Brilon/Medebach/Winterberg. Die Krise setzt Handel und Kommunen im HSK unter Druck. Ist beispielsweise die Beleuchtung der Sprungschanze in Winterberg noch gerechtfertigt?

In der aktuellen Energiekrise, ausgelöst durch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine, werden die Bürger des Hochsauerlandkreises dazu angehalten, beim Verbrauch von Wasser, Strom und Gas zu sparen. Auch die WP berichtet regelmäßig. So erreichen die Redaktion immer wieder Hinweise zu dem Thema. Ein anonymer Leser beschwerte sich darüber, dass seiner Meinung nach seit mehr als einem Jahr die komplette Außenbeleuchtung der Firma Medimax in den Arkaden in Brilon von 6 Uhr bis 22 Uhr angeschaltet sei. Angeblich habe ein Bekannter des Lesers einen Mitarbeiter darauf angesprochen. Dieser habe laut Leserbriefschreiber erwidert: „Darauf kommt es nicht an. “

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Auch das Rathaus Medebach wird nachts angestrahlt.
Auch das Rathaus Medebach wird nachts angestrahlt. © Luftbildfotograf Hans Blossey

Einsparpotenzial ist vorhanden

Die Franchisemarke Medimax gehört zu der Verbundgruppe ElectronicPartner Handel SE. Deren Pressesprecherin Kristina Guse kann die geschilderte Kundenkritik nicht nachvollziehen. „Nach Rücksprache mit unserem Franchisepartner in Brilon, wird im dortigen Standort grundsätzlich die Innen- und Außenbeleuchtung nach Ladenschluss ausgeschaltet, um Energie zu sparen. Auf den Betrieb der Straßen- und Parkplatzbeleuchtung hat der Markt keinen Einfluss“, schreibt Guse. Darüber hinaus habe man im gesamten Medimax-Team Brilon keinen Mitarbeitenden ausfindig machen können, der sich an ein Kundengespräch beziehungsweise eine Beschwerde zum Thema Beleuchtung erinnern könne. „Unser Franchisepartner betont außerdem, dass sein Familienunternehmen es gerade in der aktuellen Situation als selbstverständlich erachtet, den eigenen Stromverbrauch zu reduzieren“, teilt die Pressesprecherin mit. Darüber hinaus liege auch bei der Kundenberatung ein großer Fokus auf den Themen Energiesparen und Nachhaltigkeit. So wiesen die Verkäuferinnen und Verkäufer explizit auf energieeffiziente Produkte hin und ließen im Markt nur ganz gezielt Geräte zu Demonstrationszwecken eingeschaltet.

Auch die HSK-Kommunen müssen sich darum bemühen, Energie zu sparen. Bei der Beleuchtung ist in jedem Fall Einsparpotenzial vorhanden. Die Stadt Medebach leuchtet nur einzelne punktuelle Orte an, sagt etwa der Bürgermeister der Stadt, Thomas Grosche. Anstrahlungen würden auf dem Marktplatz und am Rathaus in Medebach oder an einzelnen besonderen Punkten in den Orten erfolgen. „Größere Illuminationen haben wir nicht. Die Stromverbräuche dafür sind daher auch überschaubar“, sagt er. Dies habe aber auch eine Funktion. Denn Sinn und Zweck sei es, besondere Orte auch in der Dunkelheit herauszustellen und ein schönes Stadtbild für Bürgerinnen und Bürger sowie Touristen zu haben.

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Umrüstung auf Peitschenleuchten

Bei der Straßenbeleuchtung müsste eine komplette technische Umrüstung erfolgen, um einzelne Lampen gezielt ausschalten zu können oder mit Bewegungsmeldern zu versehen. Viele Lampen müssten aus Sicherheitsrelevanz aber am Netz bleiben. „Wir agieren aber schon seit Jahren so, dass wir in den Nebenstraßen jeweils nur eine von zwei Leuchtröhren in der Straßenlampe installiert haben. In diesem Jahr rüsten wir quasi die kompletten Peitschenleuchten auf LED um, was zu einer deutlichen Energieeinsparung führt“, sagt der Bürgermeister. Auch bei dieser Umrüstung würde die Stadt die niedrigeren Leuchtstärken in den Nebenstraßen beibehalten. An Hauptstraßen gebe es aber DIN-Normen, die man einhalten müsse.

Die Stadt Winterberg hat eine Projektgruppe mit allen relevanten Teilbereichen des Konzerns Stadt Winterberg eingesetzt, welche konkrete Vorschläge erarbeitet und vorlegen wird, wie sich Winterberg bei möglicherweise drohenden Energieengpässen konkret ausrichten wird, schreibt die Pressesprecherin der Stadt, Rabea Kappen, auf WP-Anfrage.

Wird die Schanze weiter beleuchtet?

Einige Wahrzeichen, zum Beispiel die Schanze, werden in Winterberg nachts angeleuchtet, damit sie auch in der Dunkelheit von den Bürgerinnen und Bürgern und Gästen erkennbar seien. Auch diese Beleuchtung werde derzeit bewertet. Das Rathaus wurde Ende Februar/Anfang März in den Farben der ukrainischen Flagge angestrahlt, um ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und den Frieden zu setzen. Seitdem werde das Rathaus aber nicht mehr angestrahlt.

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Weitere Beleuchtungen würden überprüft. „Wir müssen einen guten Weg finden, Winterberg einerseits weiter zu beleuchten, da wo es im Sinne der Bürgerinnen und Bürger unbedingt nötig ist und Sinn macht, jedoch auch zu sagen, wir müssen uns in allen Bereichen umschauen, wo wir auch sparen können“, so Bürgermeister Michael Beckmann.

Die Stadt Winterberg treibe seit Jahren das Thema der Energieeffizienz voran, um in diesem Bereich die Kosten für die Bürgerinnen und Bürger im Griff zu behalten. Ein großer Teil der Straßenbeleuchtung sei mit Niedrigenergieleichten ausgestattet, somit haben eine Vielzahl der Leuchten bereits jetzt eine relativ geringe Anschlussleistung. In diesem Jahr würden weitere Teile der Straßenbeleuchtung für 284.267 Euro auf sparsame LED-Leuchten umgestellt. Nach der Umstellung spare man jährlich 130.000 Kilowattstunden Strom und 51.800 Kilogramm CO2. Das ergebe dann derzeit eine Ersparnis in Höhe von 28.000 Euro.

Darin wurde noch nicht die aktuelle Entwicklung bei den Energiepreisen mit einberechnet. Die Entlastung werde bei den künftigen Strompreisen deutlich höher ausfallen. Schon seit Jahren seien in vereinzelten Straßen nur eine von zwei Straßenseiten beleuchtet. Auch bei der Umrüstung der Straßenbeleuchtung würde immer geprüft, ob wirklich beide Straßenseiten beleuchtet werden müssten. So sei die Straße Am Waltenberg nach Aussage der Westenergie aufgrund der Klassifizierung als Stadtstraße zu hell beleuchtet, sodass der Rat der Stadt Winterberg bei der Umrüstung beschlossen hat, dass nur noch eine Straßenseite beleuchtet wird und das mit den neuen LED-Leuchtmitteln.

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In einer sechswöchigen Testphase sei die einseitige Beleuchtung „Am Waltenberg“ ausprobiert worden. „Generell hat das Thema Licht immer sehr viel mit einem Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger zu tun. Aus Sicherheitsgründen können viele Lampen gar nicht ausgeschaltet werden“, so Pressesprecherin Kappen. Eine Ausstattung von Straßenleuchten mit Bewegungsmeldern sei nach Einschätzung der Verwaltung nicht zielführend, da das Licht häufig an- und ausgestellt werde.