Altkreis Brilon. Das statistische Landesamt NRW legt eine Prognose zur Bevölkerungsentwicklung bis in das Jahr 2050 vor. So reagieren die Kommunen auf die Zahlen.
Sterben die Menschen im Altkreis Brilon in den nächsten 30 Jahren aus? So drastisch sieht die Entwicklung der prognostizierten Zahlen nicht aus, aber die Veränderungen sind zum Teil deutlich. So sehen es zumindest die Statistiker des Landes NRW, die die Bevölkerungsentwicklung bis 2050 neu berechnet haben. Die Kommunen und auch der Kreis bereiten sich schon jetzt darauf vor.
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Wir beschränken uns im Folgenden auf die Situation am 1. Januar 2021 (gesicherte Zahlen) sowie die Prognose für Jahresbeginn 2050. Gute Nachrichten gibt es für die Männer in Hallenberg. Trotz einiger Schwankungen soll es 2050 genauso viele von ihnen geben wie im vergangenen Jahr. Da das bei den Damen nicht so ist, verliert Hallenberg laut der Prognose rund 3,5 Prozent der Bevölkerung. In Medebach sieht es mit 2,7 Prozent Minus ebenfalls moderat aus.
Deutlich weniger Männer in Olsberg prognostiziert
In Brilon lebten im vergangenen Jahr laut den Daten 25.336 Menschen. Diese Zahlen, so haben die Düsseldorfer errechnet, schrumpft bis Anfang 2050 auf 21.909. Das sind rund 14 Prozent. Sollten diese Berechnungen zutreffend sein, läge Brilon damit deutlich über dem NRW-weit prognostizierten Durchschnitt von minus 3,1 Prozent. Aber es geht noch deutlicher. Während Marsberg und Winterberg ebenfalls einen Rückgang von 14 Prozent erreichen könnte, sind es in Olsberg schon 17 Prozent. Vor allem sind die Männer dort für die Zahlen verantwortlich. Während im vergangenen Jahr noch 7166 Männer in Olsberg lebten, sollen es 2050 nur noch 5692 sein. Ein Minus von rund 21 Prozent.
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Worauf fußt die – für den heimischen Raum düstere – Voraussage? Die zukünftige Bevölkerungsentwicklung in Klein- und Mittelstädten werde durch einen negativen natürlichen Saldo bestimmt, so die Experten von IT NRW. Das heißt: Die Zahl der Geburten ist langfristig geringer als die der Sterbefälle. Die Entwicklung der Geburten und Sterbefälle bewirke im Zeitraum von 2021 bis 2050 einen Rückgang der Einwohnerzahl.
Olsberg ist auf ältere Bevölkerung vorbereitet
„Die Zahlen sind uns bekannt und insofern keine Überraschung. Wir werden uns rechtzeitig Gedanken über die Anpassung der Infrastruktur machen müssen. Bei jeglichen politischen Beratungen und Entscheidungen muss das Thema einbezogen werden“, sagt Olsbergs Bürgermeister Wolfgang Fischer. Mit den fehlenden Geburten wird auch zunehmend eine Überalterung einhergehen. In Bezug auf entsprechende Wohnformen und Seniorenheime ist er optimistisch gestimmt. Mit dem Convivo-Wohnpark entstünden auf dem ehemaligen Krankenhausgelände dafür beste Voraussetzungen.
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Auch im Bereich des Öffentlichen Personennahverkehrs sieht der Bürgermeister die Stadt Dank der Knotenpunkte ZOB und Bigger Bahnhof gut aufstellt. „Wir sind froh, wenn wir diese gute Anbindung erhalten können. Das entzieht sich zwar manchmal unserer Verantwortung, aber wir werden uns dafür stark machen.“
Öffentliche Verkehrsmittel sind ein schwieriges Thema
„Der öffentliche Personennahverkehr ist im ländlichen Raum ein schwieriges Thema. Die Verbindungen sind zumeist nicht gut genug, um eine echte Alternative zum Individualverkehr zu sein“, merkt MedebachsBürgermeister Thomas Grosche an. Trotzdem fahren die Verkehrsbetriebe Millionendefizite ein, die hauptsächlich durch die Kommunen ausgeglichen werden müssen. Er würde sich eine bessere Finanzierung durch Bundes- und Landesmittel wünschen, um eine Gleichheit der Lebensverhältnisse in Stadt und Land zu erreichen. „Dann kann der ÖPNV gerade für die Seniorinnen und Senioren, die nicht mehr mit dem Auto fahren können oder wollen, eine echte Alternative werden.“ Die ÖPNV Anbindung lebt von Angebot und Nachfrage. Die Steuerung des Nahverkehrsplans obliegt dem Hochsauerlandkreis.
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In Winterberggeht Bürgermeister Michael Beckmann davon aus, dass die Zahlen in den Schulen und Kitas stabil bleiben werden. „Klar ist damit, unsere Schulen sind sicher und die Entwicklung in der Betreuung haben wir gemeinsam mit dem Hochsauerlandkreis fest im Blick.“
Seniorenbeirat gibt Hilfe in Winterberg
Einen Blick hat die Verwaltung auch auf die mögliche Überalterung der Gesellschaft sowie die Konsequenzen daraus, um gute und bedarfsgerechte Angebote im Bereich Wohnen machen zu können. Ein Beispiel ist die Neugestaltung der Dorfmitte in Niedersfeld. Das so genannte Konzept „Hof Giersen“ nimmt das Thema auf. Mit Hilfe des Seniorenbeirats gibt es auch ein beratendes und kritisches Gremium in der Angelegenheit.
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„Beim Thema ÖPNV müssen wir insgesamt das Thema Mobilität im ländlichen Raum neu denken. Für die Stadt Winterberg sind digitale, bürgerzentrierte Lösungen der richtige Weg, um neue Möglichkeiten aufzuschließen. Der Dorffunk, der gerade in einigen unserer Ortsteile eingeführt wird, kann da ein guter, vernetzender Ansatz sein, um die Mobilitäts-Angebote spürbar zu erhöhen und flexibler zu gestalten neben einem gut funktionierenden ÖPNV.“
Zu viele Kitas in Zukunft in Brilon?
Rückgang um 11,4 Prozent im HSK erwartet
Entgegen dem Landestrend ist bis zum Jahr 2050 für insgesamt 17 der 53 Kreise und kreisfreien Städte mit einem Bevölkerungswachstum zu rechnen.Die größten Zuwächse an Einwohnerinnen und Einwohnern sind in Großstädten entlang der Rheinschiene zu erwarten: Bonn (+8,8 Prozent), Köln (+5,0 Prozent), Düsseldorf (+4,2 Prozent).Mit steigender Bevölkerungszahl dürfen laut IT NRW auch die Kreise Euskirchen (+4,0 Prozent), Heinsberg (+2,7 Prozent) und Kleve (+2,0 Prozent) rechnen.Diesen Regionen stehen insgesamt 36 kreisfreie Städte und Kreise gegenüber, in denen bis 2050 mit einer rückläufigen Bevölkerungszahl zu rechnen ist:Die höchsten Rückgänge werden im Kreis Höxter (-14,3 Prozent), Olpe (-13,3 Prozent), Märkischen Kreis (-13 Prozent), im HSK (-11,4 Prozent) und in Siegen-Wittgenstein (-8,5 Prozent) erwartet.
In Brilon wird derzeit einen dritte Kita gebaut. Würde diese damit in der Zukunft schon wieder an Relevanz verlieren, wenn die Bevölkerung stark altert und der Nachwuchs fehlt? Das glaubt die Verwaltung nicht. Das Thema Kinderbetreuung habe aktuell einen großen Stellenwert und die meisten Eltern seien auf diese Betreuung angewiesen. „Die zukünftige Entwicklung geht dahin, dass auch die Inklusionskinder in die Regelkita gehen werden und damit mehr Platz erforderlich wird. Auch der pädagogische Anspruch an Kitas steigt aktuell enorm. Für weitere Förderung von Kindern sind weitere Räume erforderlich, die wahrscheinlich auch dann, wenn weniger Kinder da sind, gut genutzt werden können. Grundsätzlich ist das allerdings zu dem Zeitpunkt zu entscheiden, an dem sich die Frage stellt“, heißt es aus dem Rathaus.
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Schon Anfang der 2000er Jahre wurden Prognosen erstellt, dass in Brilon zukünftig deutlich weniger Menschen leben werden, als es heute der Fall ist. Aktuell werden zum Beispiel auf Grund dieser Entwicklung neue Kindertagesstätten errichtet und es fehlt an zur Verfügung stehenden Kindergartenplätzen.
Hochsauerlandkreis stellt sich für demografischen Wandel auf
Der HSK beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem demografischen Wandel und hat zuletzt das Zukunftsprogramm bis 2025 gemeinsam mit den Städten und Gemeinden erneuert. Politik und Verwaltung nehmen mit dem Zukunftsprogramm 2025 verstärkt die Handlungserfordernisse in den Blick, die sich aus absehbaren Veränderungen und aktuellen Themen wie „Demografischer Wandel“ oder „Klimaschutz“ ergeben.
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„Das Zukunftsprogramm ist ein verbindlicher strategischer Handlungsrahmen, der in insgesamt 13 Handlungsfeldern alle Bereiche der Kreisentwicklung abbildet. Für jedes Handlungsfeld wurden ein oder mehrere Ziele erarbeitet, die dazu beitragen, die Entwicklung des Hochsauerlandkreises nachhaltig zu gestalten“, sagt Martin Reuther, Pressesprecher des Hochsauerlandkreises. Durch jährliche Zielplanungskonferenzen wird eine kontinuierliche Zielerreichung sichergestellt. Kreistag und Kreisverwaltung sowie die Städte und Gemeinden tragen gemeinsam dafür Verantwortung, dass das Zukunftsprogramm erfolgreich umgesetzt wird.