Hochsauerlandkreis/Olsberg. Kaminöfen sind wegen der unklaren Gaslage gefragt. So sehr, dass sie knapp werden. Was Sie wissen müssen, wenn sie nun einen Ofen kaufen wollen.

Sommer, Sonne, Freibadwetter – normalerweise denkt da kaum jemand an die kalte Jahreszeit. Doch angesichts des Ukraine-Krieges und steigender Energiepreise suchen viele Menschen nach Alternativen, um im bevorstehenden Winter möglichst unabhängig von Gas- und Heizöl ihre Häuser und Wohnungen warm zu bekommen. Folge: Die Nachfrage nach Kaminöfen ist rasant gestiegen – auch hier bei uns im Sauerland. Wir haben darüber mit Peter Evers, Geschäftsführer des Kamin-Studios Evers in Olsberg, gesprochen.

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Ziel: Möglichst unabhängig sein

„Wir haben schon seit einigen Wochen sehr viele Anfragen im Kaminofenbereich. Seitdem Wirtschaftsminister Robert Habeck vor ein paar Tagen die 2. Stufe des Notfallplans Gas ausgerufen hat, hat sich der Andrang nochmal verstärkt. Die Menschen sorgen sich und wollen sich unabhängig machen“, erklärt Peter Evers. Da er mit Weitblick in diesem Jahr mehr Geräte eingekauft hat als sonst, könne er seinen Kunden und Kundinnen trotz der großen Nachfrage noch eine gute Auswahl aus seinem vorbestellten Bestand bieten, wenn sie nicht auf ein ganz bestimmtes Modell festgelegt seien. Denn: „Neubestellungen, die ich jetzt aufgebe, können frühestens wieder ab März 2023 geliefert werden“, so der Geschäftsmann.

Ein Feuer in einem Kaminofen in Bochum. Diese Form des Heizens ist wegen der unsicheren Gasversorgungslage im Winter sehr begehrt.
Ein Feuer in einem Kaminofen in Bochum. Diese Form des Heizens ist wegen der unsicheren Gasversorgungslage im Winter sehr begehrt. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

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Modelle zum Kochen und Backen

Das betrifft in seinem Geschäft zum Beispiel Kaminöfen, mit denen man nicht nur heizen, sondern auch kochen und backen kann: „Diese Geräte haben wir in den letzten Wochen vermehrt verkauft. Viele Menschen machen sich Sorgen und möchten nicht nur wärmetechnisch, sondern auch in dieser Hinsicht künftig unabhängiger sein“, sagt Peter Evers. Er zeigt ein solches Koch- und Heiz-Gerät, das vorne mit einer Backofen-Klappe und oben mit einem Ceranfeld ausgestattet ist. Ebenfalls dieses Jahr nicht mehr liefern könne er Wassergeführte Scheitholz-Öfen, mit denen auch Warmwasser produziert werden kann. „Auch in diesem Bereich war die Nachfrage sehr stark“, so Evers.

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Sehr gefragt: Kombi-Geräte

Sehr gefragt seien zurzeit auch Kombi-Geräte, die sowohl mit Pellets als auch mit Scheitholz befeuert werden können. Viele Kunden würden die Flexibilität schätzen, die diese Kaminöfen bieten. Peter Evers sieht gerade in der Pellet-Technik viele Vorteile. Sie sei sehr effektiv, man könne – im Gegensatz zum rein Holz beheizten Ofen - die Temperatur wie bei einer Heizung steuern. Bedienen könne man diese Geräte zum Beispiel auch mit dem Handy, wenn man gerade gar nicht zu Hause ist. Ein weiterer Vorteil: Pellets seien sehr einfach zu handhaben: „Einfach einen Sack reinschütten und fertig. Ein Stück Holz hat man dagegen im Schnitt sechs Mal angepackt, bis es im Ofen landet.“ Allerdings sei Holz zurzeit die günstigere Alternative. Der Preis für Pellets habe sich im vergangenen Jahr verdoppelt.

Preisanstieg

Natürlich hat aber nicht nur die Energie, sondern auch ein neuer Ofen seinen Preis – und auch da gibt es, wie zurzeit in fast allen Bereichen – einen deutlichen Anstieg. „Sowohl die Stahlherstellung als auch die Produktion der Schamotte-Steine in den Kaminöfen sind sehr energieintensiv. Hinzu kommt, dass auch die Frachtkosten stark gestiegen sind“, erklärt Peter Evers. Außerdem sei mit dem Asow-Stahlwerk in der Ukraine ein für Deutschland wichtiger Stahlproduzent weggebrochen. Zusätzlich verschärft würde die Situation dadurch, dass Transport- und Produktionsfirmen in Tschechien, der Slowakei und Ungarn inzwischen viele ukrainische Arbeitskräfte fehlen würden. Das alles führe dazu, dass Lieferketten in vielen Branchen nicht mehr reibungslos funktionieren, so der Olsberger Unternehmer, der diese Entwicklung auch im Bereich seines Baustoffhandels erlebt.

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Viele ältere Öfen müssen ausgetauscht werden

Übrigens sind es offenbar nicht nur die steigenden Energie-Kosten und der Wunsch nach möglichst autarker Versorgung, die aktuell für eine hohe Nachfrage sorgen. Verstärkt werde die Situation, so die Erfahrung von Peter Evers dadurch, dass entsprechend der Bundesimmissionsschutzverordnung bis zum 31. Dezember 2024 viele ältere Kaminöfen umgetauscht werden müssen, um die Feinstaubbelastung zu senken. Er rät allen Betroffenen, sich möglichst frühzeitig um eine Alternative zu kümmern.

Die Firma Evers – Bauen und Wohnen ist ein Familienunternehmen und hat neben Olsberg noch Niederlassungen in Büren und in Lichtenau. Gegründet wurde die Firma 1927 in Büren. Heute sind an allen drei Standorten 65 Mitarbeiter/innen beschäftigt. Seit 1956 gibt es in Olsberg eine Niederlassung. In den 70er Jahren kam kam zum Baustoffhandel der Ofen- und Kaminbau als Standbein hinzu.