Marsberg. Auf der Fahrt nach Marsberg schlägt ein Fahrgast die Busfahrerin (29). Die Frau erleidet Wirbel- und Schädelprellungen. Musste es soweit kommen?
Der Tag begann wie jeder andere für Morena Lenz. Die 29-jährige Busfahrerin aus Diemelstadt begann ihre Arbeit beim Rosenkranz Omnibusbetrieb wie immer. Der Bus war voll, als sie von Essentho nach Marsberg fuhr und die Stimmung gegen 6.30 Uhr in der Früh im Fahrzeug langsam drehte.
Lesen Sie auch: Grundsteuer abgeben: Diese Hilfsangebote gibt es in Brilon
„Ein weiblicher Fahrgast kam nach vorne und stellte sich in den Eingangsbereich. Als ich sie darauf hingewiesen hatte, dass der Eingangsbereich frei bleiben muss, fing sie schon, mich zu beleidigen“, erklärt Lenz. Die Frau habe daraufhin verlangt, an einer Hauptkreuzung rausgelassen zu werden. Etwas, das in einem Bus nicht vorgesehen ist. Dafür gibt es schließlich Haltestellen. Der entsprechende Hinweis habe der Frau nicht gefallen und so soll sie mit einem Beutel nach der Fahrerin geschlagen haben. Eine durchgängige Plexiglasscheibe gibt es nicht zum Schutz.
Fahrgast schlägt mit Beutel nach Busfahrerin in Marsberg
Zwei Mal habe sie der Beutel während der Fahrt getroffen, einmal als das Fahrzeug gestanden habe. Zwei weiteren Schlägen sei Lenz mit dem Kopf ausgewichen. „Auf einer breiten Straße wäre das ungefährlicher gewesen. Mitten in der Stadt war das nicht ohne. Der Bus war auch voll mit vielen Schülern.“ Sie habe sich weiter auf die Fahrbahn konzentrieren können. Dennoch sei sie mit der Situation überfordert gewesen.
Lesen Sie auch:HSK: Das müssen Eltern jetzt zur Einschulung 2023 wissen
Ein Fahrgast sei schließlich aufgestanden und habe die Frau festgehalten. Die 29-Jährige habe daraufhin die Türe geöffnet und die Frau sei weggegangen. Zwei weitere Fahrgäste boten sich später als Zeugen an. Die Busfahrerin hätte sich mehr Hilfe erhofft.
Beleidigungen sind im Bus Alltag
Beleidigungen seien Teil des Alltags. Dass ein Fahrgast handgreiflich wird, hingegen nicht. „Ich war geschockt. Ich konnte nicht glauben, dass es sowas hier gibt“, sagt Lenz. Auch Edward Rosenkranz Betreiber des Unternehmens, das seit 1957 Fahrgäste befördert, hat noch nie zuvor gehört, dass es in einem seiner Busse zu einer Tätlichkeit gekommen war.
Lesen Sie auch: Wann der Skywalk in Willingen für erste Spaziergänger öffnet
In Marsberg an der Endhaltestelle angekommen kam die Polizei und nahm den Sachverhalt auf. Strafanzeige wurde erstattet, das bestätigt auch Sebastian Held, Pressesprecher der Polizei im Hochsauerlandkreis. Bei der mutmaßlichen Täterin handle es sich um eine 24-Jährige aus dem Raum Marsberg. Eine Videoüberwachung gäbe es nur im hinteren Bereich. Laut Rosenkranz sei die mutmaßliche Täterin aber keine Unbekannte. Über Monate hinweg soll sie auffällig und aggressiv gewesen sein, so dass ihr sogar ein Fahrverbot ausgesprochen worden sei. „Ich werde mit Westfalenbus sprechen. Sie kommt mir hier nicht mehr rein. Da mache ich von meinem Hausrecht gebrauch“, sagt er.
Attacke bleibt im Kopf
Die Regelungen würden besagen, dass ein Fahrer keinen Gast rauswerfen dürfe, wenn es Probleme gäbe. Stattdessen müsse der Bus angehalten und dann die Polizei gerufen werden, damit die sich der Sache annimmt. „Das kann dann dauern, aber so ist der Weg“, erklärt Rosenkranz.
Lesen Sie auch: Mordversuch in Brilon: Jetzt spricht der angeklagte Ehemann
Morena Lenz ist derzeit nicht arbeitsfähig und den Rest der Woche krankgeschrieben. Eine Schädel- und Halswirbelprellung habe sie davongetragen sowie eine Lendenwirbelzerrung vom wegdrehen, um den Schlägen irgendwie zu entgehen. „Ich denke noch viel darüber nach. Ich bin einfach fassungslos und überlege, was hätte ich anders machen sollen? Was hätte ich machen können, damit es nicht dazu gekommen wäre?“