Bigge. Der „Circus Trumpf“ gastiert in Bigge: Neben Luftakrobatik gibt es auch eine Feuershow. Darum wollen die Besitzer den Zirkus nicht aufgeben.

Schon wenn man durch Bigge fährt, stechen einem das große rote Zirkuszelt und die vielen Lkw ins Auge, die gegenüber der Schützenhalle auf einem Parkplatz stehen. Auf den Transportern prangt die Aufschrift „Circus Trumpf“ in Großbuchstaben. Dahinter stehen mehrere Wohnwagen in einem Kreis, gleich daneben ein Gehege für Ponys, Ziegen und Alpakas. Ein paar Kinder laufen umher - zwei Mädchen tragen bereits Show-Kostüme mit Fransen daran. Noch zwei Stunden, bis der Vorhang aufgeht.

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Nancy Trumpf hat in das Zirkusleben eingeheiratet. Nachdem die 25-Jährige ihren Mann kennenlernte, wurde sie ein Teil des Familienunternehmens, das ursprünglich aus Berlin stammt. Die Familie war für einen Zirkus zu groß und so bildeten sich vier kleine Zirkusse, die seither alle unter dem Namen Trumpf gastieren. So sei es einfach familiärer. „Man lebt für den Zirkus und die damit verbundene Freiheit“, erklärt die zweifache Mutter. Ein Leben ohne den Zirkus, mit festem Wohnsitz und normaler Arbeit, ist für die Familie unvorstellbar. „Mein Schwiegervater sagt immer: Wenn man alles aufgibt, dann braucht man gar nicht mehr weitermachen auf dieser Welt.“

Nancy Trumpf hat in den „Circus Trumpf“ eingeheiratet und kann sich ein normales Leben nicht mehr vorstellen.
Nancy Trumpf hat in den „Circus Trumpf“ eingeheiratet und kann sich ein normales Leben nicht mehr vorstellen. © Luisa NiedeR

Unter Tränen eingeschlafen

Durch Corona hatte der Zirkus jedoch zu kämpfen: Knapp anderthalb Jahre konnte Familie Trumpf keine Vorstellungen planen und daher auch kein Geld einnehmen. Zu dieser Zeit hielt sie sich auf ihrem Sitz in Freudenberg im Siegerland auf. „Wir haben ausschließlich von Spenden gelebt und waren froh, wenn Leute mit uns einkaufen gegangen sind oder Futter für die Tiere gebracht haben. An manchen Tagen bin ich abends unter Tränen eingeschlafen, weil wir nicht wussten, wie es am nächsten Tag weitergehen soll“, so Nancy Trumpf.

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Von den Existenzängsten habe die Familie sich jedoch nicht unterkriegen lassen. Seit August vergangenen Jahres dürfen Zirkusse wieder auftreten und zieht seither von Stadt zu Stadt. Das Ganze läuft jedoch nur langsam wieder an: Die Zuschauerzahlen entwickeln sich schleppend. Immer von Donnerstag bis Sonntag der darauffolgenden Woche hält sich Familie Trumpf an einem Ort auf, bis sie ihre Sachen zusammenpackt und wieder weiterzieht. „Wir sind es gewohnt, nicht lange an einem Ort zu bleiben“, verrät Nancy Trumpf. Nur von November bis März, in der Winterpause, verweilen sie auf ihrem Sitz in Freudenberg - dort wird nun jedoch gebaut: „Wir sind dringend auf der Suche nach einem neuen Quartier für den Winter“, sagt sie. Bevorzugt seien vor allem Orte in NRW und Hessen.

Wenn es heißt „Manege frei“, dann hilft die ganze Familie bei der Show mit. Jeder hat eine bestimmte Aufgabe.
Wenn es heißt „Manege frei“, dann hilft die ganze Familie bei der Show mit. Jeder hat eine bestimmte Aufgabe. © Birgit Engel

Zirkusschule für die Kleinen

Circus Trumpf zählt insgesamt 16 Personen - das sind zehn Erwachsene und sechs Kinder. Das Einmaleins und vieles mehr lernen die Kinder in der eigenen Zirkusschule. „Dreimal die Woche kommt eine Lehrerin und unterrichtet die Schüler/innen. An den anderen zwei Tagen haben sie online Schule“, erklärt die 25-Jährige. Die Zirkusschule könne man sich wie eine private Lehranstalt vorstellen, die von der evangelischen Kirche gesponsert wird: Da Schulpflicht gilt, ermöglicht sie den Kindern von Zirkus- und Schaustellerfamilien einen verlässlichen Unterrichtsbesuch.

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Zusätzlich besuchen die Jüngsten der Familie Trumpf eine Artistenschule, die ihnen all das beibringt, was später vor Publikum gezeigt wird. Nancy Trumpf: „Vieles schauen sich die Kinder auch von den Erwachsenen ab oder bringen sich Tricks selber bei.“ Daher sind sie in der Show natürlich mit von der Partie.

Nancy Trumpf füttert die Ponys, die ebenfalls Teil der Show sind. Der Zirkus beherbergt dazu noch Ziegen und Alpakas.
Nancy Trumpf füttert die Ponys, die ebenfalls Teil der Show sind. Der Zirkus beherbergt dazu noch Ziegen und Alpakas. © Luisa Nieder

Feuershow und Luftakrobatik

Auf dem Programm vom Circus Trumpf stehen eine LED- und Feuershow sowie Luftakrobatik und Jonglage. Clown Charly bringt Kinderherzen zum Lachen. Auch eine Nummer mit Elsa und Olaf vom Disneyfilm „Die Eiskönigin“ hat Familie Trumpf einstudiert. Dabei haben nicht nur diejenigen, die gerade etwas vorführen, sondern alle ihre ganz bestimmten Aufgaben: „Auch hinter der Bühne muss für den nächsten Auftritt viel organisiert werden, zum Beispiel die Einstellung der Scheinwerfer oder der Aufbau für den nächsten Programmpunkt“, erklärt Nancy Trumpf.

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Die Vorstellungen

Circus Trumpf ist noch bis Sonntag, 14. August, in Bigge auf dem Platz gegenüber der Schützenhalle.

Familie Trumpf lädt Donnerstag, Freitag und Samstag zur Vorstellung um 16 Uhr ein. Sonntag beginnt die Show um 11 Uhr.

Donnerstags ist beim Circus Trumpf Familientag, das heißt Erwachsene zahlen Kinderpreise.

Bei Rückfragen oder Reservierungen können sich Interessierte bei Nancy Trumpf melden. Telefon: 0151 54648431

„Interessierte können immer gerne vorbeikommen“, sagt sie. Der Zirkus sei offen für alle - ob man sich die Show anschaut oder nur die Tiere bestaunen möchte. „Wir freuen uns über jeden Besucher.“ Das Ziel der Familie Trumpf ist Kinderaugen zum Strahlen zu bringen. „Zirkus ist eine Kultur von früher, die jeder mal erleben sollte“, so die 25-Jährige. Circus Trumpf möchte Zuschauer vom Alltag ablenken und ihnen für zwei Stunden eine sorgenfreie Zeit schenken.

Wo es als Nächstes hingeht, weiß Familie Trumpf zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Erstmal ist wichtig, dass alles glatt läuft, bis der Vorhang zum nächsten Mal aufgeht und es wieder heißt „Manege frei für den Circus Trumpf.“