Winterberg. Viele Winterberger waren entsetzt: Es waren Chaosnächte. Am Rand des Dirt-Masters-Festival tobte der Mob auf den Straßen. Das soll sich künftig ändern:
Es war wohl einer der Aufreger im Mai dieses Jahres. Nach einem Gespräch mit Bürgern soll es nun weitreichende Konsequenzen geben. Am Rande des Dirt-Masters-Festival vom 26. bis 29. Mai in Winterberg, kam es in den Nächten zu teils chaotischen Szenen. Videos, die der WP zugespielt wurden und in den sozialen Netzwerken kursieren, zeigen unter anderem eine laute, feierwütige Partytruppe, die an der Eisdiele Cortina am Waltenberg, angeheizt von einem Vorsänger, das „Humba Täterä“-Lied anstimmt. Im Hintergrund hört man Flaschen zerspringen, Blaulicht ist zu sehen. Viele Anwohner zeigten sich gegenüber der WP wegen des Lärms, der Zerstörungswut und dem hinterlassenen Müll der Feiernden verärgert.
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Presse ist unerwünscht
Die Verwaltung reagierte schnell und gab kurz darauf bekannt, dass man das Konzept der Veranstaltung im Detail überprüfen werde und „an der einen oder anderen Schraube drehe.“ In einer aktuellen Pressemitteilung teilt die Winterberg Touristik nun mit, dass man sämtliche Anwohner in unmittelbarer Nähe des Bikeparks und des Waltenbergs per Post eingeladen hatte, um mit Bürgermeister Michael Beckmann, Vertretern des Bikeparks, der Winterberg Touristik und Wirtschaft, Polizei und Ordnungsamt über die Ereignisse zu sprechen. Vertreter der Presse waren nicht eingeladen.
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30 Anwohner seien der Einladung in den Ratssaal der Stadt gefolgt, um das Bikefestival „ehrlich zu analysieren, um danach den Fokus auf das kommende Jahr zu legen“, heißt es in der Veröffentlichung. Was sich bei der Versammlung entwickelte, sei ein konstruktiver, offener und kritischer Dialog gewesen. „Unter dem Strich haben wir bei diesem ersten Treffen schon konkrete Maßnahmen besprochen, die 2023 greifen sollen“, erklärt Marius Tampier, zuständig für das Eventmanagement bei der Winterberg Touristik und Wirtschaft.
Größte Gravity-Festival Europas 2023
Denn vom 18. bis 21. Mai 2023 findet schon das nächste Bikefestival „iXS Dirt Masters“ statt. Dann werden wieder 30.000 Zuschauer und fast 2.000 Athleten in Winterberg erwartet. Damit richte der Urlaubsort das „größte Gravity-Festival Europas 2023“ aus. Es sei an der Zeit gewesen, Bilanz zu ziehen um das Event weiter zu optimieren. Veranstaltungen, die über Jahre wachsen und immer wieder aufs Neue ein breites Publikum ansprechen, hätten ein entscheidendes Merkmal: Die Veranstalter würden gemeinsam mit wichtigen Mitstreitern „konstruktiv-kritisch“ nach dem Event auf ihr Event schauen, versprechen die Verantwortlichen. Ziel sei es, „immer wieder neu an Stellschrauben zu drehen, um Kritik und Anregungen aufzugreifen sowie die Veranstaltung insgesamt auch im Sinne der Anwohner zu verbessern.“
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Beim Treffen mit den Bürgern sei ein Maßnahmenkatalog für das „iXS Dirt Masters“ erarbeitet worden. Denn eines steht bereits fest: Das Festival bleibt ein fester Bestandteil im Winterberger Veranstaltungskalender. Der Corona-Virus und die damit verbundene Festivalpause in den vergangenen Jahren hätten der Attraktivität des „iXS Dirt Masters“ keinen Abbruch getan. Im Gegenteil, die Menschen seien Ende Mai an die Kappe geströmt, um endlich wieder ohne Pandemie-Einschränkung vier „tolle Event-Tage zu erleben“, heißt es in der Pressemitteilung.
Festival sei „Werbung für Winterberg“
In Winterberg treffe sich dann nicht nur die Bike-Szene, „auch Gäste und Einheimische würden die Atmosphäre am Erlebnisberg genießen“, geht aus der Pressemeldung hervor. Schon traditionell locke das Festival vor allem auch viele junge Menschen nach Winterberg, die nicht nur die sportlichen Höchstleistungen sowie das offizielle Rahmenprogramm mit Musik und zahlreichen Ausstellern genießen würden, sondern gemeinsam feiern möchten.
„Wenn wir das Festival genau analysieren, können wir sagen, dass der offizielle Teil des Festivals an der Kappe hervorragend gelaufen ist. Es lief reibungslos und war eine Werbung für Winterberg“, zitiert die Stadt in ihrer Presse-Info den Bikepark-Betreiber Nico Brinkmann und Winterbergs Tourismus-Förderer Christian Klose. Man nehme die Kritik und Sorgen der Anwohner sehr ernst. Die Veranstalter geben zumindest zu, dass die Abendstunden bei einem Event in der Größenordnung eines „iXS Dirt Masters“ nach dem offiziellen Ende des jeweiligen Festival-Tages „problematischer“ seien. Dann ziehe es insbesondere die jungen Menschen in die Innenstadt, um zu feiern.
„So war es auch in diesem Jahr. Viele Festival-Besucher haben sich auf den Weg zum Waltenberg gemacht, um dort animiert durch einzelne Personen ihrer Party-Stimmung freien Lauf zu lassen. Es gab auch Gruppen, die in und an Ferienwohnungen ausgelassen gefeiert haben. Dies verbunden mit der entsprechenden Lautstärke“, so Polizei-Chef Albrecht Sassmannshausen. Die Polizei habe diese Ansammlungen dann „sehr schnell mit der gebotenen Sensibilität und Klarheit“ friedlich aufgelöst.
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Festivalplatz an anderer Stelle?
„Nichtsdestotrotz gab es berechtigt kritische Stimmen von Anwohnern sowie in den sozialen Netzwerken, die wir sehr ernst nehmen. Wir verstehen, dass es dem einen oder anderen durchaus Angst macht oder Sorge bereitet, wenn sehr viele Menschen in Feierlaune über den Waltenberg in Richtung Marktplatz ziehen. Da werden wir ansetzen, um im kommenden Jahr mit dem Veranstalter Lösungen zu bieten, die so etwas verhindern. Dazu gehört auch die Auflage für den Veranstalter, den Security-Einsatz noch einmal zu verstärken. Deshalb sind wir sehr dankbar, dass so viele Anwohner unserer Einladung gefolgt sind, um sich kritisch und aktiv an einer Optimierung zu beteiligen“, werden Michael Beckmann und Ordnungsamtsleiter Joachim Sögtrop zitiert. Ziel sei es, die „Erfolgsgeschichte des Bikefestivals“ fortzuschreiben.
Zukünftig soll der Fokus in der Kommunikation vor dem Event auf den sportlichen Charakter des Bikefestivals gelegt werden. Dies sei der „Kern des iXS Dirt Masters“. Deshalb möchte man darauf auch den Blickwinkel legen in der Marketing-Strategie und nicht auf das Thema Party, so Christian Klose und Nico Brinkmann. Dass es nicht ohne Party gehe, sei allen Beteiligten klar. Deshalb werde bereits jetzt an einer Lösung gearbeitet, um auch in diesem Bereich das junge Publikum ein wenig zu steuern. „Da sind wir dran und optimistisch, ein passendes Konzept zu finden“, sagt Marius Tampier.
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Die Anregungen aus der Versammlung, einen Festivalplatz an anderer Stelle aufzubauen, um damit den Jugendlichen ein Angebot außerhalb der Stadt zu machen, decke sich dabei mit den Ansätzen der neuen Veranstalter. Apropos neuer Veranstalter. Nach 15 Jahren gibt es einen Wechsel an der Spitze des Festivals. „Erfolgreiche Jahre liegen hinter uns. Dafür sind wir unserem bisherigen Partner sehr dankbar. Nun gilt es, mit dem neuen Veranstalter wichtige Weichen auch und besonders im Sinne der Anwohner zu stellen. Diese Chance wollen wir gemeinsam nutzen“, blicken Bürgermeister Michael Beckmann und alle anderen Protagonisten optimistisch in die Zukunft. Nun gelte es, die besprochenen Ideen in konkrete Konzepte und Maßnahmen zu gießen, um auch 2023 wieder ein „iXS Dirt Masters“ zu feiern.