Brilon. Hochbegabte Kindern fördern, kann für Eltern eine Herausforderung sein. Bianca Kröger ist Lerncoach und erklärt, was alles zu beachten ist.

Hochbegabte Kinder gelten in der Schule als etwas Besonderes. Damit können Probleme vieler Arten im Sozial- und Bildungsbereich einhergehen. Unterstützung ist notwendig. Nicht nur für die Sprösslinge, sondern oft auch für die Eltern. Bianca Kröger aus Brilon ist Lerncoach und auf hochbegabte Kinder spezialisiert. Sie erklärt, welche Herausforderungen auf alle Beteiligten warten und wie am besten geholfen werden kann.

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Mit einem Intelligenztest lässt sich herausfinden, ob der eigene Nachwuchs hochbegabt ist oder nicht. In der Regel machen dies Psychologen. Aber auch in späteren Jahren lässt sich dieser Test noch problemlos durchführen. Es gibt jedoch schon Merkmale, die auch für Laien erkennbar sind. Das Kind lernt schnell, ist anderen Altersgruppen voraus, ist sprachlich anderen vielleicht schon voraus, formuliert komplexe Sätze. Das kann sich schon vor dem Eintritt in den Kindergarten zeigen. „Andere zeigen es gar nicht, weil sie nicht so leistungsorientiert sind und sich auf die sozialen Aspekte konzentrieren. Das kann dann auch mal mit 17 auffallen oder nach über 50 Jahren.“

Bianca Kröger aus Brilon ist Lerncoach und arbeitet unter anderem mit hochbegabten Kindern und deren Eltern.
Bianca Kröger aus Brilon ist Lerncoach und arbeitet unter anderem mit hochbegabten Kindern und deren Eltern. © Janina Wegner

Die Kinder sind schnell unterfordert, brauchen Beschäftigungen, die sie herausfordern. Laut Kröger neigen Jungs dazu, unruhig und wütend zu werden. Mädchen hingegen beginnen zu träumen oder entwickeln Schmerzen beispielsweise in Kopf und Bauch. Das schwierige ist, dass genau diese Symptome auch auftreten, wenn Kinder überfordert sind und so in vielen Fällen zunächst eine Lernstörung vermutet wird und nur selten eine Hochbegabung. Viele Sprösslinge würden sich dann an die anderen in der Kita oder Grundschule anpassen. „Spätestens am Gymnasium oder der weiterführenden Schule bringt das Probleme, weil die Kinder nicht wissen, wie man lernt, und auch nicht mit Fehlern umzugehen wissen. Sie stellen sich dann in Frage und werden ängstlich“, sagt die Expertin.

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Deswegen ist es wichtig an mehren Fronten zu arbeiten, um den Umgang mit Hochbegabten bestmöglich zu gestalten. In der Schule sollten Lehrer eine offene Haltung gegenüber der Begabung haben, wenn diese vermutet wird. Wenn gesehen wird, dass sich das Kind langweilt, weil die Aufgabe zu leicht ist, können neue Herausforderungen geschaffen werden, um das selbstregulierte Lernen zu fördern. Selbstreguliertes Lernen bedeutet, dass Lernende sich eigenständig Ziele für ihren Lernprozess setzen, Strategien auswählen und anwenden, um diese Ziele zu erreichen, den Lernprozess überwachen, das Ergebnis ihres Handelns bewerten und die Erkenntnisse daraus für zukünftiges Lernen nutzen können.

Herausforderungen für hochbegabte Kinder

Um Herausforderungen zu bieten, würde sich auch beispielsweise ein Frühstudium anbieten, damit die Motivation steigt oder auch Wettbewerbe, wie die Matheolympiade. „Die Schulen können den Kindern gerecht werden. An manchen Schulen lassen sich auch zwei Fremdsprachen parallel lernen.“

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Alternativ ist es auch möglich, dass das Kind eine Klasse überspringt. Vorteil: neue Inhalte, die im Idealfall fordernd sind. Nachteil ist hingegen gegebenenfalls, dass der Schüler aus dem Klassengefüge herausgenommen wird. Ein neues Umfeld, andere Interessen bei Kindern, die älter und emotional reifer sind. Das muss kein Problem sein. Krögers Tochter übersprang probehalber die vierte Klasse und war nach wenigen Tagen begeistert vom neuen Umfeld und bestens integriert.

Brilonerin hilft Kindern in der Schule und privat

In ihrer Arbeit versucht Kröger das Kind in unterschiedlichen Bereichen aufzufangen. Fehlt es an Motivation? Warum wird Leistung verweigert? Die 52-Jährige gibt dann Tipps, wie beispielsweise mit Fehlern umgegangen werden kann, wie Lerntechniken und Zeitmanagement aussehen können. Ohne Druck und Stress sollen die Kinder ihren Weg finden können. Kröger weist aber auch darauf hin, dass auch Kinder die knapp unterhalb der Hochbegabungsgrenze liegen mit den Gleichen Vor- und Nachteilen konfrontiert sind, wie hochbegabter Nachwuchs.

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Aber auch die Eltern spielen beim Thema Hochbegabung eine wichtige Rolle. Sie müssen die Kinder begleiten, wenn sie in Wut verfallen oder nicht lernen wollen. „Oft erfahren sie auch Neid von anderen Eltern, weil die Leistungen des Kindes als Angeberei betrachtet werden. Die Probleme von hochbegabten Kinder werden als Luxusprobleme abgetan, weil es schlau ist“, sagt Kröger. Die Kinder stellen neugierig zig Fragen am Tag, die Interessen entwickeln sich weiter, Freizeitangebote sind eventuell weit weg. „Da ist man fertig abends.“ Für diese Eltern gibt es die Möglichkeit eines Erfahrungsaustausches im Rahmen eines Gesprächskreises in Meschede. So haben nicht nur die Kinder Rückhalt von unterschiedlichen Seiten, sondern auch Mütter und Väter, die vom Wissensschatz anderer profitieren können.