Hochsauerlandkreis. Banken im Hochsauerlandkreis nehmen keine Verwahrentgelte mehr. Institute erklären, was das für Kunden bedeutet. Lohnen sich Sparbücher wieder?
Die Banken im Hochsauerlandkreis haben sich von den Verwahrentgelten verabschiedet. Kunden müssen für ihr Geld, egal in welcher Höhe, keine Negativzinsen mehr zahlen. Diese Entscheidung geht für manche Geldinstitute im Altkreis Brilon auf die geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) zurück. Kürzlich hat der Rat der EZB beschlossen, den Einlagezinssatz, also den Zinssatz, den Banken für ihre Einlagen bei der EZB zahlen müssen, auf 0 Prozent zu erhöhen und damit auf ein neutrales/positives Zinsniveau anzuheben. Hat das auch Folgen für Baukredite oder Bausparverträge? Lohnen sich Sparbücher jetzt wieder? Die Institute geben Antworten.
Sparkasse Hochsauerland
Die Sparkasse Hochsauerland berechnet angesichts der Zinsentscheidung der EZB seit dem 27. August. Das gilt für alle Kundengruppen. „Die Ermittlung der Zinssätze für Immobilienfinanzierungen hängt von verschiedenen Faktoren ab. Neben der vereinbarten Laufzeit ist der Beleihungsauslauf einer der Hauptfaktoren, die den Bauzins bestimmen. Dieser gibt das Verhältnis zwischen Darlehenshöhe und dem Wert des Objektes an. Umso geringer der Beleihungsauslauf ist, desto günstiger wird die Finanzierung. Außerdem prüfen wir in einer Baufinanzierungsberatung den Einsatz von Krediten der KfW, der NRW Bank und der LBS, um für jeden Kunden die passende Gesamtlösung zu finden. Deshalb kann man eigentlich von ‘dem’ Zinssatz für Baukredite nicht sprechen. Ähnlich sieht es auch in der Anlageberatung aus. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten sein Geld anzulegen. Auch dabei werden zum Beispiel Angebote von Landesbanken wie der Helaba geprüft, wenn der Kunde eine festverzinsliche Anlage wünscht“, erklärt Daniel Danch, Pressesprecher der Sparkasse Hochsauerland.
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Gelder auf einem normalen Sparbuch zu parken mache nur Sinn, wenn diese kurzfristig verfügbar sein sollen. Neben den Zinsen spiele auch die Inflation eine wichtige Rolle. „Setzt man beide in Relation ist der Realzinsverlust deutlich höher als noch am Anfang des Jahres. Da gab es zwar keine Zinsen, aber die Inflation war auch deutlich geringer. Klare Empfehlung: Ein Anlagegespräch in Anspruch nehmen.“
Volksbank Brilon-Büren-Salzkotten
Auch die Volksbank Brilon-Büren-Salzkotten hat die Verwahrentgelte für ihre Kunden abgeschafft. Dort dauert es etwas länger, bis zum 1. August. „Wir freuen uns sehr über die Abschaffung der Negativzinsen und der damit einhergehenden positiven Nachricht für unsere Kunden. Dies ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, so Karl-Udo Lütteken, Vorstand der Volksbank Brilon-Büren-Salzkotten.
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Der klassische Sparer, der vielleicht 5.000 Euro auf einem Sparbuch anlegen möchte, sei von der Abschaffung der Verwahrentgelte nicht betroffen, da die Verwahrentgelte nur bei deutlich höheren Einlagen gezahlt würden.
Keine steigenden Zinsen bei Tagesgeldkonten
„Die Europäische Zentralbank hat die Zinsen auf 0 Prozent angehoben. Dies ist auch die Grundlage für kurzfristige Anlagen. Somit führt die aktuelle Entscheidung der Europäischen Zentralbank nicht zu steigenden Zinsen auf Fest- oder Tagesgeldkonten. Unsere Devise lautet dabei immer: Vermögen braucht Struktur. Bei der Struktur der Geldanlage spielen viele Faktoren eine Rolle, unter anderem die persönliche Risikoaffinität und die Laufzeit. Kundenindividuelle Lösungen sind also immer der Schlüssel“, sagt Andreas Decker, Leiter Vertrieb bei der Volksbank Brilon-Büren-Salzkotten.
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„Die Bau- und Hypothekenzinsen sind in den vergangenen Monaten schon gestiegen, mit der Folge, dass in Einzelfällen auch schon Bauvorhaben gestoppt oder aufgeschoben wurden. Das hängt natürlich immer von den Rahmenbedingungen ab“, so der Experte weiter. Hinzu kämen oftmals Planungsunsicherheiten durch knappe Baumaterialien, stark gestiegene Baukosten, steigende Energiepreise und die allgemeine Inflationsentwicklung. „Da mit weiter steigenden Zinsen durchaus zu rechnen ist, kann sich ein Bausparvertrag lohnen, um sich so die aktuellen Konditionen für die Zukunft zu sichern. Eine individuelle Beratung ist dabei sinnvoll.“
Volksbank Bigge-Lenne
Die Volksbank Bigge-Lenne schaffte ebenfalls zum 1. August die Verwahrentgelte für Einlagen der Mitglieder und Kunden wieder ab. Vorstandsmitglied Michael Griese: „Es kehrt nun wieder ein Stückchen Normalität ein. Einlagen müssen nun nicht mehr mit den sogenannten ‘Strafzinsen’ belegt werden.“ Seit 2014 berechnete die Europäische Zentralbank den Banken Negativzinsen. Viele Kreditinstitute haben diese an ihre Kunden direkt weitergegeben. Die Volksbank Bigge-Lenne konnte den Großteil ihrer Mitglieder und Kunden im Sinnen ihres Förderauftrages davor schützen. „Mit unserer Genossenschaftlichen Beratung stellen wir die Ziele und Wünsche unserer Kunden in den Mittelpunkt und nicht einzelne Produkte. Dadurch sind Negativzinsen bei den allermeisten Kunden erst gar nicht entstanden“, so Griese.
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„Aber auch hier bleibt nach Wegfall der Negativzinsen für Bankeinlagen die Realverzinsung inflationsbedingt deutlich negativ. Im Rahmen unserer Genossenschaftlichen Beratung informieren wir die Anleger über Alternativen zur klassischen Bankeinlage; dies ist auch bereits mit geringen monatlichen Beträgen möglich“, erklärt Griese weiter.
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„Unsere Konditionen für private Immobilienfinanzierungen sind abhängig von Betrag, Zinsbindung, Tilgung und Besicherung. Als repräsentatives Beispiel beträgt der Effektivzins für eine Baufinanzierung in Höhe von 150.000 Euro bei 2 Prozent Tilgung, erstrangiger Besicherung und einer Zinsbindung von 10 Jahren tagesaktuell 2,81 Prozent (Stand 15. August)“, erklärt Pressesprecher Frank Segref.