrauch stark zunehme. Stracke verspricht zudem, dass die Polizei „bestmöglich für die Bürger da sein wird. Wir sind für Extremsituationen geschult.“

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