Hochsauerlandkreis. Die Nutzung der Sonnenergie rückt auch im Sauerland mehr ins Blickfeld. Wo gibt es Pläne für neue Anlagen? Die Liste aus sieben Städten im HSK:

Angesichts von Klimawandel und Ukraine-Krieg gewinnt die Nutzung alternativer Energien auch bei uns im Sauerland immer mehr an Bedeutung. In den Fokus rückt damit auch verstärkt der Einsatz von Photovoltaik-Anlagen. Eine Anfrage bei den Städten im Altkreis Brilon zeigt: Die Nutzung der Sonnenenergie ist bei Privatleuten und Gewerbetreibenden zunehmen ein Thema und dementsprechend nehmen die Anfragen zu.

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Brilon: Zwei Freiflächen-Anlagen

In der Stadt Brilon gibt es bereits zwei Gewerbe- und Industriebetriebe mit größeren Freiflächenphotovoltaikanlagen. Auf einer Abraumhalde „Am Kirchloh“ hat ein Steinbruchbetrieb auf einer Teilfläche von ca. 0.8 Hektar eine Anlage errichtet. Eine weitere, private Anlage, gibt es schon seit einigen Jahren auf einer Betriebsfläche an der Xaveriusstraße. Auf Anfrage der WP teilt die Stadt Brilon mit, dass es zurzeit keine Bauleitplanverfahren zur Schaffung von Flächen für Freiflächenphotovoltaikanlagen gibt. Aber: Forciert durch die aktuelle Thematik der Energiewende gebe es in den letzten Monaten vermehrt Anfragen.

Montage  von Photovoltaikmodulen auf dem Dach eines Wohnhauses.
Montage von Photovoltaikmodulen auf dem Dach eines Wohnhauses. © dpa | Marijan Murat

Die Stadt weist darauf hin, dass für Freiflächenphotovoltaik als selbstständige Anlage im Außenbereich, zunächst ein Bebauungsplan aufgestellt werden muss. Dabei sei zu beachten, dass entsprechend dem Landesentwicklungsplan NRW Belangen des „Freiraumschutzes“ und des Landschaftsbildes Rechnung getragen werden muss. So dürfe es sich nicht um neue Standorte handeln, sondern nur um Flächen, die durch eine frühere Nutzung baulich vorgeprägt seien oder als künstliche Bauwerke errichtet wurden. Mit Blick auf städtische Gebäude strebt die Stadt Brilon die Nutzung der Sonnenergie an: 19 Anlagen sind für städtischen Gebäude im Rahmen des Förderprogramms „Progress“ beantragt worden – für zehn liegt bereits ein Förderbescheid vor, sechs sind schon beauftragt. Außerdem betreiben die Stadtwerke eine Photovoltaikanlage auf der Vierfachturnhalle am Schulzentrum.

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Olsberg: Stadt fördert „Balkonkraftwerke“

In der Stadt Olsberg gibt es bisher noch keine Freiflächen-Photovoltaikanlagen; aktuell sind in der Stadtverwaltung auch keine entsprechenden Planungen von privater Seite bekannt. Jörg Fröhling, Sprecher der Stadt teilte mit: „Durch die geplanten Gesetzesänderungen soll die Flächenkulisse bezüglich der EEG-Förderung erweitert werden. Insofern könnte sich der aktuelle Sachstand in nächster Zeit auch ändern. Die Stadt Olsberg hat zwei größere Dachflächen städtischer Gebäude für die Nutzung von Photovoltaikanlagen an private Vorhabenträger verpachtet. Die Stadt weist in diesem Zusammenhang auch noch mal darauf hin, dass Bürger/innen, die künftig mit Hilfe der Sonnenkraft Energie erzeugen möchten, von der Stadt unterstützt werden. Gefördert werden sowohl private Photovoltaik-Anlagen als auch Mini-Solaranlagen für Balkone – so genannte „Balkonkraftwerke.“

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Marsberg: Drei Freiflächen-Anlagen in Betrieb

Im Marsberger Stadtgebiet sind derzeit drei Freiflächen-Photovoltaikanlagen in Betrieb, die sich im Gewerbegebiet oder im Mischgebiet befinden. Es gibt aber offenbar noch weitere Interessenten. Die Stadt teilt mit, dass sie aktuell verschiedene Anfragen zur Errichtung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen im Außenbereich erhält. Allerdings werde in Marsberg derzeit kein Planverfahren zur Ausweisung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen vorangetrieben. Grundsätzlich sei es wichtig, die Planung solcher Anlagen nicht in Einzelfällen zu betrachten. Erforderlich sei eine „flächenübergreifende und umfangreiche konzeptionelle Steuerung, bei der alle Raumnutzungsansprüche Berücksichtigung finden müssen“. Insbesondere bei Umbauten wie Stadtarchiv und Bibliothek oder dem geplanten Neubau (Rathausanbau) kommunaler Gebäude werden, so die Stadt, die Möglichkeiten zur Nutzung von Photovoltaik auf Dachflächen intensiv geprüft. Einige Dächer kommunaler Gebäude (u.a. Gymnasium, städt. Betriebshof) werden der Bürgerenergiegenossenschaft Marsberg zwecks Photovoltaik-Nutzung zur Verfügung gestellt.

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Winterberg: Potenzialstudie wird erarbeitet

Zwei Freiflächen-Photovoltaikanlagen gibt es im Winterberger Stadtgebiet. Sie liegen innerhalb von Gewerbegebieten. Schon 2009 wurde eine Anlage im Gewerbegebiet Lamfert errichtet, eine weitere befindet sich in Siedlinghausen (Burmecke). Ein weiterer Standort, der angefragt wurde, sei aus regionalplanerischen Gründen allerdings nicht umsetzbar gewesen, so die Stadt.

Nach Angaben der Stadt gibt es weitere Interessenten für Freiflächen-Anlagen. Zurzeit wird eine Potenzialstudie für Freiflächen-Photovoltaikanlagen für das gesamte Stadtgebiet erarbeitet, deren Ergebnisse nun zunächst abgewartet werden sollen. Eine Machbarkeitsstudie soll es mit Blick auf städtische Gebäude geben. Bei positivem Förderbescheid soll die Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. Die Stadt Winterberg hat zudem in diesem Jahr ein städtisches Förderprogramm für PV-Anlagen auf privaten Dächern aufgelegt. Die Förderung erfolgt mit einem Pauschalbetrag von 500 Euro. Konkret können mit dem städtischen Fördertopf von 20.000 Euro im Jahr 2022 somit insgesamt 40 Anlagen gefördert werden. Linda Brieden, Sprecherin der Stadt Winterberg: „Der größte Teil der Fördermittel wurde bereits von Bürgerinnen und Bürgern abgerufen. Das zeigt, dass das Thema Photovoltaik auf Dächern bereits angekommen ist.“

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Medebach: Potentialanalyse Thema im Rat

Auch im Bereich der Stadt Medebach gibt es bereits Freiflächenanlagen – eine im Gewerbegebiet mit einer Größe von 2.700 Quadratmetern und eine im Industriegebiet mit ca. 4000 m². Außerdem werden in Referinghausen landwirtschaftliche Dachflächen und Aufstellflächen für drehbare PV-Anlagen genutzt. Aktuell gebe es mehrere Anfragen für die Errichtung größerer Freiflächenanlagen so Bürgermeister Thomas Grosche. Er sagt: „Im Moment sind Flächen nur in bestimmten Bereichen möglich, an denen der Flächennutzungsplan dies zulässt. Im Außenbereich ist eine Genehmigungsfähigkeit daher zurzeit nur sehr schwer möglich. Daher warten wir alle gespannt auf die angekündigten neuen gesetzlichen Reglungen für erneuerbare Energien aus Berlin.“ In der letzten Ratssitzung hat die CDU-Fraktion übrigens beantragt, eine Photovoltaik-Freiflächen-Potentialanalyse für das Stadtgebiet Medebach durchzuführen. Thomas Grosche erklärt, dass die Stadt gerade dabei sei, Angebote dazu einzuholen und mögliche Förderungen abzuklären. In der nächsten Ratssitzung am 23. Juni soll es dazu voraussichtlich eine Beschlussvorlage geben.

Hallenberg: Mögliche Fläche oberhalb des Bauhofs

In Hallenberg gibt es bislang noch keine größere Anlage. Aktuell seien aber, so Bürgermeister Enrico Eppner, erste Flächen sowohl städtisch als auch privat/gewerblich in Planung. Er verweist darauf, dass der Rat beschlossen habe, das Thema Freiflächenphotovoltaik „proaktiv“ anzugehen. Die Verwaltung habe daraufhin potenzielle Flächen analysiert und u.a. eine Fläche oberhalb des Bauhofes in Hallenberg von rund 5,2 ha vorgestellt. Gemeinsam mit dem Rat wurde erarbeitet, dass ein möglicher Betrieb durch heimische Unternehmen stattfinden kann. Die Fläche mit einer potenziellen PV-Generatorenleistung nach derzeitigem Stand von ca. 6.200,00 kWp sei jedoch als raumbedeutsam einzustufen. Deshalb sei ein Regionalplanänderungsverfahren notwendig. Die Verwaltung sei deshalb mit allen übergeordneten Behörden in der Bearbeitung.

Blick nach Bestwig

In der Gemeinde Bestwig gibt es übrigens große Pläne für Photovoltaik: Auf Bestwiger Gemeinde-Gebiet entlang der A46 sollen auf so vielen Flächen wie möglich Freiflächen-Photovoltaikanlagen entstehen können. Darauf hat sich der Gemeindeentwicklungsausschuss einstimmig geeinigt und damit den Weg für weitere mögliche Investoren geebnet.