Meschede. Viele schafften sich in der Pandemie Katzen und Kaninchen an – und wollen sie nun loswerden. So verschärft ist die Lage im Tierheim Meschede.
Viele Menschen haben sich in der Pandemie Katzen und Kaninchen angeschafft – und wollen sie nun wieder loswerden. Das verschärft die Lage im Tierheim Meschede.
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Corona vorbei, hallo Urlaub – Tschüss Kaninchen
Anfang des Jahres sei es sehr ruhig gewesen, aber nun im Sommer und mit der Urlaubszeit, sei die Nachfrage nach Tierheimplätzen stark gestiegen. „Bei uns rufen Leute an, die sagen, wir fahren jetzt in den Urlaub und möchten unser Tier abgeben - für immer“, erzählt Emily Thies, tiermedizinische Fachangestellte im Mescheder Tierheim. „Sie wollen das Tier einfach loswerden.“
Dies habe ganz sicher auch mit der Corona-Pandemie zu tun, in der sich viele ein Haustier angeschafft haben. Nun beginnt, das normale Leben wieder, inklusive Urlauben, und das Tier, das zuvor Gesellschaft geleistet hatte und ein Hobby war, werde nun überflüssig. Auch das Tierheim in Siegen, eins der größten in Südwestfalen, berichtet jüngst von einem Corona-Effekt.
Auffällig viele junge Tiere
„Auffällig ist, dass die angegebenen Tiere zwischen zwei und drei Jahre alt sind, was ein Indiz für die Anschaffung während der Corona-Maßnahmen sein könnte. Keins unserer Kaninchen ist älter als zwei Jahre“, berichtet Tierheimleiterin Franziska Emde. In Meschede sind aktuell etwa 15 Katzen und 17 Kaninchen zu Vermittlung im Tierheim. „So viele Kaninchen wie nie“, schätzt Franziska Emde. Das sei schon auffällig.
Katzen gewöhnen sich schwer ein
Während die Kaninchen sich schnell eingewöhnten und glücklich seien mit genügend Grünzeug, hätten die Katzen größere Probleme, so Thies. Viele Katzen würden sich in der neuen Umgebung erst einmal verkriechen. Es dauere eine Zeit, bis sie Vertrauen fassen. Hinzu komme es, das gerade Katzen und Kaninchen schwieriger zu vermitteln seien als Hunde. „Für Kaninchen haben wir beispielsweise gerade kaum Anfragen“, so Thies.
Pfleger nehmen Kitten mit nach Hause
„Momentan haben wir acht Kitten hier. Die müssen einzeln untergebracht werden und teilweise nehmen wir die Tiere abends mit nach Hause, weil sie noch so viel Pflege benötigen“, erklärt Emde. Das sei derzeit sehr aufwendig. Ein Vorteil sei jedoch, dass gerade junge Tiere eine gute Vermittlungschance haben. „Neulich haben wir in einer Woche vier Katzen vermittelt. Kurz später kamen aber schon vier neue Katzen rein“, berichtet Emde.
Keine Voliere – Spenden dringend benötigt
Hunde und Vögel werden im Mescheder Tierheim aktuell gar nicht aufgenommen. Die Gründe dafür sind unterschiedlichen Gründen: „Da die Vogelvoliere in einem so maroden Zustand war, nehmen wir aktuell keine Vögel auf“, erklärt Thies. Es sei geplant, die Voliere zu reparieren. Dies sei allerdings auch immer ein Kostenfaktor.
Hundeplätze belegt
Die Hundeplätze sind derzeit mit vierbeinigen Pensionsgästen und beschlagnahmten Tieren belegt, deshalb werden keine neuen Hunde aufgenommen. Anfragen werden an Iserlohn oder Brilon verwiesen. Das Tierheim betreut Hunde, während die Herrchen Ferien machen. Kosten: 16 Euro pro Tag. Das Angebot sei aktuell sehr gefragt.
Beschlagnahmte Tiere
Drei Hunde werden für das Veterinäramt des Hochsauerlandkreises betreut, bis juristisch geklärt ist, was mit den Tieren künftig geschieht. Die Tiere werden beschlagnahmt, weil zum Beispiel gegen das Tierschutzgesetz verstoßen wurde. Immer wieder komme es dann auch zu unangenehmen Situationen mit den Haltern, denen die Tiere weggenommen wurden.
Blinde Zerstörung im Tierheim
„Im vergangenen Jahr wurde viermal eingebrochen und dabei vieles zerstört. Die Wut der Besitzer richtet sich dann gegen das Tierheim“, sagt Franziska Emde. Einer dieser Einbrüche konnte auf die Besitzer eines beschlagnahmten Rottweilers zurückgeführt werden.
- Träger des Tierheims ist der 1958 gegründete Tierschutzverein Hochsauerlandkreis e.V..
- Das Tierheim Meschede wurde 1985/86 gegründet. Das fünfköpfige Team um Tierheimleiterin Franziska Emde arbeitet seit kurzer Zeit zusammen. Emde ist seit eineinhalb Jahren im Team und damit die Dienstälteste. „Wir haben zusammen schon einige erreicht. Es macht wirklich großen Spaß zusammen“, sagt Emily Thies, die das Team seit Februar 2022 als tiermedizinische Fachangestellte ergänzt.
- Reptilien und Wildtiere nimmt das Tierheim Meschede nicht an.
- Geldspenden nimmt das Team gern persönlich entgegen oder per Überweisung an: IBAN: DE52464510120008001125BIC: WELADED1MES. Auf der Homepage steht auch, welche Sachspenden gebraucht werden. www.tierschutzverein-hsk.de